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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ca
kleidet seyn: aber auch das sie. Welche Tiefe
des Ausdruckes! Welche Höhe der Gedanken!

Casket.

Diese Figur ist die Vollkommenheit aller
Figuren. Sie kann nach Swiften im Anti-
longin, 115 S.
die Tautologie; oder auch der
Zirkel heissen. Es ist mit ihr, wie mit dem Zir-
kel
in der Vernunftlehre, beschaffen. Sie ge-
het, wie die Katze um den Brey; und bleibet doch
an der ersten Stelle stehen; und saget folglich eben
das erste Wort, nur mit einer kleinen Tinctur von
Veränderung. So war, z. E. im folgenden
Verse Sturmhaube nicht genug: es mußte noch
ein Casket folgen.

Setzest du den Sturmhut nicht auf? oder ist
dein Casket noch zu Babel?
Nimr. 424 S.
Camönisch.

So kann man auch sagen musisch;
denn die Camönen sind ja die Musen noch im-
mer gewesen, obgleich der Parnaß auf den Berg
Sinai ist versetzet worden. Einen camönisch
also sehen. Wahrlich! ich weiß nicht, wie man
einen alsdann siehet. Wünschler Wilhelmi
siehet seinen Freund, den Hn. Steinbrück, so
in einer Ode.

Camönisch sah ich dich; dich seegn' ich noch
einmal!

Sonder Zweifel ist der Dichter ein Candidat des
Ministerii: er seegnet ja. Allein die Muse von
Tabor
hat alle Dichter zu Priestern geweihet; und
sie seegnen alle, so viel ihrer sind.

Catastrophe.

Eine Catastrophe des Seegens

hat

Ca
kleidet ſeyn: aber auch das ſie. Welche Tiefe
des Ausdruckes! Welche Hoͤhe der Gedanken!

Casket.

Dieſe Figur iſt die Vollkommenheit aller
Figuren. Sie kann nach Swiften im Anti-
longin, 115 S.
die Tautologie; oder auch der
Zirkel heiſſen. Es iſt mit ihr, wie mit dem Zir-
kel
in der Vernunftlehre, beſchaffen. Sie ge-
het, wie die Katze um den Brey; und bleibet doch
an der erſten Stelle ſtehen; und ſaget folglich eben
das erſte Wort, nur mit einer kleinen Tinctur von
Veraͤnderung. So war, z. E. im folgenden
Verſe Sturmhaube nicht genug: es mußte noch
ein Casket folgen.

Setzeſt du den Sturmhut nicht auf? oder iſt
dein Casket noch zu Babel?
Nimr. 424 S.
Camoͤniſch.

So kann man auch ſagen muſiſch;
denn die Camoͤnen ſind ja die Muſen noch im-
mer geweſen, obgleich der Parnaß auf den Berg
Sinai iſt verſetzet worden. Einen camoͤniſch
alſo ſehen. Wahrlich! ich weiß nicht, wie man
einen alsdann ſiehet. Wuͤnſchler Wilhelmi
ſiehet ſeinen Freund, den Hn. Steinbruͤck, ſo
in einer Ode.

Camoͤniſch ſah ich dich; dich ſeegn’ ich noch
einmal!

Sonder Zweifel iſt der Dichter ein Candidat des
Miniſterii: er ſeegnet ja. Allein die Muſe von
Tabor
hat alle Dichter zu Prieſtern geweihet; und
ſie ſeegnen alle, ſo viel ihrer ſind.

Cataſtrophe.

Eine Cataſtrophe des Seegens

hat
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[86/0112] Ca kleidet ſeyn: aber auch das ſie. Welche Tiefe des Ausdruckes! Welche Hoͤhe der Gedanken! Casket. Dieſe Figur iſt die Vollkommenheit aller Figuren. Sie kann nach Swiften im Anti- longin, 115 S. die Tautologie; oder auch der Zirkel heiſſen. Es iſt mit ihr, wie mit dem Zir- kel in der Vernunftlehre, beſchaffen. Sie ge- het, wie die Katze um den Brey; und bleibet doch an der erſten Stelle ſtehen; und ſaget folglich eben das erſte Wort, nur mit einer kleinen Tinctur von Veraͤnderung. So war, z. E. im folgenden Verſe Sturmhaube nicht genug: es mußte noch ein Casket folgen. Setzeſt du den Sturmhut nicht auf? oder iſt dein Casket noch zu Babel? Nimr. 424 S. Camoͤniſch. So kann man auch ſagen muſiſch; denn die Camoͤnen ſind ja die Muſen noch im- mer geweſen, obgleich der Parnaß auf den Berg Sinai iſt verſetzet worden. Einen camoͤniſch alſo ſehen. Wahrlich! ich weiß nicht, wie man einen alsdann ſiehet. Wuͤnſchler Wilhelmi ſiehet ſeinen Freund, den Hn. Steinbruͤck, ſo in einer Ode. Camoͤniſch ſah ich dich; dich ſeegn’ ich noch einmal! Sonder Zweifel iſt der Dichter ein Candidat des Miniſterii: er ſeegnet ja. Allein die Muſe von Tabor hat alle Dichter zu Prieſtern geweihet; und ſie ſeegnen alle, ſo viel ihrer ſind. Cataſtrophe. Eine Cataſtrophe des Seegens hat

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/112>, abgerufen am 25.04.2024.