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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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El Em

Es ist eine Lust zu lesen, wie der Schöpfer und der
Geschaffene sich hierauf ihr Gefühl zu fühlen ge-
ben, das sie fühleten.

Empfindung. Jetzt beb' ich größers Glückes voll;
ganz bin ich Empfindung.

Was fühlst du, mein Herz? Sprich, was du
fühlst!
Ach! du empfindest zu viel; du dichtest verge-
bens
Auf einen gefühlvollen Laut.
Ode an Steinbrück.

Der Dichter will sagen, eine Ohrfeige; denn die
ist gefühlvoll; sie klinget auch. Was ist man
da, wenn man ganz Empfindung ist? Ein Her-
renhüter!
Andere zählen diese Schreibart zu der
tändelnden: ich nicht; denn Klopstock, der
Seher, der sie geschaffen hat, will nicht tändeln;
oft aber thut man das, was man doch nicht thun
will. Und ein Lied von ihm ist mir lieber, als der
ganze Hermann; oder, wie der Dichter saget:

Ein Lied von ihm ist mir mehr, als hundert Ge-
sänge
Von muthigen Schreyern gereimt. e. d.
Electrisch.

Bald wird man des Darius Codo-
mannus
Stutzbart mit einer stählernen Perüke
eines Stutzers vergleichen. Die Verheutigung
nämlich ist eine gelehrte Figur. Nimmermehr
hätten wir die Electricität im Patriarchenge-
dichte Jacob
und Joseph gesuchet.

Wie
H
El Em

Es iſt eine Luſt zu leſen, wie der Schoͤpfer und der
Geſchaffene ſich hierauf ihr Gefuͤhl zu fuͤhlen ge-
ben, das ſie fuͤhleten.

Empfindung. Jetzt beb’ ich groͤßers Gluͤckes voll;
ganz bin ich Empfindung.

Was fuͤhlſt du, mein Herz? Sprich, was du
fuͤhlſt!
Ach! du empfindeſt zu viel; du dichteſt verge-
bens
Auf einen gefuͤhlvollen Laut.
Ode an Steinbruͤck.

Der Dichter will ſagen, eine Ohrfeige; denn die
iſt gefuͤhlvoll; ſie klinget auch. Was iſt man
da, wenn man ganz Empfindung iſt? Ein Her-
renhuͤter!
Andere zaͤhlen dieſe Schreibart zu der
taͤndelnden: ich nicht; denn Klopſtock, der
Seher, der ſie geſchaffen hat, will nicht taͤndeln;
oft aber thut man das, was man doch nicht thun
will. Und ein Lied von ihm iſt mir lieber, als der
ganze Hermann; oder, wie der Dichter ſaget:

Ein Lied von ihm iſt mir mehr, als hundert Ge-
ſaͤnge
Von muthigen Schreyern gereimt. e. d.
Electriſch.

Bald wird man des Darius Codo-
mannus
Stutzbart mit einer ſtaͤhlernen Peruͤke
eines Stutzers vergleichen. Die Verheutigung
naͤmlich iſt eine gelehrte Figur. Nimmermehr
haͤtten wir die Electricitaͤt im Patriarchenge-
dichte Jacob
und Joſeph geſuchet.

Wie
H
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[113/0139] El Em Es iſt eine Luſt zu leſen, wie der Schoͤpfer und der Geſchaffene ſich hierauf ihr Gefuͤhl zu fuͤhlen ge- ben, das ſie fuͤhleten. Empfindung. Jetzt beb’ ich groͤßers Gluͤckes voll; ganz bin ich Empfindung. Was fuͤhlſt du, mein Herz? Sprich, was du fuͤhlſt! Ach! du empfindeſt zu viel; du dichteſt verge- bens Auf einen gefuͤhlvollen Laut. Ode an Steinbruͤck. Der Dichter will ſagen, eine Ohrfeige; denn die iſt gefuͤhlvoll; ſie klinget auch. Was iſt man da, wenn man ganz Empfindung iſt? Ein Her- renhuͤter! Andere zaͤhlen dieſe Schreibart zu der taͤndelnden: ich nicht; denn Klopſtock, der Seher, der ſie geſchaffen hat, will nicht taͤndeln; oft aber thut man das, was man doch nicht thun will. Und ein Lied von ihm iſt mir lieber, als der ganze Hermann; oder, wie der Dichter ſaget: Ein Lied von ihm iſt mir mehr, als hundert Ge- ſaͤnge Von muthigen Schreyern gereimt. e. d. Electriſch. Bald wird man des Darius Codo- mannus Stutzbart mit einer ſtaͤhlernen Peruͤke eines Stutzers vergleichen. Die Verheutigung naͤmlich iſt eine gelehrte Figur. Nimmermehr haͤtten wir die Electricitaͤt im Patriarchenge- dichte Jacob und Joſeph geſuchet. Wie H

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/139>, abgerufen am 23.04.2024.