Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite
nen und Sprachen/ in andern Gesellschafften be-
hutsam und vernünfftig reden.
Amandus.
Es sey welches es sey; so trag ich im gering-
sten keine Beliebung zu solchen Schulpossen/ viel
weniger zu so tauren und täglichen lernen. Mein
Kopff wil lieber andere lustige Gesellschafft/ als
diese/ vertragen. Was soll ich meine Jugend/
meinen geschickten Leib/ und meine besten Jahre
in solcher Müheseligkeit mit Studieren und Cal-
mäusern zubringen. Jch werde doch kein hoher
und vornehmer Professor oder Magnificus wer-
den/ bedarffs auch nicht/ und wundert mich/ wie
doch mein Vater auff solche Gedancken gerathen/
mich in die Schule zu stecken und studieren zu las-
sen/ da er doch gar wohl sihet/ was für ein elend
und verachtet Ding es umb einen Studenten ist/
und die meisten aus Mangel der Mittel/ oder ihr
Brodt anderswo zu suchen/ nothzwänglich zu dem
Studieren greiffen müssen. Viel besser ist es
ein immer freyes Leben zu führen/ niemand zu ge-
horsamen/ sein eigener Herr zu seyn/ und sich von
andern bedienen und auffwarten lassen. Worzu
ist das Geld sonsten nütze/ als dessen in seiner Ju-
gend zu geniessen; an andere gute Exercitia, fech-
ten/ reiten/ tantzen und andere gute nasse Wahre
zu legen/ bey iederman ihm einen statlichen Nah-
men/ absonderlich aber das Frauen-Zimmer ih-
nen Favorabel und geneigt zu machen. Darümb/
mein liebster Floretto, lasset euch das studieren
nen und Sprachen/ in andern Geſellſchafften be-
hutſam und vernuͤnfftig reden.
Amandus.
Es ſey welches es ſey; ſo trag ich im gering-
ſten keine Beliebung zu ſolchen Schulpoſſen/ viel
weniger zu ſo tauren und taͤglichen lernen. Mein
Kopff wil lieber andere luſtige Geſellſchafft/ als
dieſe/ vertragen. Was ſoll ich meine Jugend/
meinen geſchickten Leib/ und meine beſten Jahre
in ſolcher Muͤheſeligkeit mit Studieren und Cal-
maͤuſern zubringen. Jch werde doch kein hoher
und vornehmer Profeſſor oder Magnificus wer-
den/ bedarffs auch nicht/ und wundert mich/ wie
doch mein Vater auff ſolche Gedancken gerathen/
mich in die Schule zu ſtecken und ſtudieren zu laſ-
ſen/ da er doch gar wohl ſihet/ was fuͤr ein elend
und verachtet Ding es umb einen Studenten iſt/
und die meiſten aus Mangel der Mittel/ oder ihr
Brodt anderswo zu ſuchen/ nothzwaͤnglich zu dem
Studieren greiffen muͤſſen. Viel beſſer iſt es
ein immer freyes Leben zu fuͤhren/ niemand zu ge-
horſamen/ ſein eigener Herr zu ſeyn/ und ſich von
andern bedienen und auffwarten laſſen. Worzu
iſt das Geld ſonſten nuͤtze/ als deſſen in ſeiner Ju-
gend zu genieſſen; an andere gute Exercitia, fech-
ten/ reiten/ tantzen und andere gute naſſe Wahre
zu legen/ bey iederman ihm einen ſtatlichen Nah-
men/ abſonderlich aber das Frauen-Zimmer ih-
nen Favorabel und geneigt zu machen. Daruͤmb/
mein liebſter Floretto, laſſet euch das ſtudieren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FLO">
            <p><pb facs="#f0015"/>
nen und Sprachen/ in andern Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften be-<lb/>
hut&#x017F;am und vernu&#x0364;nfftig reden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Amandus.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Es &#x017F;ey welches es &#x017F;ey; &#x017F;o trag ich im gering-<lb/>
&#x017F;ten keine Beliebung zu &#x017F;olchen Schulpo&#x017F;&#x017F;en/ viel<lb/>
weniger zu &#x017F;o tauren und ta&#x0364;glichen lernen. Mein<lb/>
Kopff wil lieber andere lu&#x017F;tige Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft/ als<lb/>
