Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

En
so was leichtes ist, einen Teufel vom Throne zu
werfen, oder zu entthronen? Man höre nur,
wie das nicht wird geknastert haben!

Sinnlos, wider Gott was zu denken, entstürzten
im Abgrund,
Jhren Thronen die höllischen Geister. Als
jeder da hinsank,
Stürzt auf jeden ein Fels; brach unter jedem
die Tiefe
Ungestüm ein, u. donnernd erklang die unterste
Hölle. Off. St. Klopst. 9 S.

Die armen Teufel! da siehet man, wie viel hohe
und niedrige Höllen es in der Hölle giebt. Es
wird den Teufeln ein rechter Possen gewesen seyn,
wenn auf sie, wie in einer Mäusefalle, ein Stein
gefallen ist. Geister nämlich können wohl gequet-
schet,
aber nicht zerquetschet werden! Wie wer-
den die Herren Satane nicht die Steiße in die
Höhe, und die Köpfe hinunter gekehret haben!
Ein Sperling ist gescheidter, als diese dumme
Teufel:
er fliegt davon, so bald ein Ast bricht.
Worzu haben die Bösewichter denn Flügel? Ge-
nug von der Sylbe ent! Es warten noch mehr
Schönheiten: tollhäusische Schönheiten.

Entgegenseegnen.

Hierbey stellen wir uns zween
Priester vor, die einander ins Angesicht seegnen.
Schade, daß dieß Geheimniß der Cantor in Boi-
leaus Pulte
nicht gewußt hat; er hätte dem Prä-
laten
entgegenseegnen können. Die Seele der
Frau Eve singet der Seele Adams folgendes
Duetto entgegen:

so

En
ſo was leichtes iſt, einen Teufel vom Throne zu
werfen, oder zu entthronen? Man hoͤre nur,
wie das nicht wird geknaſtert haben!

Sinnlos, wider Gott was zu denken, entſtuͤrzten
im Abgrund,
Jhren Thronen die hoͤlliſchen Geiſter. Als
jeder da hinſank,
Stuͤrzt auf jeden ein Fels; brach unter jedem
die Tiefe
Ungeſtuͤm ein, u. donnernd erklang die unterſte
Hoͤlle. Off. St. Klopſt. 9 S.

Die armen Teufel! da ſiehet man, wie viel hohe
und niedrige Hoͤllen es in der Hoͤlle giebt. Es
wird den Teufeln ein rechter Poſſen geweſen ſeyn,
wenn auf ſie, wie in einer Maͤuſefalle, ein Stein
gefallen iſt. Geiſter naͤmlich koͤnnen wohl gequet-
ſchet,
aber nicht zerquetſchet werden! Wie wer-
den die Herren Satane nicht die Steiße in die
Hoͤhe, und die Koͤpfe hinunter gekehret haben!
Ein Sperling iſt geſcheidter, als dieſe dumme
Teufel:
er fliegt davon, ſo bald ein Aſt bricht.
Worzu haben die Boͤſewichter denn Fluͤgel? Ge-
nug von der Sylbe ent! Es warten noch mehr
Schoͤnheiten: tollhaͤuſiſche Schoͤnheiten.

Entgegenſeegnen.

Hierbey ſtellen wir uns zween
Prieſter vor, die einander ins Angeſicht ſeegnen.
Schade, daß dieß Geheimniß der Cantor in Boi-
leaus Pulte
nicht gewußt hat; er haͤtte dem Praͤ-
laten
entgegenſeegnen koͤnnen. Die Seele der
Frau Eve ſinget der Seele Adams folgendes
Duetto entgegen:

