Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Su
-- "Vor seinem Gesichte
"Sah er die Sünden der Menschen --
-- so die schlimmere Nachwelt
"Sündigen wird. --
Offenb. St. Klopst. 72 S.

Jm Vorbeygehen möchte ich wohl wissen, wie man
das beweisen kann; daß die Nachwelt schlimmer
sey. Unsere Vorältern waren Menschen; wir
sind es auch; meines Wissens werden es unsere
Kinder auch seyn. Da sind nun Menschen viel zu
ehrgeizig, als daß sie andern den Vorzug so gar im
Bösen lassen würden. Nein! Nein! die Welt
war, wie ein Mensch, immer einerley.

Sündfluth.

Wir bewundern folgende Nachah-
mung
der Sündfluth: zum wenigsten schwim-
met darinnen alles eben so ordentlich, als im
Noah unter einander.

-- -- "wohl hat man in dem Kleinen
"Eine Nachahmung gesehen; als Vesuvens
Mauern von Rauche,
"Undurchsichtigen Dampf mit Wasserkrü-
gen umwunden,

"Ueber den Tempeln der marmornen Hera-
clea gewölbet.
"Eine Nacht hing über der andern an eher-
nen Ketten. Noah, 251 S.

Das ist recht körperlich und unkörperlich Zeug
sinnreich durch einander gewebet; und mit Misch-
masch und Wirrwarre durchstücket. Die Was-
serkrüge
unter andern, wo haben Sie die her,

Herr
Su
— “Vor ſeinem Geſichte
“Sah er die Suͤnden der Menſchen —
— ſo die ſchlimmere Nachwelt
Suͤndigen wird. —
Offenb. St. Klopſt. 72 S.

Jm Vorbeygehen moͤchte ich wohl wiſſen, wie man
das beweiſen kann; daß die Nachwelt ſchlimmer
ſey. Unſere Voraͤltern waren Menſchen; wir
ſind es auch; meines Wiſſens werden es unſere
Kinder auch ſeyn. Da ſind nun Menſchen viel zu
ehrgeizig, als daß ſie andern den Vorzug ſo gar im
Boͤſen laſſen wuͤrden. Nein! Nein! die Welt
war, wie ein Menſch, immer einerley.

Suͤndfluth.

Wir bewundern folgende Nachah-
mung
der Suͤndfluth: zum wenigſten ſchwim-
met darinnen alles eben ſo ordentlich, als im
Noah unter einander.

— — “wohl hat man in dem Kleinen
“Eine Nachahmung geſehen; als Veſuvens
Mauern von Rauche,
“Undurchſichtigen Dampf mit Waſſerkruͤ-
gen umwunden,

“Ueber den Tempeln der marmornen Hera-
clea gewoͤlbet.
“Eine Nacht hing uͤber der andern an eher-
nen Ketten. Noah, 251 S.

Das iſt recht koͤrperlich und unkoͤrperlich Zeug
ſinnreich durch einander gewebet; und mit Miſch-
maſch und Wirrwarre durchſtuͤcket. Die Waſ-
ſerkruͤge
unter andern, wo haben Sie die her,

Herr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0436" n="410"/>
            <fw place="top" type="header">Su</fw><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#et">&#x2014; &#x201C;Vor &#x017F;einem Ge&#x017F;ichte</hi><lb/>
&#x201C;Sah er die <hi rendition="#fr">Su&#x0364;nden</hi> der Men&#x017F;chen &#x2014;<lb/><hi rendition="#et">&#x2014; &#x017F;o die <hi rendition="#fr">&#x017F;chlimmere</hi> Nachwelt</hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Su&#x0364;ndigen wird. &#x2014;<lb/><hi rendition="#et">Offenb. St. Klop&#x017F;t. 72 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Jm Vorbeygehen mo&#x0364;chte ich wohl wi&#x017F;&#x017F;en, wie man<lb/>
das bewei&#x017F;en kann; daß die <hi rendition="#fr">Nachwelt &#x017F;chlimmer</hi><lb/>
&#x017F;ey. Un&#x017F;ere Vora&#x0364;ltern waren Men&#x017F;chen; wir<lb/>
&#x017F;ind es auch; meines Wi&#x017F;&#x017F;ens werden es un&#x017F;ere<lb/>
Kinder auch &#x017F;eyn. Da &#x017F;ind nun Men&#x017F;chen viel zu<lb/>
ehrgeizig, als daß &#x017F;ie andern den Vorzug &#x017F;o gar im<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden. Nein! Nein! die Welt<lb/>
war, wie ein Men&#x017F;ch, immer einerley.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Su&#x0364;ndfluth.</head>
            <p>Wir bewundern folgende <hi rendition="#fr">Nachah-<lb/>
mung</hi> der <hi rendition="#fr">Su&#x0364;ndfluth:</hi> zum wenig&#x017F;ten &#x017F;chwim-<lb/>
met darinnen alles eben &#x017F;o ordentlich, als im<lb/><hi rendition="#fr">Noah</hi> unter einander.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x2014; &#x201C;wohl hat man in dem Kleinen<lb/>
&#x201C;Eine Nachahmung ge&#x017F;ehen; als Ve&#x017F;uvens<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Mauern von Rauche,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Undurch&#x017F;ichtigen Dampf mit <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;erkru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">gen umwunden,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Ueber den Tempeln der <hi rendition="#fr">marmornen Hera-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">clea</hi> gewo&#x0364;lbet.</hi><lb/>
&#x201C;Eine <hi rendition="#fr">Nacht hing</hi> u&#x0364;ber der andern an <hi rendition="#fr">eher-<lb/><hi rendition="#et">nen Ketten. Noah, 251 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t recht ko&#x0364;rperlich und unko&#x0364;rperlich Zeug<lb/>
&#x017F;innreich durch einander gewebet; und mit Mi&#x017F;ch-<lb/>
ma&#x017F;ch und Wirrwarre durch&#x017F;tu&#x0364;cket. Die <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erkru&#x0364;ge</hi> unter andern, wo haben Sie die her,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Herr</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0436] Su — “Vor ſeinem Geſichte “Sah er die Suͤnden der Menſchen — — ſo die ſchlimmere Nachwelt “Suͤndigen wird. — Offenb. St. Klopſt. 72 S. Jm Vorbeygehen moͤchte ich wohl wiſſen, wie man das beweiſen kann; daß die Nachwelt ſchlimmer ſey. Unſere Voraͤltern waren Menſchen; wir ſind es auch; meines Wiſſens werden es unſere Kinder auch ſeyn. Da ſind nun Menſchen viel zu ehrgeizig, als daß ſie andern den Vorzug ſo gar im Boͤſen laſſen wuͤrden. Nein! Nein! die Welt war, wie ein Menſch, immer einerley. Suͤndfluth. Wir bewundern folgende Nachah- mung der Suͤndfluth: zum wenigſten ſchwim- met darinnen alles eben ſo ordentlich, als im Noah unter einander. — — “wohl hat man in dem Kleinen “Eine Nachahmung geſehen; als Veſuvens Mauern von Rauche, “Undurchſichtigen Dampf mit Waſſerkruͤ- gen umwunden, “Ueber den Tempeln der marmornen Hera- clea gewoͤlbet. “Eine Nacht hing uͤber der andern an eher- nen Ketten. Noah, 251 S. Das iſt recht koͤrperlich und unkoͤrperlich Zeug ſinnreich durch einander gewebet; und mit Miſch- maſch und Wirrwarre durchſtuͤcket. Die Waſ- ſerkruͤge unter andern, wo haben Sie die her, Herr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/436
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/436>, abgerufen am 23.04.2024.