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Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.

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solcher Verständnüß scheinen würdet. Was er-
schrecket und entsetzet ihr euch meine Herren? Daß
Jhr von meiner Gottheit gesaget? Erschreckt nur
nicht. Jch bin jo nicht euer Feind/ der grausame
und abscheuliche Krieges-Gott Mars. So hab' ich
auch weder Donner noch Blitz in meinen Händen/
wie mein Vater der Jupiter. Dieser schlancke
Schlangen-Stab/ mit welchem ich meine Bott-
schafften auszurichten pflege/ verkündiget euch jo
gemeiniglich/ wie ihr wisset/ etwas gutes und frö-
liches. Vnd Jhr/ was schämet ihr euch? Jhr Ed-
les und züchtiges Frawen Volck/ ihr schönes und
anmüthiges Geschlechte. Was schämbt ihr euch
doch so? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht
der nackende Cupido, so führ ich weder Köcher noch
Bogen/ entzünde auch nicht junge und zarte Her-
tzen mit unerhörten gräulichen Liebes-Flammen.
Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet/ ein ge-
schwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Götter.
Jhr habet euch dessen keines gegen mir zubefürch-
ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn/
werden euch heute zu gesichte kommen/ beyde seynd
ietzo bey unsern neuen Verlobten geschefftig/ und
bemühen sich/ diß verliebte Paar mit unver-
gnüglicher Liebes-Lust/ und tausendfachen Freu-
den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und
schönsten Damen geruhet ein wenig/ und las-
set euch in dessen nach dergleichen nicht so heff-
tig verlangen/ es wird sich dergleichen fröliche und
süße Stunden schon auch mit Euch zu seiner

Zeit

ſolcher Verſtaͤndnuͤß ſcheinen wuͤrdet. Was er-
ſchrecket und entſetzet ihr euch meine Herren? Daß
Jhr von meiner Gottheit geſaget? Erſchreckt nur
nicht. Jch bin jo nicht euer Feind/ der grauſame
und abſcheuliche Krieges-Gott Mars. So hab’ ich
auch weder Donner noch Blitz in meinen Haͤnden/
wie mein Vater der Jupiter. Dieſer ſchlancke
Schlangen-Stab/ mit welchem ich meine Bott-
ſchafften auszurichten pflege/ verkuͤndiget euch jo
gemeiniglich/ wie ihr wiſſet/ etwas gutes und froͤ-
liches. Vnd Jhr/ was ſchaͤmet ihr euch? Jhr Ed-
les und zuͤchtiges Frawen Volck/ ihr ſchoͤnes und
anmuͤthiges Geſchlechte. Was ſchaͤmbt ihr euch
doch ſo? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht
der nackende Cupido, ſo fuͤhr ich weder Koͤcher noch
Bogen/ entzuͤnde auch nicht junge und zarte Her-
tzen mit unerhoͤrten graͤulichen Liebes-Flammen.
Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet/ ein ge-
ſchwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Goͤtter.
Jhr habet euch deſſen keines gegen mir zubefuͤrch-
ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn/
werden euch heute zu geſichte kommen/ beyde ſeynd
ietzo bey unſern neuen Verlobten geſchefftig/ und
bemuͤhen ſich/ diß verliebte Paar mit unver-
gnuͤglicher Liebes-Luſt/ und tauſendfachen Freu-
den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und
ſchoͤnſten Damen geruhet ein wenig/ und laſ-
ſet euch in deſſen nach dergleichen nicht ſo heff-
tig verlangen/ es wird ſich dergleichen froͤliche und
ſuͤße Stunden ſchon auch mit Euch zu ſeiner

Zeit
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[0006] ſolcher Verſtaͤndnuͤß ſcheinen wuͤrdet. Was er- ſchrecket und entſetzet ihr euch meine Herren? Daß Jhr von meiner Gottheit geſaget? Erſchreckt nur nicht. Jch bin jo nicht euer Feind/ der grauſame und abſcheuliche Krieges-Gott Mars. So hab’ ich auch weder Donner noch Blitz in meinen Haͤnden/ wie mein Vater der Jupiter. Dieſer ſchlancke Schlangen-Stab/ mit welchem ich meine Bott- ſchafften auszurichten pflege/ verkuͤndiget euch jo gemeiniglich/ wie ihr wiſſet/ etwas gutes und froͤ- liches. Vnd Jhr/ was ſchaͤmet ihr euch? Jhr Ed- les und zuͤchtiges Frawen Volck/ ihr ſchoͤnes und anmuͤthiges Geſchlechte. Was ſchaͤmbt ihr euch doch ſo? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht der nackende Cupido, ſo fuͤhr ich weder Koͤcher noch Bogen/ entzuͤnde auch nicht junge und zarte Her- tzen mit unerhoͤrten graͤulichen Liebes-Flammen. Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet/ ein ge- ſchwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Goͤtter. Jhr habet euch deſſen keines gegen mir zubefuͤrch- ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn/ werden euch heute zu geſichte kommen/ beyde ſeynd ietzo bey unſern neuen Verlobten geſchefftig/ und bemuͤhen ſich/ diß verliebte Paar mit unver- gnuͤglicher Liebes-Luſt/ und tauſendfachen Freu- den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und ſchoͤnſten Damen geruhet ein wenig/ und laſ- ſet euch in deſſen nach dergleichen nicht ſo heff- tig verlangen/ es wird ſich dergleichen froͤliche und ſuͤße Stunden ſchon auch mit Euch zu ſeiner Zeit

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Zitationshilfe: Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/6>, abgerufen am 28.03.2024.