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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ha
Häßlich fallen, a. St. sehr fallen.

Wenn also ein
Jung auf dem Eise auf den Steiß fällt: so muß
er schreyen: ich bin häßlich gefallen! Freylich
wird sein Hintertheil alsdann noch häßlicher, als
sonst, aussehen. Der arme Junge!

Dieses Geschlecht, nur jüngst erschaffen, ist häß-
lich gefallen. Noah, 107 S.

Hier bewundern wir auch eine Sehnsucht, die da
spornet; denn wenn ein Verliebter gern zu seiner
Schönen will: so setzet sich die Sehnsucht auf
ihn, und giebt ihm Spornen.
Allein in aller
Demuth zweifeln wir, daß er mit seiner Reiterin
nicht um einen Schritt näher kömmt, wenn sie ihn
auch peitschete, und mit verhängtem Zügel
jagte.

Häufen.
O! möcht' ich doch, durch würdigs Singen,
Dem stillen Orte Ehre bringen,
Der seine Last durch Menschen häuft!
Nicol. Samml. 112 S.

Weißt du, lieber Leser! was das für ein Ort ist?
Kein Misthaufen, obgleich der seine Last auch
durch Menschen häuft!
Der hällische Kirch-
hof
ist es! der nämlich nimmt die Leichen auf die
Schultern, und läuft damit fort! Er begräbt sie
sich auch selber. Welch ein Kirchhof!

Hayn.

Um zu sagen: aus Cedern nach Salo-
mons Art gebauet;
sage:

Ein weiter Saal
Aus des erhabnen Libanons Hayn salomo-
nisch erbauet. Meß. 106 S.

Also a. St. von Eichen erbauet sage: aus dem

Harze
Ha
Haͤßlich fallen, a. St. ſehr fallen.

Wenn alſo ein
Jung auf dem Eiſe auf den Steiß faͤllt: ſo muß
er ſchreyen: ich bin haͤßlich gefallen! Freylich
wird ſein Hintertheil alsdann noch haͤßlicher, als
ſonſt, ausſehen. Der arme Junge!

Dieſes Geſchlecht, nur juͤngſt erſchaffen, iſt haͤß-
lich gefallen. Noah, 107 S.

Hier bewundern wir auch eine Sehnſucht, die da
ſpornet; denn wenn ein Verliebter gern zu ſeiner
Schoͤnen will: ſo ſetzet ſich die Sehnſucht auf
ihn, und giebt ihm Spornen.
Allein in aller
Demuth zweifeln wir, daß er mit ſeiner Reiterin
nicht um einen Schritt naͤher koͤmmt, wenn ſie ihn
auch peitſchete, und mit verhaͤngtem Zuͤgel
jagte.

Haͤufen.
O! moͤcht’ ich doch, durch wuͤrdigs Singen,
Dem ſtillen Orte Ehre bringen,
Der ſeine Laſt durch Menſchen haͤuft!
Nicol. Samml. 112 S.

Weißt du, lieber Leſer! was das fuͤr ein Ort iſt?
Kein Miſthaufen, obgleich der ſeine Laſt auch
durch Menſchen haͤuft!
Der haͤlliſche Kirch-
hof
iſt es! der naͤmlich nimmt die Leichen auf die
Schultern, und laͤuft damit fort! Er begraͤbt ſie
ſich auch ſelber. Welch ein Kirchhof!

Hayn.

Um zu ſagen: aus Cedern nach Salo-
mons Art gebauet;
ſage:

Ein weiter Saal
Aus des erhabnen Libanons Hayn ſalomo-
niſch erbauet. Meß. 106 S.

Alſo a. St. von Eichen erbauet ſage: aus dem

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[196/0222] Ha Haͤßlich fallen, a. St. ſehr fallen. Wenn alſo ein Jung auf dem Eiſe auf den Steiß faͤllt: ſo muß er ſchreyen: ich bin haͤßlich gefallen! Freylich wird ſein Hintertheil alsdann noch haͤßlicher, als ſonſt, ausſehen. Der arme Junge! Dieſes Geſchlecht, nur juͤngſt erſchaffen, iſt haͤß- lich gefallen. Noah, 107 S. Hier bewundern wir auch eine Sehnſucht, die da ſpornet; denn wenn ein Verliebter gern zu ſeiner Schoͤnen will: ſo ſetzet ſich die Sehnſucht auf ihn, und giebt ihm Spornen. Allein in aller Demuth zweifeln wir, daß er mit ſeiner Reiterin nicht um einen Schritt naͤher koͤmmt, wenn ſie ihn auch peitſchete, und mit verhaͤngtem Zuͤgel jagte. Haͤufen. O! moͤcht’ ich doch, durch wuͤrdigs Singen, Dem ſtillen Orte Ehre bringen, Der ſeine Laſt durch Menſchen haͤuft! Nicol. Samml. 112 S. Weißt du, lieber Leſer! was das fuͤr ein Ort iſt? Kein Miſthaufen, obgleich der ſeine Laſt auch durch Menſchen haͤuft! Der haͤlliſche Kirch- hof iſt es! der naͤmlich nimmt die Leichen auf die Schultern, und laͤuft damit fort! Er begraͤbt ſie ſich auch ſelber. Welch ein Kirchhof! Hayn. Um zu ſagen: aus Cedern nach Salo- mons Art gebauet; ſage: Ein weiter Saal Aus des erhabnen Libanons Hayn ſalomo- niſch erbauet. Meß. 106 S. Alſo a. St. von Eichen erbauet ſage: aus dem Harze

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/222>, abgerufen am 25.04.2024.