Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Za
Z.
Zählen.

Endlich, lieber Leser! stehen wir mit ein-
ander am Rande der Tiefe. Freue dich!
bald wirst du so gut, wie wir, auf- und nieder-
steigen, und die Perlen fischen können. Denn
wie unser Dryden sagt:

"Die Fehler siehet man, wie Stoppeln, oben
fliessen.
"Wer Perlen suchen will, wird in die Tiefe
müssen.

Wir haben sie gesucht, diese Perlen, und gefun-
den; ja wir finden noch ein niedliches Perlchen.

"O! Fürsten! unter Millionen
"Kiest Gott sich einen aus zu Kronen,
"Und zählt ihm aller Schicksal ein.
Haller, 131 S.

Dieses Zählen hat zwar sonst keinen Sinn; es be-
kömmt aber einen, wenn man sich einen Beutel
vorstellet, den ein Fürst hält, um sich von Gott
die Schicksale seiner Unterthanen hineinzählen
zu lassen.
Zu diesem Beutel zählen wir auch fol-
genden, aus dem die Weisheit gezählt wird:

"Und Wolf, dem die Natur die Weis-
heit vorgezählt.
Bodmer.
Zärtlichkeit

gewinnt in einem neuen Munde ein
vortheilhaftes Kleid.
Denn die Hosen waren
ihr in dem alten Munde zerrissen worden.
Herr Zernitz ist ein trefflicher Schneider.

"Die
Za
Z.
Zaͤhlen.

Endlich, lieber Leſer! ſtehen wir mit ein-
ander am Rande der Tiefe. Freue dich!
bald wirſt du ſo gut, wie wir, auf- und nieder-
ſteigen, und die Perlen fiſchen koͤnnen. Denn
wie unſer Dryden ſagt:

“Die Fehler ſiehet man, wie Stoppeln, oben
flieſſen.
“Wer Perlen ſuchen will, wird in die Tiefe
muͤſſen.

Wir haben ſie geſucht, dieſe Perlen, und gefun-
den; ja wir finden noch ein niedliches Perlchen.

“O! Fuͤrſten! unter Millionen
“Kieſt Gott ſich einen aus zu Kronen,
“Und zaͤhlt ihm aller Schickſal ein.
Haller, 131 S.

Dieſes Zaͤhlen hat zwar ſonſt keinen Sinn; es be-
koͤmmt aber einen, wenn man ſich einen Beutel
vorſtellet, den ein Fuͤrſt haͤlt, um ſich von Gott
die Schickſale ſeiner Unterthanen hineinzaͤhlen
zu laſſen.
Zu dieſem Beutel zaͤhlen wir auch fol-
genden, aus dem die Weisheit gezaͤhlt wird:

“Und Wolf, dem die Natur die Weis-
heit vorgezaͤhlt.
Bodmer.
Zaͤrtlichkeit

gewinnt in einem neuen Munde ein
vortheilhaftes Kleid.
Denn die Hoſen waren
ihr in dem alten Munde zerriſſen worden.
Herr Zernitz iſt ein trefflicher Schneider.

“Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0486" n="460"/>
        <fw place="top" type="header">Za</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Z.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>Za&#x0364;hlen.</head>
            <p>Endlich, lieber Le&#x017F;er! &#x017F;tehen wir mit ein-<lb/>
ander am <hi rendition="#fr">Rande der Tiefe.</hi> Freue dich!<lb/>
bald wir&#x017F;t du &#x017F;o gut, wie wir, auf- und nieder-<lb/>
&#x017F;teigen, und die Perlen fi&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Denn<lb/>
wie un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Dryden</hi> &#x017F;agt:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Die Fehler &#x017F;iehet man, wie Stoppeln, oben<lb/><hi rendition="#et">flie&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
&#x201C;Wer <hi rendition="#fr">Perlen</hi> &#x017F;uchen will, wird in die Tiefe<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir haben &#x017F;ie ge&#x017F;ucht, die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Perlen,</hi> und gefun-<lb/>
den; ja wir finden noch ein niedliches <hi rendition="#fr">Perlchen.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;O! Fu&#x0364;r&#x017F;ten! unter Millionen<lb/>
&#x201C;Kie&#x017F;t Gott &#x017F;ich einen aus zu Kronen,<lb/>
&#x201C;Und <hi rendition="#fr">za&#x0364;hlt ihm aller Schick&#x017F;al ein.</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Haller, 131 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">Za&#x0364;hlen</hi> hat zwar &#x017F;on&#x017F;t keinen Sinn; es be-<lb/>
ko&#x0364;mmt aber einen, wenn man &#x017F;ich einen <hi rendition="#fr">Beutel</hi><lb/>
vor&#x017F;tellet, den ein Fu&#x0364;r&#x017F;t ha&#x0364;lt, um &#x017F;ich <hi rendition="#fr">von Gott<lb/>
die Schick&#x017F;ale &#x017F;einer Unterthanen hineinza&#x0364;hlen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en.</hi> Zu die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Beutel za&#x0364;hlen</hi> wir auch fol-<lb/>
genden, aus dem <hi rendition="#fr">die Weisheit geza&#x0364;hlt</hi> wird:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Und <hi rendition="#fr">Wolf,</hi> dem die <hi rendition="#fr">Natur</hi> die <hi rendition="#fr">Weis-<lb/><hi rendition="#et">heit vorgeza&#x0364;hlt.<lb/>
Bodmer.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Za&#x0364;rtlichkeit</head>
            <p><hi rendition="#fr">gewinnt in einem neuen Munde ein<lb/>
vortheilhaftes Kleid.</hi> Denn die <hi rendition="#fr">Ho&#x017F;en</hi> waren<lb/>
ihr in dem <hi rendition="#fr">alten Munde</hi> zerri&#x017F;&#x017F;en worden.<lb/>
Herr <hi rendition="#fr">Zernitz</hi> i&#x017F;t ein trefflicher <hi rendition="#fr">Schneider.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0486] Za Z. Zaͤhlen. Endlich, lieber Leſer! ſtehen wir mit ein- ander am Rande der Tiefe. Freue dich! bald wirſt du ſo gut, wie wir, auf- und nieder- ſteigen, und die Perlen fiſchen koͤnnen. Denn wie unſer Dryden ſagt: “Die Fehler ſiehet man, wie Stoppeln, oben flieſſen. “Wer Perlen ſuchen will, wird in die Tiefe muͤſſen. Wir haben ſie geſucht, dieſe Perlen, und gefun- den; ja wir finden noch ein niedliches Perlchen. “O! Fuͤrſten! unter Millionen “Kieſt Gott ſich einen aus zu Kronen, “Und zaͤhlt ihm aller Schickſal ein. Haller, 131 S. Dieſes Zaͤhlen hat zwar ſonſt keinen Sinn; es be- koͤmmt aber einen, wenn man ſich einen Beutel vorſtellet, den ein Fuͤrſt haͤlt, um ſich von Gott die Schickſale ſeiner Unterthanen hineinzaͤhlen zu laſſen. Zu dieſem Beutel zaͤhlen wir auch fol- genden, aus dem die Weisheit gezaͤhlt wird: “Und Wolf, dem die Natur die Weis- heit vorgezaͤhlt. Bodmer. Zaͤrtlichkeit gewinnt in einem neuen Munde ein vortheilhaftes Kleid. Denn die Hoſen waren ihr in dem alten Munde zerriſſen worden. Herr Zernitz iſt ein trefflicher Schneider. “Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/486
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/486>, abgerufen am 28.03.2024.