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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ci
zu machen, ist es, biblische Historien darein einzu-
kleiden. Vieleicht ist doch wo eine alte Vettel, die
sie lieber, als den Rübezahl, liest, wo sie die latei-
nischen Buchstaben nur nicht abschrecken.

Cither klingende lippen,

sind wohlklingende Lip-
pen.
Schalt also Xantippe: so hatte sie dudel-
sackklingende Lippen.
Aber man lese nur:

-- -- So oft ich im geiste
Seine stets lachenden augen, seine cither-
klingende lippen

Unter den griffen
(nicht Klauen) des thiers
vor todesaengsten entstellt fah.

Jac. u. Jos. 9 S.

So wollte wohl das Thier die Cither schlagen?
Da wird es sehr übel geklungen haben. Der Esel
schläget schon schlecht die Laute: geschweige ein
Pardel.

Citadelle.

Der Herr Hof, oder Oberlandbau-
meister Nahor,
lächerliches Andenkens, hat in
der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr.
5 Buch:
eine Burg, ein Schloß, wäre nicht
kriegsbaukunstmäßig gesprochen; denn wie
mein Antilongin sagt: so ist es zuweilen sehr
nützlich, Kunstwörter anzubringen, als welche
unsere Schreibart von den großen Begriffen,
den gemeinen natürlichen Begriffen, so zu sagen,
entwöhnen und entfernen. 123 S. Aus eben
dieser Quelle fliesset des Herrn Magisters vor-
treffliche Kriegsbaukunst. Jch stelle mir es im
Geiste vor, mit was für einer Wuth der Dichter
den Vegez und Lipsen de re militari wird ge-

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Ci
zu machen, iſt es, bibliſche Hiſtorien darein einzu-
kleiden. Vieleicht iſt doch wo eine alte Vettel, die
ſie lieber, als den Ruͤbezahl, lieſt, wo ſie die latei-
niſchen Buchſtaben nur nicht abſchrecken.

Cither klingende lippen,

ſind wohlklingende Lip-
pen.
Schalt alſo Xantippe: ſo hatte ſie dudel-
ſackklingende Lippen.
Aber man leſe nur:

— — So oft ich im geiſte
Seine ſtets lachenden augen, ſeine cither-
klingende lippen

Unter den griffen
(nicht Klauen) des thiers
vor todesængſten entſtellt fah.

Jac. u. Joſ. 9 S.

So wollte wohl das Thier die Cither ſchlagen?
Da wird es ſehr uͤbel geklungen haben. Der Eſel
ſchlaͤget ſchon ſchlecht die Laute: geſchweige ein
Pardel.

Citadelle.

Der Herr Hof, oder Oberlandbau-
meiſter Nahor,
laͤcherliches Andenkens, hat in
der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr.
5 Buch:
eine Burg, ein Schloß, waͤre nicht
kriegsbaukunſtmaͤßig geſprochen; denn wie
mein Antilongin ſagt: ſo iſt es zuweilen ſehr
nuͤtzlich, Kunſtwoͤrter anzubringen, als welche
unſere Schreibart von den großen Begriffen,
den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, ſo zu ſagen,
entwoͤhnen und entfernen. 123 S. Aus eben
dieſer Quelle flieſſet des Herrn Magiſters vor-
treffliche Kriegsbaukunſt. Jch ſtelle mir es im
Geiſte vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter
den Vegez und Lipſen de re militari wird ge-

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[89/0115] Ci zu machen, iſt es, bibliſche Hiſtorien darein einzu- kleiden. Vieleicht iſt doch wo eine alte Vettel, die ſie lieber, als den Ruͤbezahl, lieſt, wo ſie die latei- niſchen Buchſtaben nur nicht abſchrecken. Cither klingende lippen, ſind wohlklingende Lip- pen. Schalt alſo Xantippe: ſo hatte ſie dudel- ſackklingende Lippen. Aber man leſe nur: — — So oft ich im geiſte Seine ſtets lachenden augen, ſeine cither- klingende lippen Unter den griffen (nicht Klauen) des thiers vor todesængſten entſtellt fah. Jac. u. Joſ. 9 S. So wollte wohl das Thier die Cither ſchlagen? Da wird es ſehr uͤbel geklungen haben. Der Eſel ſchlaͤget ſchon ſchlecht die Laute: geſchweige ein Pardel. Citadelle. Der Herr Hof, oder Oberlandbau- meiſter Nahor, laͤcherliches Andenkens, hat in der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr. 5 Buch: eine Burg, ein Schloß, waͤre nicht kriegsbaukunſtmaͤßig geſprochen; denn wie mein Antilongin ſagt: ſo iſt es zuweilen ſehr nuͤtzlich, Kunſtwoͤrter anzubringen, als welche unſere Schreibart von den großen Begriffen, den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, ſo zu ſagen, entwoͤhnen und entfernen. 123 S. Aus eben dieſer Quelle flieſſet des Herrn Magiſters vor- treffliche Kriegsbaukunſt. Jch ſtelle mir es im Geiſte vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter den Vegez und Lipſen de re militari wird ge- pluͤndert F 5

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/115>, abgerufen am 24.04.2024.