Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
En Er
so wollen wir dir in feyrendem Aufzug
Jauchzend mit Hallelulahgesängen entge-
genscegnen. Offenb. St. Kl. 33 S.

So hat Frau Eve eine Kleiderkammer, wo sie
ihre himmlische Feyerkleider aufhebet. Denn
heißt Aufzug hier nicht eine Equipage? Die
Equipage der Frau Eve! Ha! Ha! Ha! Wie
sie so schön sind!
e. d. 34 S. So singen zween
Castraten oder Verschnittene in den Singspielen
einander entgegen, wann ein Duettchen getril-
lert wird.

Entsetzlicher Sohn.

Unsere dummen Vorältern
sagten: ein grausamer Sohn; jenes aber ist
schöner; denn der Sohn siehet zugleich entsetzlich
aus.

Allda müss' ein entsetzlicher Sohn den Vater
erwürgen. Meß. 100 S.
Er

wird nunmehr folgendergestalt gebrauchet. Wie
er so schön ist!
a. S. wie schön ist er! Meß.
34 S.
Hier sind drey Verse, die, wie ein Ca-
ninichen,
einer auf den andern hucken; und doch
alles drey Caninichen sind.

Aber du hast nur einen, nur einen göttlichen
Menschen,
Einen gerechten, ach! einen unschuldigen theu-
ren Meßias,
Einen Sohn Gottes, unsterbliche Tochter der
Erde! gebohren.

Wir nennen diese Figur die kindische. Kinder
sagen gern ein Wort vielmal, wie hier fünfmal
einen; sie kann auch heissen die Ausfüllung: al-

lein
H 5
En Er
ſo wollen wir dir in feyrendem Aufzug
Jauchzend mit Hallelulahgeſaͤngen entge-
genſcegnen. Offenb. St. Kl. 33 S.

So hat Frau Eve eine Kleiderkammer, wo ſie
ihre himmliſche Feyerkleider aufhebet. Denn
heißt Aufzug hier nicht eine Equipage? Die
Equipage der Frau Eve! Ha! Ha! Ha! Wie
ſie ſo ſchoͤn ſind!
e. d. 34 S. So ſingen zween
Caſtraten oder Verſchnittene in den Singſpielen
einander entgegen, wann ein Duettchen getril-
lert wird.

Entſetzlicher Sohn.

Unſere dummen Voraͤltern
ſagten: ein grauſamer Sohn; jenes aber iſt
ſchoͤner; denn der Sohn ſiehet zugleich entſetzlich
aus.

Allda muͤſſ’ ein entſetzlicher Sohn den Vater
erwuͤrgen. Meß. 100 S.
Er

wird nunmehr folgendergeſtalt gebrauchet. Wie
er ſo ſchoͤn iſt!
a. S. wie ſchoͤn iſt er! Meß.
34 S.
Hier ſind drey Verſe, die, wie ein Ca-
ninichen,
einer auf den andern hucken; und doch
alles drey Caninichen ſind.

Aber du haſt nur einen, nur einen goͤttlichen
Menſchen,
Einen gerechten, ach! einen unſchuldigen theu-
ren Meßias,
Einen Sohn Gottes, unſterbliche Tochter der
Erde! gebohren.

Wir nennen dieſe Figur die kindiſche. Kinder
ſagen gern ein Wort vielmal, wie hier fuͤnfmal
einen; ſie kann auch heiſſen die Ausfuͤllung: al-

