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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Jn Ju
Es zeiget einen edlen Muth an, wenn man Wörter
zusammen paaret, die einander nie gesehen haben;
und je mehr man sich von der gesunden Vernunft
entfernet: desto näher kömmt man dem heiligen
Bathos,
welches nur kalte Spötter den klop-
stockischen Wust
nennen.

Jnsecten.

Ein undeutsches Wort. Man um-
schreibe es, und nenne die Jnsecten
den kriechenden Unflath, der von den Aus-
dünstungen der Erde lebet.

Wer dawider was erinnern will, wird doch geste-
hen müssen, daß die Umschreibung deutsch sey.

Jrren.

Man sage nicht mehr eine Jrre: es ist klop-
stockischer,
und folglich göttlicher, die Jrren.

Jubelgesang.

Wenn Noahs Fräulein Töchter
Hochzeit machen: so singen die Vögel einen Ju-
belgesang.
Warum denn einen Jubelgesang?
Darum, sie gehen mit ihren unbeschnittenen Hel-
den
nur alle hundert Jahre zu Bette. Sind das
nicht träge Kerle? Noah, 132 S.

Jubiliren.

Dieser aus der Pegnitzschäferey ent-
lehnte Zwitter drücket im Traume St. Klopst.
viel aus; z. E. 22 S.

"Da die Stimme von deiner erhabnen Ge-
sandtschaft erschallte,
"Hub sich mein Geist jubilirend empor etc."

Man denket hierbey an eine Lerche, die eben so ti-
riliret,
als Klopstock und der sel. Clajes jubi-
liren.
Eines machet uns zweifelhaft; wir wissen
nämlich nicht recht, ob diese Stimme der Gesand-

schaft,

Jn Ju
Es zeiget einen edlen Muth an, wenn man Woͤrter
zuſammen paaret, die einander nie geſehen haben;
und je mehr man ſich von der geſunden Vernunft
entfernet: deſto naͤher koͤmmt man dem heiligen
Bathos,
welches nur kalte Spoͤtter den klop-
ſtockiſchen Wuſt
nennen.

Jnſecten.

Ein undeutſches Wort. Man um-
ſchreibe es, und nenne die Jnſecten
den kriechenden Unflath, der von den Aus-
duͤnſtungen der Erde lebet.

Wer dawider was erinnern will, wird doch geſte-
hen muͤſſen, daß die Umſchreibung deutſch ſey.

Jrren.

Man ſage nicht mehr eine Jrre: es iſt klop-
ſtockiſcher,
und folglich goͤttlicher, die Jrren.

Jubelgeſang.

Wenn Noahs Fraͤulein Toͤchter
Hochzeit machen: ſo ſingen die Voͤgel einen Ju-
belgeſang.
Warum denn einen Jubelgeſang?
Darum, ſie gehen mit ihren unbeſchnittenen Hel-
den
nur alle hundert Jahre zu Bette. Sind das
nicht traͤge Kerle? Noah, 132 S.

Jubiliren.

Dieſer aus der Pegnitzſchaͤferey ent-
lehnte Zwitter druͤcket im Traume St. Klopſt.
viel aus; z. E. 22 S.

“Da die Stimme von deiner erhabnen Ge-
ſandtſchaft erſchallte,
Hub ſich mein Geiſt jubilirend empor ꝛc.

Man denket hierbey an eine Lerche, die eben ſo ti-
riliret,
als Klopſtock und der ſel. Clajes jubi-
liren.
Eines machet uns zweifelhaft; wir wiſſen
naͤmlich nicht recht, ob dieſe Stimme der Geſand-

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[235/0261] Jn Ju Es zeiget einen edlen Muth an, wenn man Woͤrter zuſammen paaret, die einander nie geſehen haben; und je mehr man ſich von der geſunden Vernunft entfernet: deſto naͤher koͤmmt man dem heiligen Bathos, welches nur kalte Spoͤtter den klop- ſtockiſchen Wuſt nennen. Jnſecten. Ein undeutſches Wort. Man um- ſchreibe es, und nenne die Jnſecten den kriechenden Unflath, der von den Aus- duͤnſtungen der Erde lebet. Wer dawider was erinnern will, wird doch geſte- hen muͤſſen, daß die Umſchreibung deutſch ſey. Jrren. Man ſage nicht mehr eine Jrre: es iſt klop- ſtockiſcher, und folglich goͤttlicher, die Jrren. Jubelgeſang. Wenn Noahs Fraͤulein Toͤchter Hochzeit machen: ſo ſingen die Voͤgel einen Ju- belgeſang. Warum denn einen Jubelgeſang? Darum, ſie gehen mit ihren unbeſchnittenen Hel- den nur alle hundert Jahre zu Bette. Sind das nicht traͤge Kerle? Noah, 132 S. Jubiliren. Dieſer aus der Pegnitzſchaͤferey ent- lehnte Zwitter druͤcket im Traume St. Klopſt. viel aus; z. E. 22 S. “Da die Stimme von deiner erhabnen Ge- ſandtſchaft erſchallte, “Hub ſich mein Geiſt jubilirend empor ꝛc.” Man denket hierbey an eine Lerche, die eben ſo ti- riliret, als Klopſtock und der ſel. Clajes jubi- liren. Eines machet uns zweifelhaft; wir wiſſen naͤmlich nicht recht, ob dieſe Stimme der Geſand- ſchaft,

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/261>, abgerufen am 25.04.2024.