Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Re
schön! Der Teufel selbst kanns nicht ver-
stehn.

"Seine zirkelnde Reis' um die Gürtel der Er-
de zu hören. Noah, 43 S.

D. i. eine Reise, die um die Gürtel der Erde
zirkelte.

Reitvolk.

So wie man saget Fußvolk; so kann
man auch sagen Reitvolk; wir sagen schon Wa-
genvolk.
NB. dieses Reitvolk ist kriegerisch.

-- "Es hatte die Königin Thirza
"Sich auf ihr Reitpferd geschwungen, u. mit
dem kriegerischen Reitvolk
"Sich aus dem Lager begeben. Nimr. 644 S.

Der Herr Magister hat übrig Recht. Denn,
wenn sich ein Herr Magister mit seinen Zuhö-
rern zu Pferde setzet: so ist dieß freylich kein krie-
gerisches Reitvolk;
aber doch oft ein schwär-
mendes.

Reuen i. d. m. Zahl.

Wir Gelehrte müssen wissen,
was für ein Wort einer mehreren Zahl bedarf.
Das wäre artig, wenn der Pöbel unser Sprachleh-
rer würde; und der Herr Usus ist gar oft, so alt
er auch ist, nicht gescheidt.

"O! sanfte Möglichkeit, den Sinnen ange-
nehm!

"O! göttlich Bild! allein zur Tugendlehr
bequem;
"O! Leben voller Glück! o! Wollust sonder
Reuen!
"Könnt' auch der Dichter dir die Wirklichkeit
verleyhen.
Zernitz, 21 S.

So

Re
ſchoͤn! Der Teufel ſelbſt kanns nicht ver-
ſtehn.

“Seine zirkelnde Reiſ’ um die Guͤrtel der Er-
de zu hoͤren. Noah, 43 S.

D. i. eine Reiſe, die um die Guͤrtel der Erde
zirkelte.

Reitvolk.

So wie man ſaget Fußvolk; ſo kann
man auch ſagen Reitvolk; wir ſagen ſchon Wa-
genvolk.
NB. dieſes Reitvolk iſt kriegeriſch.

— “Es hatte die Koͤnigin Thirza
“Sich auf ihr Reitpferd geſchwungen, u. mit
dem kriegeriſchen Reitvolk
“Sich aus dem Lager begeben. Nimr. 644 S.

Der Herr Magiſter hat uͤbrig Recht. Denn,
wenn ſich ein Herr Magiſter mit ſeinen Zuhoͤ-
rern zu Pferde ſetzet: ſo iſt dieß freylich kein krie-
geriſches Reitvolk;
aber doch oft ein ſchwaͤr-
mendes.

Reuen i. d. m. Zahl.

Wir Gelehrte muͤſſen wiſſen,
was fuͤr ein Wort einer mehreren Zahl bedarf.
Das waͤre artig, wenn der Poͤbel unſer Sprachleh-
rer wuͤrde; und der Herr Uſus iſt gar oft, ſo alt
er auch iſt, nicht geſcheidt.

“O! ſanfte Moͤglichkeit, den Sinnen ange-
nehm!

“O! goͤttlich Bild! allein zur Tugendlehr
bequem;
“O! Leben voller Gluͤck! o! Wolluſt ſonder
Reuen!
“Koͤnnt’ auch der Dichter dir die Wirklichkeit
verleyhen.
Zernitz, 21 S.

