Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

St
um! 1. ist mein Steiß so gut, als Hn. Bod-
mers Gebuhrtsglied;
2. giebt es Leser, die
nicht eine Messerspitze; sondern eine ganze Hand
voll Salz der Spöttereyen haben wollen: und
mein Buch ist nicht allein für Leute von feinem Ge-
schmacke; sondern auch für eine etwas gröbere Art
geschrieben: z. E. für Bodmerianer!

"Jch sehe schon den Glanz der Stralen,
"Die unsre Leiber dann bemalen,
"Wann Gottes Macht im Donner spricht.
Samml. Nicol. 114 S.

Doch vieleicht werden die Stralen von unsern Lei-
bern bemalet. Was für eine angenehme Verwir-
rung von Stralen, Glanz, Leiber, Donner:
heilige Wörter!
Weil wir einmal zu strälen ha-
ben, wollen wir folgendes Stralen auch her-
stralen.

Stralen vor Freude;

da haben wirs, daß wir vor
Angst
können dunkel werden.

"Kaum vernahm dieß der Seraph: so stralt
er vor wallender Freude.

Jm stralenden Seher Klopstock 142 S.

Stechen in die Luft sind nicht Luftstiche;

man brau-
chet es a. St. sich in die Luft erheben.

"Längen von Obelisken mit schlankem coni-
schen Körper
"Stechen hinauf in die Luft, und suchen den
Himmel der Wolken. Noah, 77 S.

So giebts noch viele Himmel, und ist der Singer
ein Ptolomäer? Kann etwas schlank und zu-
gleich conisch seyn?

Stim-
C c 3

St
um! 1. iſt mein Steiß ſo gut, als Hn. Bod-
mers Gebuhrtsglied;
2. giebt es Leſer, die
nicht eine Meſſerſpitze; ſondern eine ganze Hand
voll Salz der Spoͤttereyen haben wollen: und
mein Buch iſt nicht allein fuͤr Leute von feinem Ge-
ſchmacke; ſondern auch fuͤr eine etwas groͤbere Art
geſchrieben: z. E. fuͤr Bodmerianer!

“Jch ſehe ſchon den Glanz der Stralen,
“Die unſre Leiber dann bemalen,
“Wann Gottes Macht im Donner ſpricht.
Samml. Nicol. 114 S.

Doch vieleicht werden die Stralen von unſern Lei-
bern bemalet. Was fuͤr eine angenehme Verwir-
rung von Stralen, Glanz, Leiber, Donner:
heilige Woͤrter!
Weil wir einmal zu ſtraͤlen ha-
ben, wollen wir folgendes Stralen auch her-
ſtralen.

Stralen vor Freude;

da haben wirs, daß wir vor
Angſt
koͤnnen dunkel werden.

“Kaum vernahm dieß der Seraph: ſo ſtralt
er vor wallender Freude.

Jm ſtralenden Seher Klopſtock 142 S.

Stechen in die Luft ſind nicht Luftſtiche;

man brau-
chet es a. St. ſich in die Luft erheben.

“Laͤngen von Obelisken mit ſchlankem coni-
ſchen Koͤrper
Stechen hinauf in die Luft, und ſuchen den
Himmel der Wolken. Noah, 77 S.

So giebts noch viele Himmel, und iſt der Singer
ein Ptolomaͤer? Kann etwas ſchlank und zu-
gleich coniſch ſeyn?

