Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Po
deutschen Leser mehr Fähigkeit zu, als er oft hat.
Denn wissen wir, wo das Haus stand, wenn wir
wissen?

"Noahs Behausung war auf der Plattefor-
me gebauet. Noah, 5 S.
Pokal.

Wann wir einen Bächer mit Weine krö-
nen,
ist dann der Bächer nicht mit Weine ge-
krönet?
Oder sind die Reben unterm Weine
zu verstehen?

"Selig, indem der Pokal, mit Wein gekrö-
net, herumging,
"Und die Speisen der Zunge liebkosten; vor
Leckernheit kränklich. Noah, 59 S.

Jst das liebkosien nicht schön? Was halten der
Herr Rath vom Sinne des 2ten Verses?
Waren Sie nicht etwas berauschet, als Sie diesen
Vers machten?

"Sie bestreuen mit Rosen das Bett, und schla-
fen unsanfte,
"Wann die Knospen sich unter die Blätter
mengen. -- e. d.

Sie haben auch Recht, denn auf Knospen mag sich
es auch unsanft schlafen: sie sind ja stachelicht!
Es gehet leicht an, daß ein Ausdruck, im Künsteln,
sich eben von der schlechtesten Seite zeiget. Der
Herr Rath wollen ohne Zweifel von Leuten reden,

"Die ein Bett von Rosenblättern oftermals
verletzen kann. Baron.
Posamenten.

Jst es nicht unvergleichlich, wann
der sinnreiche Verheutiger Naumann einem
Herolde einen güldenen Mantel mit Posamen-

ten
Y

Po
deutſchen Leſer mehr Faͤhigkeit zu, als er oft hat.
Denn wiſſen wir, wo das Haus ſtand, wenn wir
wiſſen?

Noahs Behauſung war auf der Plattefor-
me gebauet. Noah, 5 S.
Pokal.

Wann wir einen Baͤcher mit Weine kroͤ-
nen,
iſt dann der Baͤcher nicht mit Weine ge-
kroͤnet?
Oder ſind die Reben unterm Weine
zu verſtehen?

“Selig, indem der Pokal, mit Wein gekroͤ-
net, herumging,
“Und die Speiſen der Zunge liebkoſten; vor
Leckernheit kraͤnklich. Noah, 59 S.

Jſt das liebkoſien nicht ſchoͤn? Was halten der
Herr Rath vom Sinne des 2ten Verſes?
Waren Sie nicht etwas berauſchet, als Sie dieſen
Vers machten?

“Sie beſtreuen mit Roſen das Bett, und ſchla-
fen unſanfte,
“Wann die Knoſpen ſich unter die Blaͤtter
mengen. — e. d.

Sie haben auch Recht, denn auf Knoſpen mag ſich
es auch unſanft ſchlafen: ſie ſind ja ſtachelicht!
Es gehet leicht an, daß ein Ausdruck, im Kuͤnſteln,
ſich eben von der ſchlechteſten Seite zeiget. Der
Herr Rath wollen ohne Zweifel von Leuten reden,

“Die ein Bett von Roſenblaͤttern oftermals
verletzen kann. Baron.
Poſamenten.

Jſt es nicht unvergleichlich, wann
der ſinnreiche Verheutiger Naumann einem
Herolde einen guͤldenen Mantel mit Poſamen-