So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0380" n="354"/><fw place="top" type="header">Re</fw><lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n! <hi rendition="#fr">Der Teufel &#x017F;elb&#x017F;t kanns nicht ver-<lb/>
&#x017F;tehn.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Seine <hi rendition="#fr">zirkelnde Rei&#x017F;&#x2019;</hi> um die Gu&#x0364;rtel der Er-<lb/><hi rendition="#et">de <hi rendition="#fr">zu ho&#x0364;ren. Noah, 43 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>D. i. <hi rendition="#fr">eine Rei&#x017F;e, die um die Gu&#x0364;rtel der Erde<lb/>
zirkelte.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Reitvolk.</head>
            <p>So wie man &#x017F;aget <hi rendition="#fr">Fußvolk;</hi> &#x017F;o kann<lb/>
man auch &#x017F;agen <hi rendition="#fr">Reitvolk;</hi> wir &#x017F;agen &#x017F;chon <hi rendition="#fr">Wa-<lb/>
genvolk.</hi> <hi rendition="#aq">NB.</hi> die&#x017F;es <hi rendition="#fr">Reitvolk i&#x017F;t kriegeri&#x017F;ch.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#et">&#x2014; &#x201C;Es hatte die <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nigin Thirza</hi></hi><lb/>
&#x201C;Sich auf ihr Reitpferd ge&#x017F;chwungen, u. <hi rendition="#fr">mit</hi><lb/><hi rendition="#et">dem <hi rendition="#fr">kriegeri&#x017F;chen Reitvolk</hi></hi><lb/>
&#x201C;Sich aus dem Lager begeben. <hi rendition="#fr">Nimr. 644 S.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter</hi> hat u&#x0364;brig Recht. Denn,<lb/>
wenn &#x017F;ich ein <hi rendition="#fr">Herr Magi&#x017F;ter</hi> mit &#x017F;einen Zuho&#x0364;-<lb/>
rern zu Pferde &#x017F;etzet: &#x017F;o i&#x017F;t dieß freylich kein <hi rendition="#fr">krie-<lb/>
geri&#x017F;ches Reitvolk;</hi> aber doch oft ein <hi rendition="#fr">&#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
mendes.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Reuen i. d. m. Zahl.</head>
            <p>Wir Gelehrte mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was fu&#x0364;r ein Wort <hi rendition="#fr">einer mehreren Zahl</hi> bedarf.<lb/>
Das wa&#x0364;re artig, wenn der Po&#x0364;bel un&#x017F;er Sprachleh-<lb/>
rer wu&#x0364;rde; und der <hi rendition="#fr">Herr</hi> <hi rendition="#aq">U&#x017F;us</hi> i&#x017F;t gar oft, &#x017F;o alt<lb/>
er auch i&#x017F;t, nicht ge&#x017F;cheidt.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l>&#x201C;O! <hi rendition="#fr">&#x017F;anfte Mo&#x0364;glichkeit,</hi> den Sinnen ange-<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#et">nehm!</hi></hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">&#x201C;O! go&#x0364;ttlich Bild! <hi rendition="#fr">allein zur Tugendlehr</hi></hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">bequem;</hi> </hi> </l><lb/>
                  <l>&#x201C;O! Leben voller Glu&#x0364;ck! o! <hi rendition="#fr">Wollu&#x017F;t &#x017F;onder</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Reuen!</hi> </hi> </l><lb/>
                  <l>&#x201C;Ko&#x0364;nnt&#x2019; auch der Dichter dir die Wirklichkeit</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">verleyhen.</hi> </l>
                </lg> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Zernitz, 21 S.</hi> </hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0380] Re ſchoͤn! Der Teufel ſelbſt kanns nicht ver- ſtehn. “Seine zirkelnde Reiſ’ um die Guͤrtel der Er- de zu hoͤren. Noah, 43 S. D. i. eine Reiſe, die um die Guͤrtel der Erde zirkelte. Reitvolk. So wie man ſaget Fußvolk; ſo kann man auch ſagen Reitvolk; wir ſagen ſchon Wa- genvolk. NB. dieſes Reitvolk iſt kriegeriſch. — “Es hatte die Koͤnigin Thirza “Sich auf ihr Reitpferd geſchwungen, u. mit dem kriegeriſchen Reitvolk “Sich aus dem Lager begeben. Nimr. 644 S. Der Herr Magiſter hat uͤbrig Recht. Denn, wenn ſich ein Herr Magiſter mit ſeinen Zuhoͤ- rern zu Pferde ſetzet: ſo iſt dieß freylich kein krie- geriſches Reitvolk; aber doch oft ein ſchwaͤr- mendes. Reuen i. d. m. Zahl. Wir Gelehrte muͤſſen wiſſen, was fuͤr ein Wort einer mehreren Zahl bedarf. Das waͤre artig, wenn der Poͤbel unſer Sprachleh- rer wuͤrde; und der Herr Uſus iſt gar oft, ſo alt er auch iſt, nicht geſcheidt. “O! ſanfte Moͤglichkeit, den Sinnen ange- nehm! “O! goͤttlich Bild! allein zur Tugendlehr bequem; “O! Leben voller Gluͤck! o! Wolluſt ſonder Reuen! “Koͤnnt’ auch der Dichter dir die Wirklichkeit verleyhen. Zernitz, 21 S. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/380
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/380>, abgerufen am 20.04.2024.