Stim-
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0431" n="405"/><fw place="top" type="header">St</fw><lb/>
um! 1. i&#x017F;t mein <hi rendition="#fr">Steiß</hi> &#x017F;o gut, als <hi rendition="#fr">Hn. Bod-<lb/>
mers Gebuhrtsglied;</hi> 2. giebt es Le&#x017F;er, die<lb/>
nicht eine Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;pitze; &#x017F;ondern eine ganze Hand<lb/>
voll Salz der Spo&#x0364;ttereyen haben wollen: und<lb/>
mein Buch i&#x017F;t nicht allein fu&#x0364;r Leute von feinem Ge-<lb/>
&#x017F;chmacke; &#x017F;ondern auch fu&#x0364;r eine etwas gro&#x0364;bere Art<lb/>
ge&#x017F;chrieben: z. E. fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Bodmerianer!</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Jch &#x017F;ehe &#x017F;chon den Glanz der Stralen,<lb/>
&#x201C;Die un&#x017F;re <hi rendition="#fr">Leiber</hi> dann bemalen,<lb/>
&#x201C;Wann Gottes <hi rendition="#fr">Macht</hi> im <hi rendition="#fr">Donner</hi> &#x017F;pricht.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Samml. Nicol. 114 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Doch vieleicht werden die <hi rendition="#fr">Stralen von</hi> un&#x017F;ern Lei-<lb/>
bern bemalet. Was fu&#x0364;r eine angenehme Verwir-<lb/>
rung von <hi rendition="#fr">Stralen, Glanz, Leiber, Donner:<lb/>
heilige Wo&#x0364;rter!</hi> Weil wir einmal zu <hi rendition="#fr">&#x017F;tra&#x0364;len</hi> ha-<lb/>
ben, wollen wir folgendes <hi rendition="#fr">Stralen</hi> auch <hi rendition="#fr">her-<lb/>
&#x017F;tralen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Stralen vor Freude;</head>
            <p>da haben wirs, daß wir <hi rendition="#fr">vor<lb/>
Ang&#x017F;t</hi> ko&#x0364;nnen <hi rendition="#fr">dunkel</hi> werden.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Kaum vernahm dieß der <hi rendition="#fr">Seraph:</hi> &#x017F;o <hi rendition="#fr">&#x017F;tralt</hi><lb/><hi rendition="#et">er vor wallender <hi rendition="#fr">Freude.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Jm <hi rendition="#fr">&#x017F;tralenden Seher Klop&#x017F;tock 142 S.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Stechen in die Luft &#x017F;ind nicht Luft&#x017F;tiche;</head>
            <p>man brau-<lb/>
chet es a. St. <hi rendition="#fr">&#x017F;ich in die Luft erheben.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;La&#x0364;ngen von Obelisken mit <hi rendition="#fr">&#x017F;chlankem coni-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">&#x017F;chen</hi> Ko&#x0364;rper</hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Stechen</hi> hinauf <hi rendition="#fr">in die Luft,</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;uchen</hi> den<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Himmel</hi> der <hi rendition="#fr">Wolken. Noah, 77 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So giebts noch <hi rendition="#fr">viele</hi> Himmel, und i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Singer</hi><lb/>
ein <hi rendition="#fr">Ptoloma&#x0364;er?</hi> Kann etwas <hi rendition="#fr">&#x017F;chlank</hi> und zu-<lb/>
gleich <hi rendition="#fr">coni&#x017F;ch</hi> &#x017F;eyn?</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Stim-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0431] St um! 1. iſt mein Steiß ſo gut, als Hn. Bod- mers Gebuhrtsglied; 2. giebt es Leſer, die nicht eine Meſſerſpitze; ſondern eine ganze Hand voll Salz der Spoͤttereyen haben wollen: und mein Buch iſt nicht allein fuͤr Leute von feinem Ge- ſchmacke; ſondern auch fuͤr eine etwas groͤbere Art geſchrieben: z. E. fuͤr Bodmerianer! “Jch ſehe ſchon den Glanz der Stralen, “Die unſre Leiber dann bemalen, “Wann Gottes Macht im Donner ſpricht. Samml. Nicol. 114 S. Doch vieleicht werden die Stralen von unſern Lei- bern bemalet. Was fuͤr eine angenehme Verwir- rung von Stralen, Glanz, Leiber, Donner: heilige Woͤrter! Weil wir einmal zu ſtraͤlen ha- ben, wollen wir folgendes Stralen auch her- ſtralen. Stralen vor Freude; da haben wirs, daß wir vor Angſt koͤnnen dunkel werden. “Kaum vernahm dieß der Seraph: ſo ſtralt er vor wallender Freude. Jm ſtralenden Seher Klopſtock 142 S. Stechen in die Luft ſind nicht Luftſtiche; man brau- chet es a. St. ſich in die Luft erheben. “Laͤngen von Obelisken mit ſchlankem coni- ſchen Koͤrper “Stechen hinauf in die Luft, und ſuchen den Himmel der Wolken. Noah, 77 S. So giebts noch viele Himmel, und iſt der Singer ein Ptolomaͤer? Kann etwas ſchlank und zu- gleich coniſch ſeyn? Stim- C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/431
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/431>, abgerufen am 25.04.2024.