Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Solennitäten unterwegens geblieben, nem-
lich, es wären keine Sauen gemacht wor-
den, und die übrige
Prostibulation hätte auch
unterwegens bleiben können. Davor
muß ich sagen, daß der
Organiste 1000. mahl
mehr Verstand in seinem kleinen Finger hat,
denn es wird mir und ihm, sonderlich, so
lange ich die
Calicanten Charge verwaltet habe,
kein Mensch nachsagen können, daß wir nur
das geringste Ferckel, geschweige denn sol-
che Sauen in der
Music gemacht hätten, als
am vergangenen Sonntage herum gelauf-
fen sind. Jn der
Musica ist die Harmonica die al-
lerschönste Tugend, und diese muß sich nicht
allein in den Geigen und Pfeiffen, sondern
auch unter den Personen finden lassen, aber
ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels
giebt, welche den
Calicanten weit geringer
schätzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer-
Jungen, der kaum in die Lehre getreten ist,
welcher Unverstand aber von der löblichen
Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit
ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock-
Strafe belegt werden solte. Jch hoffe also
meine Unschuld klar genug dargethan zu
haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin,
meine schrifftlichen Sachen sehr kurtz zu fas-
sen, so bitte Ew. Hoch Ehrwürd und Hoch-
gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu
sprechen, und dem
Cantor, wenn sie ihm ja die
Strafe schencken wollen, dahin anzuwei-
sen, daß er sich in Zukunfft besser mit mir
con-

firmi-

Solennitaͤten unterwegens geblieben, nem-
lich, es waͤren keine Sauen gemacht wor-
den, und die uͤbrige
Proſtibulation haͤtte auch
unterwegens bleiben koͤnnen. Davor
muß ich ſagen, daß der
Organiſte 1000. mahl
mehr Verſtand in ſeinem kleinen Finger hat,
denn es wird mir und ihm, ſonderlich, ſo
lange ich die
Calicanten Charge verwaltet habe,
kein Menſch nachſagen koͤnnen, daß wir nur
das geringſte Ferckel, geſchweige denn ſol-
che Sauen in der
Muſic gemacht haͤtten, als
am vergangenen Sonntage herum gelauf-
fen ſind. Jn der
Muſica iſt die Harmonica die al-
lerſchoͤnſte Tugend, und dieſe muß ſich nicht
allein in den Geigen und Pfeiffen, ſondern
auch unter den Perſonen finden laſſen, aber
ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels
giebt, welche den
Calicanten weit geringer
ſchaͤtzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer-
Jungen, der kaum in die Lehre getreten iſt,
welcher Unverſtand aber von der loͤblichen
Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit
ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock-
Strafe belegt werden ſolte. Jch hoffe alſo
meine Unſchuld klar genug dargethan zu
haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin,
meine ſchrifftlichen Sachen ſehr kurtz zu faſ-
ſen, ſo bitte Ew. Hoch Ehrwuͤrd und Hoch-
gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu
ſprechen, und dem
Cantor, wenn ſie ihm ja die
Strafe ſchencken wollen, dahin anzuwei-
ſen, daß er ſich in Zukunfft beſſer mit mir
con-

