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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Hu
Rath Bodmer drehet dieses auf seinem Räde-
lein,
und es kommen Menschen heraus, die, wie
die Bienen, mit ihren Steißen in Honig sitzen.
Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine
sammtene Hosen anzuziehen, wenn man in Ho-
nig sitzen
will; das Gefäß ist etwas klebricht.

"Dieses honigte Land, worinne wir itzt
Fremdlinge sitzen." Jac. u. Jos. 12 S.

Doch ich besinne mich: die Patriarchen trugen
nicht Hosen; allein sie hatten lange Röcke an:
die werden noch ärger eingetunket haben. Wir
können uns folglich auch auf ein milchichtes Land
freuen.

Hülse eine entseelte.

Die Hülsen haben also See-
len;
d. i. es giebt beseelte Hülsen. Bald wer-
den unsere Hirsekörner zu plaudern anfangen;
denn der Mensch ist eine Nuß; knacket sie auf:
so habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod-
mer
redet von einem Raume,

"Wo die entseelte Hülse von Mehtabeel bey-
gesetzt war." Noah, 190 S.

Ein Erbbegräbniß ist also ein Raum, der mit ent-
seelten Hülsen
gefüllet wird.

Hügel.

Sonst pflegten sich die Sonnenstralen an
den Hügeln länger, als in den Flächen, zu bre-
chen. Klopst. der Theologe, aber lehret in s.
Offenb.
und Träumen 6 S. das Gegentheil;
denn um neuerschaffene Hügel zu schildern, sa-
get er:

"Um und um lagen die Hügel in lieblicher
Abenddämmerung,
"Gleich,

Hu
Rath Bodmer drehet dieſes auf ſeinem Raͤde-
lein,
und es kommen Menſchen heraus, die, wie
die Bienen, mit ihren Steißen in Honig ſitzen.
Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine
ſammtene Hoſen anzuziehen, wenn man in Ho-
nig ſitzen
will; das Gefaͤß iſt etwas klebricht.

Dieſes honigte Land, worinne wir itzt
Fremdlinge ſitzen.Jac. u. Joſ. 12 S.

Doch ich beſinne mich: die Patriarchen trugen
nicht Hoſen; allein ſie hatten lange Roͤcke an:
die werden noch aͤrger eingetunket haben. Wir
koͤnnen uns folglich auch auf ein milchichtes Land
freuen.

Huͤlſe eine entſeelte.

Die Huͤlſen haben alſo See-
len;
d. i. es giebt beſeelte Huͤlſen. Bald wer-
den unſere Hirſekoͤrner zu plaudern anfangen;
denn der Menſch iſt eine Nuß; knacket ſie auf:
ſo habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod-
mer
redet von einem Raume,

“Wo die entſeelte Huͤlſe von Mehtabeel bey-
geſetzt war.” Noah, 190 S.

Ein Erbbegraͤbniß iſt alſo ein Raum, der mit ent-
ſeelten Huͤlſen
gefuͤllet wird.

Huͤgel.

Sonſt pflegten ſich die Sonnenſtralen an
den Huͤgeln laͤnger, als in den Flaͤchen, zu bre-
chen. Klopſt. der Theologe, aber lehret in ſ.
Offenb.
und Traͤumen 6 S. das Gegentheil;
denn um neuerſchaffene Huͤgel zu ſchildern, ſa-
get er:

“Um und um lagen die Huͤgel in lieblicher
Abenddaͤmmerung,
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[228/0254] Hu Rath Bodmer drehet dieſes auf ſeinem Raͤde- lein, und es kommen Menſchen heraus, die, wie die Bienen, mit ihren Steißen in Honig ſitzen. Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine ſammtene Hoſen anzuziehen, wenn man in Ho- nig ſitzen will; das Gefaͤß iſt etwas klebricht. “Dieſes honigte Land, worinne wir itzt Fremdlinge ſitzen.” Jac. u. Joſ. 12 S. Doch ich beſinne mich: die Patriarchen trugen nicht Hoſen; allein ſie hatten lange Roͤcke an: die werden noch aͤrger eingetunket haben. Wir koͤnnen uns folglich auch auf ein milchichtes Land freuen. Huͤlſe eine entſeelte. Die Huͤlſen haben alſo See- len; d. i. es giebt beſeelte Huͤlſen. Bald wer- den unſere Hirſekoͤrner zu plaudern anfangen; denn der Menſch iſt eine Nuß; knacket ſie auf: ſo habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod- mer redet von einem Raume, “Wo die entſeelte Huͤlſe von Mehtabeel bey- geſetzt war.” Noah, 190 S. Ein Erbbegraͤbniß iſt alſo ein Raum, der mit ent- ſeelten Huͤlſen gefuͤllet wird. Huͤgel. Sonſt pflegten ſich die Sonnenſtralen an den Huͤgeln laͤnger, als in den Flaͤchen, zu bre- chen. Klopſt. der Theologe, aber lehret in ſ. Offenb. und Traͤumen 6 S. das Gegentheil; denn um neuerſchaffene Huͤgel zu ſchildern, ſa- get er: “Um und um lagen die Huͤgel in lieblicher Abenddaͤmmerung, “Gleich,

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/254>, abgerufen am 23.04.2024.