Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Po
ten umhängt? Ach! was für ein geschickter Po-
samentierer!

"Zuerst ritt ein Herold auf einem aschfarbenen
Pferde
"Jm langen Mantel mit güldenen Posamen-
ten und Franzen. Nimr. 218 S.

Jst es nicht, als wenn wir in einer Zeitung die
römische Kaiserwahl in Hexameter gebracht
läsen?

Posaune.

Wir haben oben allerley Posaunen be-
trachtet; eine, die von sich selbst blies; eine,
die einen goldenen Laut blies:
Hier haben wir
eine Allmachtsposaune: eine Art von Posau-
nen, die der Herr Rath bläset.

"Lieget das Alter der Erd im Todesschlafe
begraben:
"Bis die Allmachtsposaune zum andern
Gericht' euch wecket! Noah, 301 S.

Hier ist sinnreich zu verstehen gegeben, daß der
Tod das erste Gericht ist; wir haben geglaubet,
daß gleich darauf die Belohnungen ihren Anfang
nähmen: allein, wie wir hören, so versparet sie
Gott bis zum zweyten Gerichte. Auch das Al-
ter der Erde
haben wir oben bewundert: denn wir
sagen ja ein Mannsalter. Verknüpfen wir nun
gleich mit diesem eine gewisse Anzahl von Jahren:
so kann ja die Muse von Sinai wohl den Herrn
Rath, als er an ihren Zitzen lag,
gelehret ha-
ben, wie viel Jahre zu einem Erdalter gehören.

Postament.

Bildhauer Naumann führet mit
vielem Verstande Statuen und Postamente ein;

wir

Po
ten umhaͤngt? Ach! was fuͤr ein geſchickter Po-
ſamentierer!

“Zuerſt ritt ein Herold auf einem aſchfarbenen
Pferde
“Jm langen Mantel mit guͤldenen Poſamen-
ten und Franzen. Nimr. 218 S.

Jſt es nicht, als wenn wir in einer Zeitung die
roͤmiſche Kaiſerwahl in Hexameter gebracht
laͤſen?

Poſaune.

Wir haben oben allerley Poſaunen be-
trachtet; eine, die von ſich ſelbſt blies; eine,
die einen goldenen Laut blies:
Hier haben wir
eine Allmachtspoſaune: eine Art von Poſau-
nen, die der Herr Rath blaͤſet.

“Lieget das Alter der Erd im Todesſchlafe
begraben:
“Bis die Allmachtspoſaune zum andern
Gericht’ euch wecket! Noah, 301 S.

Hier iſt ſinnreich zu verſtehen gegeben, daß der
Tod das erſte Gericht iſt; wir haben geglaubet,
daß gleich darauf die Belohnungen ihren Anfang
naͤhmen: allein, wie wir hoͤren, ſo verſparet ſie
Gott bis zum zweyten Gerichte. Auch das Al-
ter der Erde
haben wir oben bewundert: denn wir
ſagen ja ein Mannsalter. Verknuͤpfen wir nun
gleich mit dieſem eine gewiſſe Anzahl von Jahren:
ſo kann ja die Muſe von Sinai wohl den Herrn
Rath, als er an ihren Zitzen lag,
gelehret ha-
ben, wie viel Jahre zu einem Erdalter gehoͤren.

Poſtament.

Bildhauer Naumann fuͤhret mit
vielem Verſtande Statuen und Poſtamente ein;

wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0364" n="338"/><fw place="top" type="header">Po</fw><lb/><hi rendition="#fr">ten</hi> umha&#x0364;ngt? Ach! was fu&#x0364;r ein ge&#x017F;chickter <hi rendition="#fr">Po-<lb/>
&#x017F;amentierer!</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Zuer&#x017F;t ritt ein Herold auf einem a&#x017F;chfarbenen<lb/><hi rendition="#et">Pferde</hi><lb/>
&#x201C;Jm langen Mantel mit gu&#x0364;ldenen <hi rendition="#fr">Po&#x017F;amen-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">ten</hi> und <hi rendition="#fr">Franzen. Nimr. 218 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>J&#x017F;t es nicht, als wenn wir in einer <hi rendition="#fr">Zeitung</hi> die<lb/><hi rendition="#fr">ro&#x0364;mi&#x017F;che Kai&#x017F;erwahl</hi> in <hi rendition="#fr">Hexameter</hi> gebracht<lb/>
la&#x0364;&#x017F;en?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Po&#x017F;aune.</head>
            <p>Wir haben oben allerley <hi rendition="#fr">Po&#x017F;aunen</hi> be-<lb/>
trachtet; <hi rendition="#fr">eine, die von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t blies; eine,<lb/>
die einen goldenen Laut blies:</hi> Hier haben wir<lb/>
eine <hi rendition="#fr">Allmachtspo&#x017F;aune:</hi> eine Art von <hi rendition="#fr">Po&#x017F;au-<lb/>
nen, die der Herr Rath bla&#x0364;&#x017F;et.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Lieget das <hi rendition="#fr">Alter der Erd</hi> im Todes&#x017F;chlafe<lb/><hi rendition="#et">begraben:</hi><lb/>
&#x201C;Bis die <hi rendition="#fr">Allmachtspo&#x017F;aune</hi> zum <hi rendition="#fr">andern</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Gericht&#x2019;</hi> euch wecket! <hi rendition="#fr">Noah, 301 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Hier i&#x017F;t &#x017F;innreich zu ver&#x017F;tehen gegeben, daß der<lb/><hi rendition="#fr">Tod</hi> das <hi rendition="#fr">er&#x017F;te Gericht</hi> i&#x017F;t; wir haben geglaubet,<lb/>
daß gleich darauf die Belohnungen ihren Anfang<lb/>
na&#x0364;hmen: allein, wie wir ho&#x0364;ren, &#x017F;o ver&#x017F;paret &#x017F;ie<lb/>
Gott bis zum <hi rendition="#fr">zweyten Gerichte.</hi> Auch das <hi rendition="#fr">Al-<lb/>
ter der Erde</hi> haben wir oben bewundert: denn wir<lb/>
&#x017F;agen ja ein <hi rendition="#fr">Mannsalter.</hi> Verknu&#x0364;pfen wir nun<lb/>
gleich mit die&#x017F;em eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl von Jahren:<lb/>
&#x017F;o kann ja die <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;e</hi> von <hi rendition="#fr">Sinai</hi> wohl den <hi rendition="#fr">Herrn<lb/>
Rath, als er an ihren Zitzen lag,</hi> gelehret ha-<lb/>
ben, wie viel Jahre zu einem <hi rendition="#fr">Erdalter</hi> geho&#x0364;ren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Po&#x017F;tament.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Bildhauer Naumann</hi> fu&#x0364;hret mit<lb/>
vielem Ver&#x017F;tande <hi rendition="#fr">Statuen</hi> und <hi rendition="#fr">Po&#x017F;tamente</hi> ein;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0364] Po ten umhaͤngt? Ach! was fuͤr ein geſchickter Po- ſamentierer! “Zuerſt ritt ein Herold auf einem aſchfarbenen Pferde “Jm langen Mantel mit guͤldenen Poſamen- ten und Franzen. Nimr. 218 S. Jſt es nicht, als wenn wir in einer Zeitung die roͤmiſche Kaiſerwahl in Hexameter gebracht laͤſen? Poſaune. Wir haben oben allerley Poſaunen be- trachtet; eine, die von ſich ſelbſt blies; eine, die einen goldenen Laut blies: Hier haben wir eine Allmachtspoſaune: eine Art von Poſau- nen, die der Herr Rath blaͤſet. “Lieget das Alter der Erd im Todesſchlafe begraben: “Bis die Allmachtspoſaune zum andern Gericht’ euch wecket! Noah, 301 S. Hier iſt ſinnreich zu verſtehen gegeben, daß der Tod das erſte Gericht iſt; wir haben geglaubet, daß gleich darauf die Belohnungen ihren Anfang naͤhmen: allein, wie wir hoͤren, ſo verſparet ſie Gott bis zum zweyten Gerichte. Auch das Al- ter der Erde haben wir oben bewundert: denn wir ſagen ja ein Mannsalter. Verknuͤpfen wir nun gleich mit dieſem eine gewiſſe Anzahl von Jahren: ſo kann ja die Muſe von Sinai wohl den Herrn Rath, als er an ihren Zitzen lag, gelehret ha- ben, wie viel Jahre zu einem Erdalter gehoͤren. Poſtament. Bildhauer Naumann fuͤhret mit vielem Verſtande Statuen und Poſtamente ein; wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/364
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/364>, abgerufen am 23.04.2024.