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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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"Kranke, verblühliche Lust! die du dir, ge-
blendet,
"Kurzsichtiger Jüngling gewählt;
"Reitzt nicht. -- --
Ode an Steinbrück.

Man vermenge ja kein Strichelein.

Verbrennen

ein jähriges Stierkalb seinem Na-
men:
heißt das, dem Namen opfern? Noah.

Vergällen

das Gesicht; folglich die Zunge auf-
klären.
Was Se. Gn. nicht für ein wunderli-
cher Arzt sind!

"Kurzsichtiger! dein Gram hat dein Ge-
sicht vergällt. Haller, 144 S.
Also!

"Langsichtiger!
Dein Scherz hat dein Ge-
sicht versüßt.
Vergessen;

sich zum Schüler vergessen: warum
nicht zum Narren?

"Wie konntest du zum Schüler dich ver-
gessen? Brem. Ged. 12 S.
Vergleichender Leser:

was ist das? "Und um das
"Gegengift gleich bey dem Gifte zu haben: so ist
"folgende Anmerkung -- allerorts, wo ein phi-
"losophisch, oder theologisch vergleichender Leser
"anstossen, oder stolpern will, einzurücken:"
"Das Schöne und Erhabene der Dichtkunst,
"nebst der edlen Kühnheit, der sie sich bey Aus-
"drückung ihrer Lehren bedienet; ermüdet öf-
"ters die Vernunft und Aufmerksamkeit eines
"Lesers, (ja wohl!) daß er glaubt, in sol-
"chen Sätzen Fehler bemerket zu haben, die

"doch
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“Kranke, verbluͤhliche Luſt! die du dir, ge-
blendet,
Kurzſichtiger Juͤngling gewaͤhlt;
“Reitzt nicht. — —
Ode an Steinbruͤck.

Man vermenge ja kein Strichelein.

Verbrennen

ein jaͤhriges Stierkalb ſeinem Na-
men:
heißt das, dem Namen opfern? Noah.

Vergaͤllen

das Geſicht; folglich die Zunge auf-
klaͤren.
Was Se. Gn. nicht fuͤr ein wunderli-
cher Arzt ſind!

Kurzſichtiger! dein Gram hat dein Ge-
ſicht vergaͤllt. Haller, 144 S.
Alſo!

“Langſichtiger!
Dein Scherz hat dein Ge-
ſicht verſuͤßt.
Vergeſſen;

ſich zum Schuͤler vergeſſen: warum
nicht zum Narren?

“Wie konnteſt du zum Schuͤler dich ver-
geſſen? Brem. Ged. 12 S.
Vergleichender Leſer:

was iſt das? “Und um das
“Gegengift gleich bey dem Gifte zu haben: ſo iſt
“folgende Anmerkung — allerorts, wo ein phi-
“loſophiſch, oder theologiſch vergleichender Leſer
“anſtoſſen, oder ſtolpern will, einzuruͤcken:”
“Das Schoͤne und Erhabene der Dichtkunſt,
“nebſt der edlen Kuͤhnheit, der ſie ſich bey Aus-
“druͤckung ihrer Lehren bedienet; ermuͤdet oͤf-
“ters die Vernunft und Aufmerkſamkeit eines
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“doch
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[433/0459] Ve “Kranke, verbluͤhliche Luſt! die du dir, ge- blendet, “Kurzſichtiger Juͤngling gewaͤhlt; “Reitzt nicht. — — Ode an Steinbruͤck. Man vermenge ja kein Strichelein. Verbrennen ein jaͤhriges Stierkalb ſeinem Na- men: heißt das, dem Namen opfern? Noah. Vergaͤllen das Geſicht; folglich die Zunge auf- klaͤren. Was Se. Gn. nicht fuͤr ein wunderli- cher Arzt ſind! “Kurzſichtiger! dein Gram hat dein Ge- ſicht vergaͤllt. Haller, 144 S. Alſo! “Langſichtiger! Dein Scherz hat dein Ge- ſicht verſuͤßt. Vergeſſen; ſich zum Schuͤler vergeſſen: warum nicht zum Narren? “Wie konnteſt du zum Schuͤler dich ver- geſſen? Brem. Ged. 12 S. Vergleichender Leſer: was iſt das? “Und um das “Gegengift gleich bey dem Gifte zu haben: ſo iſt “folgende Anmerkung — allerorts, wo ein phi- “loſophiſch, oder theologiſch vergleichender Leſer “anſtoſſen, oder ſtolpern will, einzuruͤcken:” “Das Schoͤne und Erhabene der Dichtkunſt, “nebſt der edlen Kuͤhnheit, der ſie ſich bey Aus- “druͤckung ihrer Lehren bedienet; ermuͤdet oͤf- “ters die Vernunft und Aufmerkſamkeit eines “Leſers, (ja wohl!) daß er glaubt, in ſol- “chen Saͤtzen Fehler bemerket zu haben, die “doch E e

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/459>, abgerufen am 28.03.2024.