Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Hu Hy
der schwindlichte Heere trannte. Denn sagen
wir nicht eine geschickte, eine männliche Feder?
Was zu einem paßt, das paßt auch zu dem andern.
Vieleicht werden diese Hüter lauter Ammänner
seyn, die an der Thüre stehen und die anmelden,
die vor den Hn. Schultheiß wollen.

Hüllen.

Jn Hüllen, oder im Kleide der Mensch-
heit, wandeln:
saget Klopstock, der Seher,
a. St. im Fleische seyn. So wandelt eine Schö-
ne in Hüllen der Mannspersonen, wann sie eine
Amazonenkleidung anziehet.

"Erde! dein schönstes Gefilde, wo Gott in Hül-
len der Menschheit
"Wandelt." Offenb. St. Klopst. 74 S.

Was ist eine Hülle?

Hungrige Jahre.

Wir lernen mit Verwunderung
aus dem Judengedichte Jacob und Joseph, daß
den Jahren hungert:
die armen Jahre!

"Izt schwebt yber den feldern das dritte
von hungrigen Jahren." e. d. 5 S.

Besser yber den haeusern! yber den kychen!
Wenn also am Neckar der Wein nicht geräth:
so schwebt yber dem Neckar ein durstiges
Jahr;
und über dem, der vor Hunger in der
Sonne speisen gehet, schwebt eine durstige
Stunde.

Hymnen lobbelastete.

Addison belastete schon
einen Tag mit Catons und der Welt Schicksale;
wir bewunderten sehr diesen Lastwagen; allein,
wie wuchs nicht unser Erstaunen, als wir gar
Hymnen lobbelastet fanden! Denn so saget ein
blauer Gläubiger:

"Nie-

Hu Hy
der ſchwindlichte Heere trannte. Denn ſagen
wir nicht eine geſchickte, eine maͤnnliche Feder?
Was zu einem paßt, das paßt auch zu dem andern.
Vieleicht werden dieſe Huͤter lauter Ammaͤnner
ſeyn, die an der Thuͤre ſtehen und die anmelden,
die vor den Hn. Schultheiß wollen.

Huͤllen.

Jn Huͤllen, oder im Kleide der Menſch-
heit, wandeln:
ſaget Klopſtock, der Seher,
a. St. im Fleiſche ſeyn. So wandelt eine Schoͤ-
ne in Huͤllen der Mannsperſonen, wann ſie eine
Amazonenkleidung anziehet.

“Erde! dein ſchoͤnſtes Gefilde, wo Gott in Huͤl-
len der Menſchheit
“Wandelt.” Offenb. St. Klopſt. 74 S.

Was iſt eine Huͤlle?

Hungrige Jahre.

Wir lernen mit Verwunderung
aus dem Judengedichte Jacob und Joſeph, daß
den Jahren hungert:
die armen Jahre!

Izt ſchwebt yber den feldern das dritte
von hungrigen Jahren.” e. d. 5 S.

Beſſer yber den hæuſern! yber den kychen!
Wenn alſo am Neckar der Wein nicht geraͤth:
ſo ſchwebt yber dem Neckar ein durſtiges
Jahr;
und uͤber dem, der vor Hunger in der
Sonne ſpeiſen gehet, ſchwebt eine durſtige
Stunde.

Hymnen lobbelaſtete.

Addiſon belaſtete ſchon
einen Tag mit Catons und der Welt Schickſale;
wir bewunderten ſehr dieſen Laſtwagen; allein,
wie wuchs nicht unſer Erſtaunen, als wir gar
Hymnen lobbelaſtet fanden! Denn ſo ſaget ein
blauer Glaͤubiger:

