Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Un
"Gerechtigkeit, Gnad' und
"Der Arm der Gottheit ruht. Haller 102 S.

Nicht anders als:

Der Jäger und sein Hund,
Die jagten beyde: und
Sie hatten ihn fast; aber
Der Has' lief in den Haber.
Unding.

Rath Bodmer malt die Teufel schon
oben so dumm, daß sie ein Ewignothwendiges
über Gott
verehren. Seher Klopstock schil-
dert sie noch dümmer: indem sie bey ihm gar ein
Unding verehren.

-- "Hier ehret die Hölle,
"Die dich, Jehovah! verwarf, ein ewiges un-
endliches Unding.
Off. St. Klopst. 47 S.

Waren die Mäler denn schon ausgeheilet, die ih-
nen nach Miltonen der Donner auf die Stirne ge-
zeichnet hatte? Es ist ein Wunder, denn sonst sind
sie bey Klopstocken immer klüger, als die En-
gel.

Unempfindbar.

Ein mächtig neologisches Wort!
Sprechet es aus: so stehet ein Gedank dar.

Unerschaffen.

Jtzt singen die Dichter schon, wenn
sie noch nicht erschaffen sind.

"Dann singt die heilige Brust im unerschaff-
nen Chor
"Des ewgen Schöpfers Ruhm in ewgen Liedern vor.
Samml. Nicol. 149 S.
Unhold:

das klingt hexenmäßig! Der Tag ist
nach dem Hn. Magister der Nacht unhold.

"Die
Un
“Gerechtigkeit, Gnad’ und
“Der Arm der Gottheit ruht. Haller 102 S.

Nicht anders als:

Der Jaͤger und ſein Hund,
Die jagten beyde: und
Sie hatten ihn faſt; aber
Der Haſ’ lief in den Haber.
Unding.

Rath Bodmer malt die Teufel ſchon
oben ſo dumm, daß ſie ein Ewignothwendiges
uͤber Gott
verehren. Seher Klopſtock ſchil-
dert ſie noch duͤmmer: indem ſie bey ihm gar ein
Unding verehren.

— “Hier ehret die Hoͤlle,
“Die dich, Jehovah! verwarf, ein ewiges un-
endliches Unding.
Off. St. Klopſt. 47 S.

Waren die Maͤler denn ſchon ausgeheilet, die ih-
nen nach Miltonen der Donner auf die Stirne ge-
zeichnet hatte? Es iſt ein Wunder, denn ſonſt ſind
ſie bey Klopſtocken immer kluͤger, als die En-
gel.

Unempfindbar.

Ein maͤchtig neologiſches Wort!
Sprechet es aus: ſo ſtehet ein Gedank dar.

Unerſchaffen.

Jtzt ſingen die Dichter ſchon, wenn
ſie noch nicht erſchaffen ſind.

“Dann ſingt die heilige Bruſt im unerſchaff-
nen Chor
“Des ewgen Schoͤpfers Ruhm in ewgen Liedern vor.
Samml. Nicol. 149 S.
Unhold:

das klingt hexenmaͤßig! Der Tag iſt
nach dem Hn. Magiſter der Nacht unhold.

“Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0454" n="428"/>
            <fw place="top" type="header">Un</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Gerechtigkeit, Gnad&#x2019; <hi rendition="#fr">und</hi><lb/>
&#x201C;Der Arm der Gottheit ruht. <hi rendition="#fr">Haller 102 S.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Nicht anders als:</p>
            <lg type="poem">
              <l>Der Ja&#x0364;ger und &#x017F;ein Hund,</l><lb/>
              <l>Die jagten beyde: <hi rendition="#fr">und</hi></l><lb/>
              <l>Sie hatten ihn fa&#x017F;t; aber</l><lb/>
              <l>Der Ha&#x017F;&#x2019; lief in den Haber.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unding.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Rath Bodmer</hi> malt die <hi rendition="#fr">Teufel</hi> &#x017F;chon<lb/>
oben &#x017F;o dumm, daß &#x017F;ie ein <hi rendition="#fr">Ewignothwendiges<lb/>
u&#x0364;ber Gott</hi> verehren. <hi rendition="#fr">Seher Klop&#x017F;tock</hi> &#x017F;chil-<lb/>
dert &#x017F;ie noch du&#x0364;mmer: indem &#x017F;ie bey ihm gar ein<lb/><hi rendition="#fr">Unding</hi> verehren.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Hier ehret die <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;lle,</hi><lb/>
&#x201C;Die dich, Jehovah! verwarf, ein ewiges <hi rendition="#fr">un-<lb/><hi rendition="#et">endliches Unding.<lb/>
Off. St. Klop&#x017F;t. 47 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Waren die <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;ler</hi> denn &#x017F;chon ausgeheilet, die ih-<lb/>
nen nach <hi rendition="#fr">Miltonen</hi> der Donner auf die Stirne ge-<lb/>
zeichnet hatte? Es i&#x017F;t ein Wunder, denn &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie bey <hi rendition="#fr">Klop&#x017F;tocken</hi> immer klu&#x0364;ger, als die En-<lb/>
gel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unempfindbar.</head>
            <p>Ein ma&#x0364;chtig <hi rendition="#fr">neologi&#x017F;ches</hi> Wort!<lb/>
Sprechet es aus: &#x017F;o &#x017F;tehet ein Gedank dar.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Uner&#x017F;chaffen.</head>
            <p>Jtzt &#x017F;ingen die Dichter &#x017F;chon, wenn<lb/>
&#x017F;ie noch nicht <hi rendition="#fr">er&#x017F;chaffen</hi> &#x017F;ind.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Dann &#x017F;ingt die heilige Bru&#x017F;t im <hi rendition="#fr">uner&#x017F;chaff-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">nen</hi> Chor</hi><lb/>
&#x201C;Des ewgen Scho&#x0364;pfers Ruhm in ewgen Liedern vor.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Samml. Nicol. 149 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unhold:</head>
            <p>das klingt <hi rendition="#fr">hexenma&#x0364;ßig! Der Tag</hi> i&#x017F;t<lb/>
nach dem Hn. <hi rendition="#fr">Magi&#x017F;ter</hi> der <hi rendition="#fr">Nacht unhold.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0454] Un “Gerechtigkeit, Gnad’ und “Der Arm der Gottheit ruht. Haller 102 S. Nicht anders als: Der Jaͤger und ſein Hund, Die jagten beyde: und Sie hatten ihn faſt; aber Der Haſ’ lief in den Haber. Unding. Rath Bodmer malt die Teufel ſchon oben ſo dumm, daß ſie ein Ewignothwendiges uͤber Gott verehren. Seher Klopſtock ſchil- dert ſie noch duͤmmer: indem ſie bey ihm gar ein Unding verehren. — “Hier ehret die Hoͤlle, “Die dich, Jehovah! verwarf, ein ewiges un- endliches Unding. Off. St. Klopſt. 47 S. Waren die Maͤler denn ſchon ausgeheilet, die ih- nen nach Miltonen der Donner auf die Stirne ge- zeichnet hatte? Es iſt ein Wunder, denn ſonſt ſind ſie bey Klopſtocken immer kluͤger, als die En- gel. Unempfindbar. Ein maͤchtig neologiſches Wort! Sprechet es aus: ſo ſtehet ein Gedank dar. Unerſchaffen. Jtzt ſingen die Dichter ſchon, wenn ſie noch nicht erſchaffen ſind. “Dann ſingt die heilige Bruſt im unerſchaff- nen Chor “Des ewgen Schoͤpfers Ruhm in ewgen Liedern vor. Samml. Nicol. 149 S. Unhold: das klingt hexenmaͤßig! Der Tag iſt nach dem Hn. Magiſter der Nacht unhold. “Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/454
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/454>, abgerufen am 19.04.2024.