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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Na
"Nach Gottscheden wollen wir euch einschalten.
"Haltet mit der Arbeit ein: sonst drohen wir euch,
"wie der Präsident Voltären: Zittert!"


Bodmer.

Da haben wirs! Wie ein Mensch nicht unschuldig
in Unglück gerathen kann! Thun wir wohl etwas
anders, als bewundern? Klauben wir nicht aus
dem bodmerischen Miste die Karfunkelsteine,
mit denen der große Rath sich schmücket? Und
dafür werden wir bedrohet? Und dafür haben wir
den Dank? Allein, es ist noch ein Tag! Arbeiten
wir nicht für unsere undankbare Mitbrüder: so ar-
beiten wir für eine dankbare Nachwelt. Wir wol-
len also fortfahren, und alle Vorurtheile des Anse-
hens, die alte Großmutter, wie Persius saget,
aus unsern Herzen reissen.

Nacht.

Se. Gn. geben der Nacht einen Pinsel,
und sie muß sich selbst malen.

"Wo sich in jedem Busch die Nacht des
Grabes malt. Haller, 149 S.

Es ist freylich! wahr; diese Nacht malet sich in
jedem Verse dieser dunklen Ode und unvollkom-
menen Liedes.
Folgende Nacht verehren wir
auch mit gefalteten Händen:

"Die Nacht hatte ihres Gemahls fleckichtes
Schild schon versilbert;
"Er (der Hr. Gemahl) stund beyn Kerzen des
Himmels, wie der Vater untern Söhnen.
Nimr. 151 S.

Mit

Na
“Nach Gottſcheden wollen wir euch einſchalten.
“Haltet mit der Arbeit ein: ſonſt drohen wir euch,
“wie der Praͤſident Voltaͤren: Zittert!


Bodmer.

Da haben wirs! Wie ein Menſch nicht unſchuldig
in Ungluͤck gerathen kann! Thun wir wohl etwas
anders, als bewundern? Klauben wir nicht aus
dem bodmeriſchen Miſte die Karfunkelſteine,
mit denen der große Rath ſich ſchmuͤcket? Und
dafuͤr werden wir bedrohet? Und dafuͤr haben wir
den Dank? Allein, es iſt noch ein Tag! Arbeiten
wir nicht fuͤr unſere undankbare Mitbruͤder: ſo ar-
beiten wir fuͤr eine dankbare Nachwelt. Wir wol-
len alſo fortfahren, und alle Vorurtheile des Anſe-
hens, die alte Großmutter, wie Perſius ſaget,
aus unſern Herzen reiſſen.

Nacht.

Se. Gn. geben der Nacht einen Pinſel,
und ſie muß ſich ſelbſt malen.

Wo ſich in jedem Buſch die Nacht des
Grabes malt. Haller, 149 S.

Es iſt freylich! wahr; dieſe Nacht malet ſich in
jedem Verſe dieſer dunklen Ode und unvollkom-
menen Liedes.
Folgende Nacht verehren wir
auch mit gefalteten Haͤnden:

“Die Nacht hatte ihres Gemahls fleckichtes
Schild ſchon verſilbert;
“Er (der Hr. Gemahl) ſtund beyn Kerzen des
Himmels, wie der Vater untern Soͤhnen.
Nimr. 151 S.

Mit
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[315/0341] Na “Nach Gottſcheden wollen wir euch einſchalten. “Haltet mit der Arbeit ein: ſonſt drohen wir euch, “wie der Praͤſident Voltaͤren: Zittert!” Grimſelberg d. 6 Martius 1754. Bodmer. Da haben wirs! Wie ein Menſch nicht unſchuldig in Ungluͤck gerathen kann! Thun wir wohl etwas anders, als bewundern? Klauben wir nicht aus dem bodmeriſchen Miſte die Karfunkelſteine, mit denen der große Rath ſich ſchmuͤcket? Und dafuͤr werden wir bedrohet? Und dafuͤr haben wir den Dank? Allein, es iſt noch ein Tag! Arbeiten wir nicht fuͤr unſere undankbare Mitbruͤder: ſo ar- beiten wir fuͤr eine dankbare Nachwelt. Wir wol- len alſo fortfahren, und alle Vorurtheile des Anſe- hens, die alte Großmutter, wie Perſius ſaget, aus unſern Herzen reiſſen. Nacht. Se. Gn. geben der Nacht einen Pinſel, und ſie muß ſich ſelbſt malen. “Wo ſich in jedem Buſch die Nacht des Grabes malt. Haller, 149 S. Es iſt freylich! wahr; dieſe Nacht malet ſich in jedem Verſe dieſer dunklen Ode und unvollkom- menen Liedes. Folgende Nacht verehren wir auch mit gefalteten Haͤnden: “Die Nacht hatte ihres Gemahls fleckichtes Schild ſchon verſilbert; “Er (der Hr. Gemahl) ſtund beyn Kerzen des Himmels, wie der Vater untern Soͤhnen. Nimr. 151 S. Mit

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/341>, abgerufen am 25.04.2024.