die&#x017F;e/ vertragen. Was &#x017F;oll ich meine Jugend/<lb/>
meinen ge&#x017F;chickten Leib/ und meine be&#x017F;ten Jahre<lb/>
in &#x017F;olcher Mu&#x0364;he&#x017F;eligkeit mit Studieren und Cal-<lb/>
ma&#x0364;u&#x017F;ern zubringen. Jch werde doch kein hoher<lb/>
und vornehmer Profe&#x017F;&#x017F;or oder Magnificus wer-<lb/>
den/ bedarffs auch nicht/ und wundert mich/ wie<lb/>
doch mein Vater auff &#x017F;olche Gedancken gerathen/<lb/>
mich in die Schule zu &#x017F;tecken und &#x017F;tudieren zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ da er doch gar wohl &#x017F;ihet/ was fu&#x0364;r ein elend<lb/>
und verachtet Ding es umb einen Studenten i&#x017F;t/<lb/>
und die mei&#x017F;ten aus Mangel der Mittel/ oder ihr<lb/>
Brodt anderswo zu &#x017F;uchen/ nothzwa&#x0364;nglich zu dem<lb/>
Studieren greiffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Viel be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t es<lb/>
ein immer freyes Leben zu fu&#x0364;hren/ niemand zu ge-<lb/>
hor&#x017F;amen/ &#x017F;ein eigener Herr zu &#x017F;eyn/ und &#x017F;ich von<lb/>
andern bedienen und auffwarten la&#x017F;&#x017F;en. Worzu<lb/>
i&#x017F;t das Geld &#x017F;on&#x017F;ten nu&#x0364;tze/ als de&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;einer Ju-<lb/>
gend zu genie&#x017F;&#x017F;en; an andere gute <hi rendition="#aq">Exercitia,</hi> fech-<lb/>
ten/ reiten/ tantzen und andere gute na&#x017F;&#x017F;e Wahre<lb/>
zu legen/ bey iederman ihm einen &#x017F;tatlichen Nah-<lb/>
men/ ab&#x017F;onderlich aber das Frauen-Zimmer ih-<lb/>
nen Favorabel und geneigt zu machen. Daru&#x0364;mb/<lb/>
mein lieb&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Floretto,</hi> la&#x017F;&#x017F;et euch das &#x017F;tudieren<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0015] nen und Sprachen/ in andern Geſellſchafften be- hutſam und vernuͤnfftig reden. Amandus. Es ſey welches es ſey; ſo trag ich im gering- ſten keine Beliebung zu ſolchen Schulpoſſen/ viel weniger zu ſo tauren und taͤglichen lernen. Mein Kopff wil lieber andere luſtige Geſellſchafft/ als dieſe/ vertragen. Was ſoll ich meine Jugend/ meinen geſchickten Leib/ und meine beſten Jahre in ſolcher Muͤheſeligkeit mit Studieren und Cal- maͤuſern zubringen. Jch werde doch kein hoher und vornehmer Profeſſor oder Magnificus wer- den/ bedarffs auch nicht/ und wundert mich/ wie doch mein Vater auff ſolche Gedancken gerathen/ mich in die Schule zu ſtecken und ſtudieren zu laſ- ſen/ da er doch gar wohl ſihet/ was fuͤr ein elend und verachtet Ding es umb einen Studenten iſt/ und die meiſten aus Mangel der Mittel/ oder ihr Brodt anderswo zu ſuchen/ nothzwaͤnglich zu dem Studieren greiffen muͤſſen. Viel beſſer iſt es ein immer freyes Leben zu fuͤhren/ niemand zu ge- horſamen/ ſein eigener Herr zu ſeyn/ und ſich von andern bedienen und auffwarten laſſen. Worzu iſt das Geld ſonſten nuͤtze/ als deſſen in ſeiner Ju- gend zu genieſſen; an andere gute Exercitia, fech- ten/ reiten/ tantzen und andere gute naſſe Wahre zu legen/ bey iederman ihm einen ſtatlichen Nah- men/ abſonderlich aber das Frauen-Zimmer ih- nen Favorabel und geneigt zu machen. Daruͤmb/ mein liebſter Floretto, laſſet euch das ſtudieren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten N… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/15
Zitationshilfe: Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/15>, abgerufen am 18.04.2024.