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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Si
gen. Allein Sie wollen sagen, daß der Mensch
habe anfangen zu melken;
da werden Sie mir
nun erlauben, die Partey unserer ersten Aeltern zu
nehmen: sagen Sie! war das ein seichter Witz,
der da schloß: eine Kuh oder ein Schaf haben et-
was in den Eutern, nicht allein Kälber und Läm-
mer, sondern auch Menschen zu ernähren? Eine
Milchmagd aus Adams Zeiten halten wir einer
Philosophin aus unsern Zeiten gleich. Noch
eins! Hat der Leser schon eine schwarze Milch ge-
sehen?

Sicheln.

Wer sollte vor hundert Jahren gedacht ha-
ben, daß eine Fluth Sichel habe? Da sie aber
nun Sichel hat, ist es nicht gefährlich, auf Si-
cheln
zu kämpfen, deutsch, zu schwimmen?

"-- -- wie wenn im schiff bruch
"Lang ein mensch auf den Sicheln der
Fluth um sein leben gekaempfet hat.
Jac. u. Jos. 55 S.
Silberner Schleyer.

Jst das nicht ein Schleyer
von Silber?
von gediegenem Silber: ein
schöner Schleyer. Wir unterstehen uns, in al-
ler Unterthänigkeit, die wir Offenbarungen
schuldig sind, zu zweifeln, ob Cidli, die Phillis
des Lazarus, einen silbernen Schleyer getra-
gen habe. Denn wäre sie auch reich genug dazu
gewesen, wie wir nicht zweifeln, weil sie eines
Obersten Tochter war: so wäre sie, wahrlich!
nicht gescheidt gewesen, einen silbernen Schleyer,
durch den nur ein Sehraff sehen kann, übers Ge-
sicht zu hängen. Sie hang ihn doch über sich,

nachden

Si
gen. Allein Sie wollen ſagen, daß der Menſch
habe anfangen zu melken;
da werden Sie mir
nun erlauben, die Partey unſerer erſten Aeltern zu
nehmen: ſagen Sie! war das ein ſeichter Witz,
der da ſchloß: eine Kuh oder ein Schaf haben et-
was in den Eutern, nicht allein Kaͤlber und Laͤm-
mer, ſondern auch Menſchen zu ernaͤhren? Eine
Milchmagd aus Adams Zeiten halten wir einer
Philoſophin aus unſern Zeiten gleich. Noch
eins! Hat der Leſer ſchon eine ſchwarze Milch ge-
ſehen?

Sicheln.

Wer ſollte vor hundert Jahren gedacht ha-
ben, daß eine Fluth Sichel habe? Da ſie aber
nun Sichel hat, iſt es nicht gefaͤhrlich, auf Si-
cheln
zu kaͤmpfen, deutſch, zu ſchwimmen?

“— — wie wenn im ſchiff bruch
“Lang ein menſch auf den Sicheln der
Fluth um ſein leben gekæmpfet hat.
Jac. u. Joſ. 55 S.
Silberner Schleyer.

Jſt das nicht ein Schleyer
von Silber?
von gediegenem Silber: ein
ſchoͤner Schleyer. Wir unterſtehen uns, in al-
ler Unterthaͤnigkeit, die wir Offenbarungen
ſchuldig ſind, zu zweifeln, ob Cidli, die Phillis
des Lazarus, einen ſilbernen Schleyer getra-
gen habe. Denn waͤre ſie auch reich genug dazu
geweſen, wie wir nicht zweifeln, weil ſie eines
Oberſten Tochter war: ſo waͤre ſie, wahrlich!
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durch den nur ein Sehraff ſehen kann, uͤbers Ge-
ſicht zu haͤngen. Sie hang ihn doch uͤber ſich,

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[394/0420] Si gen. Allein Sie wollen ſagen, daß der Menſch habe anfangen zu melken; da werden Sie mir nun erlauben, die Partey unſerer erſten Aeltern zu nehmen: ſagen Sie! war das ein ſeichter Witz, der da ſchloß: eine Kuh oder ein Schaf haben et- was in den Eutern, nicht allein Kaͤlber und Laͤm- mer, ſondern auch Menſchen zu ernaͤhren? Eine Milchmagd aus Adams Zeiten halten wir einer Philoſophin aus unſern Zeiten gleich. Noch eins! Hat der Leſer ſchon eine ſchwarze Milch ge- ſehen? Sicheln. Wer ſollte vor hundert Jahren gedacht ha- ben, daß eine Fluth Sichel habe? Da ſie aber nun Sichel hat, iſt es nicht gefaͤhrlich, auf Si- cheln zu kaͤmpfen, deutſch, zu ſchwimmen? “— — wie wenn im ſchiff bruch “Lang ein menſch auf den Sicheln der Fluth um ſein leben gekæmpfet hat. Jac. u. Joſ. 55 S. Silberner Schleyer. Jſt das nicht ein Schleyer von Silber? von gediegenem Silber: ein ſchoͤner Schleyer. Wir unterſtehen uns, in al- ler Unterthaͤnigkeit, die wir Offenbarungen ſchuldig ſind, zu zweifeln, ob Cidli, die Phillis des Lazarus, einen ſilbernen Schleyer getra- gen habe. Denn waͤre ſie auch reich genug dazu geweſen, wie wir nicht zweifeln, weil ſie eines Oberſten Tochter war: ſo waͤre ſie, wahrlich! nicht geſcheidt geweſen, einen ſilbernen Schleyer, durch den nur ein Sehraff ſehen kann, uͤbers Ge- ſicht zu haͤngen. Sie hang ihn doch uͤber ſich, nachden

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/420>, abgerufen am 28.03.2024.