firmi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div n="1">
                <p>
                  <pb facs="#f0452" n="438"/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Solennit</hi> </hi> <hi rendition="#fr">a&#x0364;ten unterwegens geblieben, nem-<lb/>
lich, es wa&#x0364;ren keine Sauen gemacht wor-<lb/>
den, und die u&#x0364;brige</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Pro&#x017F;tibulation</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ha&#x0364;tte auch<lb/>
unterwegens bleiben ko&#x0364;nnen. Davor<lb/>
muß ich &#x017F;agen, daß der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Organi&#x017F;t</hi> </hi> <hi rendition="#fr">e 1000. mahl<lb/>
mehr Ver&#x017F;tand in &#x017F;einem kleinen Finger hat,<lb/>
denn es wird mir und ihm, &#x017F;onderlich, &#x017F;o<lb/>
lange ich die</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Calicant</hi> </hi> <hi rendition="#fr">en</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Charge</hi> </hi> <hi rendition="#fr">verwaltet habe,<lb/>
kein Men&#x017F;ch nach&#x017F;agen ko&#x0364;nnen, daß wir nur<lb/>
das gering&#x017F;te Ferckel, ge&#x017F;chweige denn &#x017F;ol-<lb/>
che Sauen in der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Mu&#x017F;ic</hi> </hi> <hi rendition="#fr">gemacht ha&#x0364;tten, als<lb/>
am vergangenen Sonntage herum gelauf-<lb/>
fen &#x017F;ind. Jn der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Mu&#x017F;ica</hi> </hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t die</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Harmonica</hi> </hi> <hi rendition="#fr">die al-<lb/>
ler&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Tugend, und die&#x017F;e muß &#x017F;ich nicht<lb/>
allein in den Geigen und Pfeiffen, &#x017F;ondern<lb/>
auch unter den Per&#x017F;onen finden la&#x017F;&#x017F;en, aber<lb/>
ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels<lb/>
giebt, welche den</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Calicant</hi> </hi> <hi rendition="#fr">en weit geringer<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer-<lb/>
Jungen, der kaum in die Lehre getreten i&#x017F;t,<lb/>
welcher Unver&#x017F;tand aber von der lo&#x0364;blichen<lb/>
Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit<lb/>
ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock-<lb/>
Strafe belegt werden &#x017F;olte. Jch hoffe al&#x017F;o<lb/>
meine Un&#x017F;chuld klar genug dargethan zu<lb/>
haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin,<lb/>
meine &#x017F;chrifftlichen Sachen &#x017F;ehr kurtz zu fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o bitte Ew. Hoch Ehrwu&#x0364;rd und Hoch-<lb/>
gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu<lb/>
&#x017F;prechen, und dem</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cantor,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">wenn &#x017F;ie ihm ja die<lb/>
Strafe &#x017F;chencken wollen, dahin anzuwei-<lb/>
&#x017F;en, daß er &#x017F;ich in Zukunfft be&#x017F;&#x017F;er mit mir</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">con-</hi> </hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">firmi-</hi> </hi> </fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0452] Solennitaͤten unterwegens geblieben, nem- lich, es waͤren keine Sauen gemacht wor- den, und die uͤbrige Proſtibulation haͤtte auch unterwegens bleiben koͤnnen. Davor muß ich ſagen, daß der Organiſte 1000. mahl mehr Verſtand in ſeinem kleinen Finger hat, denn es wird mir und ihm, ſonderlich, ſo lange ich die Calicanten Charge verwaltet habe, kein Menſch nachſagen koͤnnen, daß wir nur das geringſte Ferckel, geſchweige denn ſol- che Sauen in der Muſic gemacht haͤtten, als am vergangenen Sonntage herum gelauf- fen ſind. Jn der Muſica iſt die Harmonica die al- lerſchoͤnſte Tugend, und dieſe muß ſich nicht allein in den Geigen und Pfeiffen, ſondern auch unter den Perſonen finden laſſen, aber ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels giebt, welche den Calicanten weit geringer ſchaͤtzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer- Jungen, der kaum in die Lehre getreten iſt, welcher Unverſtand aber von der loͤblichen Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock- Strafe belegt werden ſolte. Jch hoffe alſo meine Unſchuld klar genug dargethan zu haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin, meine ſchrifftlichen Sachen ſehr kurtz zu faſ- ſen, ſo bitte Ew. Hoch Ehrwuͤrd und Hoch- gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu ſprechen, und dem Cantor, wenn ſie ihm ja die Strafe ſchencken wollen, dahin anzuwei- ſen, daß er ſich in Zukunfft beſſer mit mir con- firmi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/452
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/452>, abgerufen am 25.04.2024.