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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Die Erfahrung wird es den angehenden Schrift-
stellern sagen, wie sehr diese meine goldene Re-
gel
das Schreiben erleichtere. Man kann den
Bogen bald voll machen, und man wird mit Ver-
gnügen wahrnehmen, daß ein Mensch, der ins
Gelag hinein schreibet, heutiges Tages weiter
kömmt, als ein bedachtsamer Wortknöteler!

Brunnen.

Siehe, wie Sanct Klopstock einen
sonst leichtfertigen Einfall, von dem ersten Spie-
gel unserer lieben Eva, in seiner Offenb. hei-
liget. 34 S.

Sey du mir mein Eden; du Brunnen Da-
vids, die Quelle,
Wo ich göttlich erschaffen zuerst mich sahe; = =

War also das Paradieß bey Bethlehem. Sollte
es dem Manne Bodmer einfallen, die Fabel
vom großen Christoph in Hexameter, schwei-
zerische Hexameter,
zu bringen; man würde
nicht lachen. Noch einen Brunnen findet man
von Thränen und vom Leben im weichen Mark
der zarten Lebenssehnen. Welch ein Brunnen!
Mark
in den Sehnen! nicht Saft!

Allein, im weichen Mark' der zarten Lebens-
sehnen
Wohnt
ein geheimer Reiz, der zwar ein
Brunn von Thränen,
Doch auch vom Leben ist. Sat satis!
Haller, 106 S.

Die Wohnung ist etwas enge!

Brüder.

Brüder machen hieß sonst, bey der
Mutter schlafen.
Hier werden dem Donner
Brüder
gemachet.

Ein
Br

Die Erfahrung wird es den angehenden Schrift-
ſtellern ſagen, wie ſehr dieſe meine goldene Re-
gel
das Schreiben erleichtere. Man kann den
Bogen bald voll machen, und man wird mit Ver-
gnuͤgen wahrnehmen, daß ein Menſch, der ins
Gelag hinein ſchreibet, heutiges Tages weiter
koͤmmt, als ein bedachtſamer Wortknoͤteler!

Brunnen.

Siehe, wie Sanct Klopſtock einen
ſonſt leichtfertigen Einfall, von dem erſten Spie-
gel unſerer lieben Eva, in ſeiner Offenb. hei-
liget. 34 S.

Sey du mir mein Eden; du Brunnen Da-
vids, die Quelle,
Wo ich goͤttlich erſchaffen zuerſt mich ſahe; = =

War alſo das Paradieß bey Bethlehem. Sollte
es dem Manne Bodmer einfallen, die Fabel
vom großen Chriſtoph in Hexameter, ſchwei-
zeriſche Hexameter,
zu bringen; man wuͤrde
nicht lachen. Noch einen Brunnen findet man
von Thraͤnen und vom Leben im weichen Mark
der zarten Lebensſehnen. Welch ein Brunnen!
Mark
in den Sehnen! nicht Saft!

Allein, im weichen Mark’ der zarten Lebens-
ſehnen
Wohnt
ein geheimer Reiz, der zwar ein
Brunn von Thraͤnen,
Doch auch vom Leben iſt. Sat ſatis!
Haller, 106 S.

Die Wohnung iſt etwas enge!

Bruͤder.

Bruͤder machen hieß ſonſt, bey der
Mutter ſchlafen.
Hier werden dem Donner
Bruͤder
gemachet.

Ein
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[77/0103] Br Die Erfahrung wird es den angehenden Schrift- ſtellern ſagen, wie ſehr dieſe meine goldene Re- gel das Schreiben erleichtere. Man kann den Bogen bald voll machen, und man wird mit Ver- gnuͤgen wahrnehmen, daß ein Menſch, der ins Gelag hinein ſchreibet, heutiges Tages weiter koͤmmt, als ein bedachtſamer Wortknoͤteler! Brunnen. Siehe, wie Sanct Klopſtock einen ſonſt leichtfertigen Einfall, von dem erſten Spie- gel unſerer lieben Eva, in ſeiner Offenb. hei- liget. 34 S. Sey du mir mein Eden; du Brunnen Da- vids, die Quelle, Wo ich goͤttlich erſchaffen zuerſt mich ſahe; = = War alſo das Paradieß bey Bethlehem. Sollte es dem Manne Bodmer einfallen, die Fabel vom großen Chriſtoph in Hexameter, ſchwei- zeriſche Hexameter, zu bringen; man wuͤrde nicht lachen. Noch einen Brunnen findet man von Thraͤnen und vom Leben im weichen Mark der zarten Lebensſehnen. Welch ein Brunnen! Mark in den Sehnen! nicht Saft! Allein, im weichen Mark’ der zarten Lebens- ſehnen Wohnt ein geheimer Reiz, der zwar ein Brunn von Thraͤnen, Doch auch vom Leben iſt. Sat ſatis! Haller, 106 S. Die Wohnung iſt etwas enge! Bruͤder. Bruͤder machen hieß ſonſt, bey der Mutter ſchlafen. Hier werden dem Donner Bruͤder gemachet. Ein

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/103>, abgerufen am 28.03.2024.