“Nie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0256" n="230"/><fw place="top" type="header">Hu Hy</fw><lb/><hi rendition="#fr">der &#x017F;chwindlichte Heere trannte.</hi> Denn &#x017F;agen<lb/>
wir nicht eine <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chickte,</hi> eine <hi rendition="#fr">ma&#x0364;nnliche Feder?</hi><lb/>
Was zu einem paßt, das paßt auch zu dem andern.<lb/>
Vieleicht werden die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;ter</hi> lauter <hi rendition="#fr">Amma&#x0364;nner</hi><lb/>
&#x017F;eyn, die an der Thu&#x0364;re &#x017F;tehen und die anmelden,<lb/>
die vor den Hn. <hi rendition="#fr">Schultheiß</hi> wollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Hu&#x0364;llen.</head>
            <p>Jn <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;llen,</hi> oder im <hi rendition="#fr">Kleide der Men&#x017F;ch-<lb/>
heit, wandeln:</hi> &#x017F;aget <hi rendition="#fr">Klop&#x017F;tock,</hi> der <hi rendition="#fr">Seher,</hi><lb/>
a. St. <hi rendition="#fr">im Flei&#x017F;che &#x017F;eyn.</hi> So <hi rendition="#fr">wandelt</hi> eine Scho&#x0364;-<lb/>
ne in <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;llen</hi> der <hi rendition="#fr">Mannsper&#x017F;onen,</hi> wann &#x017F;ie eine<lb/><hi rendition="#fr">Amazonenkleidung</hi> anziehet.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Erde! dein &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;tes Gefilde, wo Gott in <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;l-<lb/><hi rendition="#et">len der Men&#x017F;chheit</hi><lb/>
&#x201C;Wandelt.&#x201D; Offenb. St. Klop&#x017F;t. 74 S.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Was i&#x017F;t eine <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;lle?</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Hungrige Jahre.</head>
            <p>Wir lernen mit Verwunderung<lb/>
aus dem <hi rendition="#fr">Judengedichte</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jacob und Jo&#x017F;eph,</hi></hi> <hi rendition="#fr">daß<lb/>
den Jahren hungert:</hi> die armen Jahre!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#aq">Izt &#x017F;chwebt yber den feldern das dritte<lb/><hi rendition="#et">von <hi rendition="#i">hungrigen Jahren.&#x201D; e. d. 5 S.</hi></hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">yber den hæu&#x017F;ern! yber den kychen!</hi></hi><lb/>
Wenn al&#x017F;o am <hi rendition="#fr">Neckar</hi> der Wein nicht gera&#x0364;th:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;o &#x017F;chwebt yber dem Neckar ein dur&#x017F;tiges<lb/>
Jahr;</hi></hi> und <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber dem, der vor Hunger in der<lb/>
Sonne &#x017F;pei&#x017F;en gehet, &#x017F;chwebt eine dur&#x017F;tige<lb/>
Stunde.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Hymnen lobbela&#x017F;tete.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Addi&#x017F;on bela&#x017F;tete</hi> &#x017F;chon<lb/>
einen Tag mit <hi rendition="#fr">Catons</hi> und der Welt Schick&#x017F;ale;<lb/>
wir bewunderten &#x017F;ehr die&#x017F;en <hi rendition="#fr">La&#x017F;twagen;</hi> allein,<lb/>
wie wuchs nicht un&#x017F;er Er&#x017F;taunen, als wir gar<lb/><hi rendition="#fr">Hymnen lobbela&#x017F;tet</hi> fanden! Denn &#x017F;o &#x017F;aget ein<lb/><hi rendition="#fr">blauer Gla&#x0364;ubiger:</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Nie-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0256] Hu Hy der ſchwindlichte Heere trannte. Denn ſagen wir nicht eine geſchickte, eine maͤnnliche Feder? Was zu einem paßt, das paßt auch zu dem andern. Vieleicht werden dieſe Huͤter lauter Ammaͤnner ſeyn, die an der Thuͤre ſtehen und die anmelden, die vor den Hn. Schultheiß wollen. Huͤllen. Jn Huͤllen, oder im Kleide der Menſch- heit, wandeln: ſaget Klopſtock, der Seher, a. St. im Fleiſche ſeyn. So wandelt eine Schoͤ- ne in Huͤllen der Mannsperſonen, wann ſie eine Amazonenkleidung anziehet. “Erde! dein ſchoͤnſtes Gefilde, wo Gott in Huͤl- len der Menſchheit “Wandelt.” Offenb. St. Klopſt. 74 S. Was iſt eine Huͤlle? Hungrige Jahre. Wir lernen mit Verwunderung aus dem Judengedichte Jacob und Joſeph, daß den Jahren hungert: die armen Jahre! “Izt ſchwebt yber den feldern das dritte von hungrigen Jahren.” e. d. 5 S. Beſſer yber den hæuſern! yber den kychen! Wenn alſo am Neckar der Wein nicht geraͤth: ſo ſchwebt yber dem Neckar ein durſtiges Jahr; und uͤber dem, der vor Hunger in der Sonne ſpeiſen gehet, ſchwebt eine durſtige Stunde. Hymnen lobbelaſtete. Addiſon belaſtete ſchon einen Tag mit Catons und der Welt Schickſale; wir bewunderten ſehr dieſen Laſtwagen; allein, wie wuchs nicht unſer Erſtaunen, als wir gar Hymnen lobbelaſtet fanden! Denn ſo ſaget ein blauer Glaͤubiger: “Nie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/256
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/256>, abgerufen am 19.04.2024.