lein
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0147" n="121"/>
            <fw place="top" type="header">En Er</fw><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#et">&#x017F;o wollen wir dir in <hi rendition="#fr">feyrendem Aufzug</hi></hi><lb/>
Jauchzend mit <hi rendition="#fr">Hallelulahge&#x017F;a&#x0364;ngen entge-<lb/><hi rendition="#et">gen&#x017F;cegnen. Offenb. St. Kl. 33 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So hat Frau <hi rendition="#fr">Eve</hi> eine <hi rendition="#fr">Kleiderkammer,</hi> wo &#x017F;ie<lb/>
ihre <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;che Feyerkleider</hi> aufhebet. Denn<lb/>
heißt <hi rendition="#fr">Aufzug</hi> hier nicht eine <hi rendition="#fr">Equipage?</hi> Die<lb/><hi rendition="#fr">Equipage der Frau Eve!</hi> Ha! Ha! Ha! <hi rendition="#fr">Wie<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ind!</hi> e. d. 34 <hi rendition="#fr">S.</hi> So &#x017F;ingen zween<lb/><hi rendition="#fr">Ca&#x017F;traten</hi> oder Ver&#x017F;chnittene in den Sing&#x017F;pielen<lb/>
einander entgegen, wann ein <hi rendition="#fr">Duettchen</hi> getril-<lb/>
lert wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ent&#x017F;etzlicher Sohn.</head>
            <p>Un&#x017F;ere dummen Vora&#x0364;ltern<lb/>
&#x017F;agten: ein <hi rendition="#fr">grau&#x017F;amer Sohn;</hi> jenes aber i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner; denn der Sohn &#x017F;iehet zugleich <hi rendition="#fr">ent&#x017F;etzlich</hi><lb/>
aus.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Allda mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; ein <hi rendition="#fr">ent&#x017F;etzlicher Sohn</hi> den Vater<lb/><hi rendition="#et">erwu&#x0364;rgen. <hi rendition="#fr">Meß. 100 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Er</head>
            <p>wird nunmehr folgenderge&#x017F;talt gebrauchet. <hi rendition="#fr">Wie<lb/>
er &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t!</hi> a. S. <hi rendition="#fr">wie &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t er! Meß.<lb/>
34 S.</hi> Hier &#x017F;ind drey Ver&#x017F;e, die, wie ein <hi rendition="#fr">Ca-<lb/>
ninichen,</hi> einer auf den andern hucken; und doch<lb/>
alles drey <hi rendition="#fr">Caninichen</hi> &#x017F;ind.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Aber du ha&#x017F;t nur <hi rendition="#fr">einen,</hi> nur <hi rendition="#fr">einen</hi> go&#x0364;ttlichen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Men&#x017F;chen,</hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#fr">Einen</hi> gerechten, ach! <hi rendition="#fr">einen</hi> un&#x017F;chuldigen theu-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ren Meßias,</hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#fr">Einen</hi> Sohn Gottes, un&#x017F;terbliche Tochter der</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Erde! gebohren.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Wir nennen die&#x017F;e Figur die <hi rendition="#fr">kindi&#x017F;che.</hi> Kinder<lb/>
&#x017F;agen gern ein Wort vielmal, wie hier fu&#x0364;nfmal<lb/><hi rendition="#fr">einen;</hi> &#x017F;ie kann auch hei&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#fr">Ausfu&#x0364;llung:</hi> al-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 5</fw><fw place="bottom" type="catch">lein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0147] En Er ſo wollen wir dir in feyrendem Aufzug Jauchzend mit Hallelulahgeſaͤngen entge- genſcegnen. Offenb. St. Kl. 33 S. So hat Frau Eve eine Kleiderkammer, wo ſie ihre himmliſche Feyerkleider aufhebet. Denn heißt Aufzug hier nicht eine Equipage? Die Equipage der Frau Eve! Ha! Ha! Ha! Wie ſie ſo ſchoͤn ſind! e. d. 34 S. So ſingen zween Caſtraten oder Verſchnittene in den Singſpielen einander entgegen, wann ein Duettchen getril- lert wird. Entſetzlicher Sohn. Unſere dummen Voraͤltern ſagten: ein grauſamer Sohn; jenes aber iſt ſchoͤner; denn der Sohn ſiehet zugleich entſetzlich aus. Allda muͤſſ’ ein entſetzlicher Sohn den Vater erwuͤrgen. Meß. 100 S. Er wird nunmehr folgendergeſtalt gebrauchet. Wie er ſo ſchoͤn iſt! a. S. wie ſchoͤn iſt er! Meß. 34 S. Hier ſind drey Verſe, die, wie ein Ca- ninichen, einer auf den andern hucken; und doch alles drey Caninichen ſind. Aber du haſt nur einen, nur einen goͤttlichen Menſchen, Einen gerechten, ach! einen unſchuldigen theu- ren Meßias, Einen Sohn Gottes, unſterbliche Tochter der Erde! gebohren. Wir nennen dieſe Figur die kindiſche. Kinder ſagen gern ein Wort vielmal, wie hier fuͤnfmal einen; ſie kann auch heiſſen die Ausfuͤllung: al- lein H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/147
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/147>, abgerufen am 25.04.2024.