Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

sind, ich werde aber dieselben nebst dem
Verehnres-würdigen
Portrait meiner Le-
bens-Erretterin, schon dergestalt zu ver-
bergen wissen, daß keine Verrätherey daraus
entstehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer-
nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer
beständigen Gnads, und beharre Zeit-Le-
bens

Dero
gehorsamster Knecht.

Auf das erstere mahl ein mehrers zu schreiben,
hielt nicht vor rathsam, weilen von dieser Person
Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen
informirt war, sondern erstlich abwarten wolte,
worzu sie sich in Zukunfft entweder schrifftlich oder
mündlich weiter erklären, und wie es mit meiner
Loßlassung halten würde. Demnach versteckte ich
das gantz subtil zusammen gerollte Pappier in ein
Stücklein ausgehöltes Wachs-Licht, gab es mei-
nem kleinen Mohren, selbiges seiner Schwester ein-
zuhändigen, mit dem Bedeuten, daß diese, eben
dieses Stück Wachs-Licht, derjenigen Person zu-
rück geben solte, welche mir die höltzerne Büchse
zugeschickt hätte.

Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht
ebenfalls in einem Stücklein Wachs-Lichte einge-
hüllet, daß unsere Correspondenz dieses mahl
glücklich abgelauffen wäre, und 4. Tage hernach
wurde ich vor den Kayser geführet, welcher, indem
ich mich vor ihm niedergeleget, also zu mir sprach:
Höre, Sclav! aus besondern Ursachen habe ich dir
nicht allein dein Leben geschenckt, sondern auch zu-

gegeben,

ſind, ich werde aber dieſelben nebſt dem
Verehnres-wuͤrdigen
Portrait meiner Le-
bens-Erretterin, ſchon dergeſtalt zu ver-
bergen wiſſen, daß keine Verraͤtherey daraus
entſtehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer-
nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer
beſtaͤndigen Gnads, und beharre Zeit-Le-
bens

Dero
gehorſamſter Knecht.

Auf das erſtere mahl ein mehrers zu ſchreiben,
hielt nicht vor rathſam, weilen von dieſer Perſon
Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen
informirt war, ſondern erſtlich abwarten wolte,
worzu ſie ſich in Zukunfft entweder ſchrifftlich oder
muͤndlich weiter erklaͤren, und wie es mit meiner
Loßlaſſung halten wuͤrde. Demnach verſteckte ich
das gantz ſubtil zuſammen gerollte Pappier in ein
Stuͤcklein ausgehoͤltes Wachs-Licht, gab es mei-
nem kleinen Mohren, ſelbiges ſeiner Schweſter ein-
zuhaͤndigen, mit dem Bedeuten, daß dieſe, eben
dieſes Stuͤck Wachs-Licht, derjenigen Perſon zu-
ruͤck geben ſolte, welche mir die hoͤltzerne Buͤchſe
zugeſchickt haͤtte.

Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht
ebenfalls in einem Stuͤcklein Wachs-Lichte einge-
huͤllet, daß unſere Correſpondenz dieſes mahl
gluͤcklich abgelauffen waͤre, und 4. Tage hernach
wurde ich vor den Kayſer gefuͤhret, welcher, indem
ich mich vor ihm niedergeleget, alſo zu mir ſprach:
Hoͤre, Sclav! aus beſondern Urſachen habe ich dir
nicht allein dein Leben geſchenckt, ſondern auch zu-