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0146" n="120"/><fw place="top" type="header">En</fw><lb/>
&#x017F;o was leichtes i&#x017F;t, einen Teufel vom Throne zu<lb/>
werfen, oder zu <hi rendition="#fr">entthronen?</hi> Man ho&#x0364;re nur,<lb/>
wie das nicht wird <hi rendition="#fr">gekna&#x017F;tert</hi> haben!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Sinnlos, wider Gott was zu denken, <hi rendition="#fr">ent&#x017F;tu&#x0364;rzten</hi><lb/><hi rendition="#et">im Abgrund,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Jhren Thronen</hi> die ho&#x0364;lli&#x017F;chen Gei&#x017F;ter. Als<lb/><hi rendition="#et">jeder da hin&#x017F;ank,</hi><lb/>
Stu&#x0364;rzt auf jeden ein <hi rendition="#fr">Fels;</hi> brach unter jedem<lb/><hi rendition="#et">die Tiefe</hi><lb/>
Unge&#x017F;tu&#x0364;m ein, u. donnernd erklang die <hi rendition="#fr">unter&#x017F;te<lb/><hi rendition="#et">Ho&#x0364;lle. Off. St. Klop&#x017F;t. 9 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Die armen Teufel! da &#x017F;iehet man, wie viel <hi rendition="#fr">hohe</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">niedrige Ho&#x0364;llen</hi> es in der <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;lle</hi> giebt. Es<lb/>
wird den Teufeln ein rechter Po&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en &#x017F;eyn,<lb/>
wenn auf &#x017F;ie, wie in einer Ma&#x0364;u&#x017F;efalle, ein Stein<lb/>
gefallen i&#x017F;t. Gei&#x017F;ter na&#x0364;mlich ko&#x0364;nnen wohl <hi rendition="#fr">gequet-<lb/>
&#x017F;chet,</hi> aber nicht <hi rendition="#fr">zerquet&#x017F;chet</hi> werden! Wie wer-<lb/>
den die Herren <hi rendition="#fr">Satane</hi> nicht die Steiße in die<lb/>
Ho&#x0364;he, und die Ko&#x0364;pfe hinunter gekehret haben!<lb/>
Ein Sperling i&#x017F;t ge&#x017F;cheidter, als die&#x017F;e <hi rendition="#fr">dumme<lb/>
Teufel:</hi> er fliegt davon, &#x017F;o bald ein A&#x017F;t bricht.<lb/>
Worzu haben die Bo&#x0364;&#x017F;ewichter denn Flu&#x0364;gel? Ge-<lb/>
nug von der Sylbe <hi rendition="#fr">ent!</hi> Es warten noch mehr<lb/>
Scho&#x0364;nheiten: tollha&#x0364;u&#x017F;i&#x017F;che Scho&#x0364;nheiten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Entgegen&#x017F;eegnen.</head>
            <p>Hierbey &#x017F;tellen wir uns zween<lb/>
Prie&#x017F;ter vor, die einander ins Ange&#x017F;icht &#x017F;eegnen.<lb/>
Schade, daß dieß Geheimniß der <hi rendition="#fr">Cantor</hi> in <hi rendition="#fr">Boi-<lb/>
leaus Pulte</hi> nicht gewußt hat; er ha&#x0364;tte dem <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;-<lb/>
laten</hi> entgegen&#x017F;eegnen ko&#x0364;nnen. Die <hi rendition="#fr">Seele</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Frau Eve</hi> &#x017F;inget der Seele <hi rendition="#fr">Adams</hi> folgendes<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Duetto</hi></hi> entgegen:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0146] En ſo was leichtes iſt, einen Teufel vom Throne zu werfen, oder zu entthronen? Man hoͤre nur, wie das nicht wird geknaſtert haben! Sinnlos, wider Gott was zu denken, entſtuͤrzten im Abgrund, Jhren Thronen die hoͤlliſchen Geiſter. Als jeder da hinſank, Stuͤrzt auf jeden ein Fels; brach unter jedem die Tiefe Ungeſtuͤm ein, u. donnernd erklang die unterſte Hoͤlle. Off. St. Klopſt. 9 S. Die armen Teufel! da ſiehet man, wie viel hohe und niedrige Hoͤllen es in der Hoͤlle giebt. Es wird den Teufeln ein rechter Poſſen geweſen ſeyn, wenn auf ſie, wie in einer Maͤuſefalle, ein Stein gefallen iſt. Geiſter naͤmlich koͤnnen wohl gequet- ſchet, aber nicht zerquetſchet werden! Wie wer- den die Herren Satane nicht die Steiße in die Hoͤhe, und die Koͤpfe hinunter gekehret haben! Ein Sperling iſt geſcheidter, als dieſe dumme Teufel: er fliegt davon, ſo bald ein Aſt bricht. Worzu haben die Boͤſewichter denn Fluͤgel? Ge- nug von der Sylbe ent! Es warten noch mehr Schoͤnheiten: tollhaͤuſiſche Schoͤnheiten. Entgegenſeegnen. Hierbey ſtellen wir uns zween Prieſter vor, die einander ins Angeſicht ſeegnen. Schade, daß dieß Geheimniß der Cantor in Boi- leaus Pulte nicht gewußt hat; er haͤtte dem Praͤ- laten entgegenſeegnen koͤnnen. Die Seele der Frau Eve ſinget der Seele Adams folgendes Duetto entgegen: ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/146
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/146>, abgerufen am 20.04.2024.