ten
Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0363" n="337"/><fw place="top" type="header">Po</fw><lb/><hi rendition="#fr">deut&#x017F;chen</hi> Le&#x017F;er mehr Fa&#x0364;higkeit zu, als er oft hat.<lb/>
Denn wi&#x017F;&#x017F;en wir, wo das Haus &#x017F;tand, wenn wir<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Noahs</hi> Behau&#x017F;ung war auf der <hi rendition="#fr">Plattefor-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">me</hi> gebauet. <hi rendition="#fr">Noah, 5 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Pokal.</head>
            <p>Wann wir einen <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;cher mit Weine kro&#x0364;-<lb/>
nen,</hi> i&#x017F;t dann der <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;cher</hi> nicht mit <hi rendition="#fr">Weine ge-<lb/>
kro&#x0364;net?</hi> Oder &#x017F;ind die <hi rendition="#fr">Reben</hi> unterm <hi rendition="#fr">Weine</hi><lb/>
zu ver&#x017F;tehen?</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Selig, indem der <hi rendition="#fr">Pokal, mit Wein gekro&#x0364;-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">net,</hi> herumging,</hi><lb/>
&#x201C;Und die Spei&#x017F;en der Zunge <hi rendition="#fr">liebko&#x017F;ten;</hi> vor<lb/><hi rendition="#et">Leckernheit kra&#x0364;nklich. <hi rendition="#fr">Noah, 59 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>J&#x017F;t das <hi rendition="#fr">liebko&#x017F;ien</hi> nicht &#x017F;cho&#x0364;n? Was halten der<lb/><hi rendition="#fr">Herr Rath vom Sinne des 2ten Ver&#x017F;es?</hi><lb/>
Waren Sie nicht etwas <hi rendition="#fr">berau&#x017F;chet,</hi> als Sie die&#x017F;en<lb/>
Vers machten?</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Sie be&#x017F;treuen mit Ro&#x017F;en das Bett, und &#x017F;chla-<lb/><hi rendition="#et">fen un&#x017F;anfte,</hi><lb/>
&#x201C;Wann die <hi rendition="#fr">Kno&#x017F;pen</hi> &#x017F;ich unter die Bla&#x0364;tter<lb/><hi rendition="#et">mengen. &#x2014; <hi rendition="#fr">e. d.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Sie haben auch Recht, denn auf <hi rendition="#fr">Kno&#x017F;pen</hi> mag &#x017F;ich<lb/>
es auch <hi rendition="#fr">un&#x017F;anft</hi> &#x017F;chlafen: &#x017F;ie &#x017F;ind ja &#x017F;tachelicht!<lb/>
Es gehet leicht an, daß ein Ausdruck, im Ku&#x0364;n&#x017F;teln,<lb/>
&#x017F;ich eben von der &#x017F;chlechte&#x017F;ten Seite zeiget. Der<lb/><hi rendition="#fr">Herr Rath</hi> wollen ohne Zweifel von Leuten reden,</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Die ein Bett von Ro&#x017F;enbla&#x0364;ttern oftermals<lb/><hi rendition="#et">verletzen kann. <hi rendition="#fr">Baron.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Po&#x017F;amenten.</head>
            <p>J&#x017F;t es nicht unvergleichlich, wann<lb/>
der &#x017F;innreiche <hi rendition="#fr">Verheutiger Naumann</hi> einem<lb/><hi rendition="#fr">Herolde</hi> einen gu&#x0364;ldenen Mantel mit <hi rendition="#fr">Po&#x017F;amen-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ten</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0363] Po deutſchen Leſer mehr Faͤhigkeit zu, als er oft hat. Denn wiſſen wir, wo das Haus ſtand, wenn wir wiſſen? “Noahs Behauſung war auf der Plattefor- me gebauet. Noah, 5 S. Pokal. Wann wir einen Baͤcher mit Weine kroͤ- nen, iſt dann der Baͤcher nicht mit Weine ge- kroͤnet? Oder ſind die Reben unterm Weine zu verſtehen? “Selig, indem der Pokal, mit Wein gekroͤ- net, herumging, “Und die Speiſen der Zunge liebkoſten; vor Leckernheit kraͤnklich. Noah, 59 S. Jſt das liebkoſien nicht ſchoͤn? Was halten der Herr Rath vom Sinne des 2ten Verſes? Waren Sie nicht etwas berauſchet, als Sie dieſen Vers machten? “Sie beſtreuen mit Roſen das Bett, und ſchla- fen unſanfte, “Wann die Knoſpen ſich unter die Blaͤtter mengen. — e. d. Sie haben auch Recht, denn auf Knoſpen mag ſich es auch unſanft ſchlafen: ſie ſind ja ſtachelicht! Es gehet leicht an, daß ein Ausdruck, im Kuͤnſteln, ſich eben von der ſchlechteſten Seite zeiget. Der Herr Rath wollen ohne Zweifel von Leuten reden, “Die ein Bett von Roſenblaͤttern oftermals verletzen kann. Baron. Poſamenten. Jſt es nicht unvergleichlich, wann der ſinnreiche Verheutiger Naumann einem Herolde einen guͤldenen Mantel mit Poſamen- ten Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/363
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/363>, abgerufen am 28.03.2024.