gegeben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p>
                <pb facs="#f0122" n="114"/> <hi rendition="#fr">&#x017F;ind, ich werde aber die&#x017F;elben neb&#x017F;t dem<lb/>
Verehnres-wu&#x0364;rdigen</hi> <hi rendition="#aq">Portrait</hi> <hi rendition="#fr">meiner Le-<lb/>
bens-Erretterin, &#x017F;chon derge&#x017F;talt zu ver-<lb/>
bergen wi&#x017F;&#x017F;en, daß keine Verra&#x0364;therey daraus<lb/>
ent&#x017F;tehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer-<lb/>
nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Gnads, und beharre Zeit-Le-<lb/>
bens</hi> </p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et">Dero<lb/><hi rendition="#fr">gehor&#x017F;am&#x017F;ter Knecht.</hi></hi> </salute>
              </closer>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <p>Auf das er&#x017F;tere mahl ein mehrers zu &#x017F;chreiben,<lb/>
hielt nicht vor rath&#x017F;am, weilen von die&#x017F;er Per&#x017F;on<lb/>
Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen<lb/><hi rendition="#aq">informirt</hi> war, &#x017F;ondern er&#x017F;tlich abwarten wolte,<lb/>
worzu &#x017F;ie &#x017F;ich in Zukunfft entweder &#x017F;chrifftlich oder<lb/>
mu&#x0364;ndlich weiter erkla&#x0364;ren, und wie es mit meiner<lb/>
Loßla&#x017F;&#x017F;ung halten wu&#x0364;rde. Demnach ver&#x017F;teckte ich<lb/>
das gantz <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi> zu&#x017F;ammen gerollte Pappier in ein<lb/>
Stu&#x0364;cklein ausgeho&#x0364;ltes Wachs-Licht, gab es mei-<lb/>
nem kleinen Mohren, &#x017F;elbiges &#x017F;einer Schwe&#x017F;ter ein-<lb/>
zuha&#x0364;ndigen, mit dem Bedeuten, daß die&#x017F;e, eben<lb/>
die&#x017F;es Stu&#x0364;ck Wachs-Licht, derjenigen Per&#x017F;on zu-<lb/>
ru&#x0364;ck geben &#x017F;olte, welche mir die ho&#x0364;ltzerne Bu&#x0364;ch&#x017F;e<lb/>
zuge&#x017F;chickt ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht<lb/>
ebenfalls in einem Stu&#x0364;cklein Wachs-Lichte einge-<lb/>
hu&#x0364;llet, daß un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz</hi> die&#x017F;es mahl<lb/>
glu&#x0364;cklich abgelauffen wa&#x0364;re, und 4. Tage hernach<lb/>
wurde ich vor den Kay&#x017F;er gefu&#x0364;hret, welcher, indem<lb/>
ich mich vor ihm niedergeleget, al&#x017F;o zu mir &#x017F;prach:<lb/>
Ho&#x0364;re, Sclav! aus be&#x017F;ondern Ur&#x017F;achen habe ich dir<lb/>
nicht allein dein Leben ge&#x017F;chenckt, &#x017F;ondern auch zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gegeben,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0122] ſind, ich werde aber dieſelben nebſt dem Verehnres-wuͤrdigen Portrait meiner Le- bens-Erretterin, ſchon dergeſtalt zu ver- bergen wiſſen, daß keine Verraͤtherey daraus entſtehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer- nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer beſtaͤndigen Gnads, und beharre Zeit-Le- bens Dero gehorſamſter Knecht. Auf das erſtere mahl ein mehrers zu ſchreiben, hielt nicht vor rathſam, weilen von dieſer Perſon Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen informirt war, ſondern erſtlich abwarten wolte, worzu ſie ſich in Zukunfft entweder ſchrifftlich oder muͤndlich weiter erklaͤren, und wie es mit meiner Loßlaſſung halten wuͤrde. Demnach verſteckte ich das gantz ſubtil zuſammen gerollte Pappier in ein Stuͤcklein ausgehoͤltes Wachs-Licht, gab es mei- nem kleinen Mohren, ſelbiges ſeiner Schweſter ein- zuhaͤndigen, mit dem Bedeuten, daß dieſe, eben dieſes Stuͤck Wachs-Licht, derjenigen Perſon zu- ruͤck geben ſolte, welche mir die hoͤltzerne Buͤchſe zugeſchickt haͤtte. Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht ebenfalls in einem Stuͤcklein Wachs-Lichte einge- huͤllet, daß unſere Correſpondenz dieſes mahl gluͤcklich abgelauffen waͤre, und 4. Tage hernach wurde ich vor den Kayſer gefuͤhret, welcher, indem ich mich vor ihm niedergeleget, alſo zu mir ſprach: Hoͤre, Sclav! aus beſondern Urſachen habe ich dir nicht allein dein Leben geſchenckt, ſondern auch zu- gegeben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/122
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/122>, abgerufen am 18.04.2024.