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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
XLIX.
HJer in dieser Sterblichkeit sind die hochge-
priesne Stunden/
Drin man mit Befugniß sich hat zum Weinen
eingefunden/
Thränlein sind die Engel Kost/ Thränlein
fleucht hin als ein Bot/
Flügenschnelligst bringt sein' Angst wolerhör-
lich selbst vor GOtt.


Sind die hochgepriesne Stunden) Diese
Thränenzeit/ und diese Stunde des Weinens sind billich
hächst zu preisen/ da Gott selbst unsere Thränen nicht al-
lein zehlen/ sondern auch in seinen Sakk fassen wil/ wie
David sagt Psalm. 56. v. 9. Ja da GOTT selbst über
unsere Thränen nicht schweigen wil Psalm. 39. v. 13.
Wen GOtt unser Gebet selber siehet/ und deshalber un-
ser Gebet erhöret Esai. 38. v. 5. 2. Reg. 20. v. 5. Wen
man sein Hertz also erweichet/ sich also demühtiget/ daß
man dabei bitterlich weine/ und seine Kleider/ sein vori-
ges Unwesen/ zerreisse 2. Reg. 22. v. 19.

Thränen sind die Engel Kost) Kein ange-
nehmer Saft/ und mehr durchdringende Süssigkeit sei
bei GOtt selbst und den Engeln/ als ein heisses Thrän-
lein eines gottseeligen Menschen/
haben die Alten
gesaget/ welches bei den Engeln lieblich und bei GOtt
erhörlich. Bernhardus nennets/ nostras Lacrymas
Angelorum esse delitias, si tamen eas expresserit vel
dolor Sanctus, vel amor divinus. Lacrymae piae,
pretiosus liquor, & vinum sane generosum sunt,
vel angelis propinandum, si tempori fundantur.

Thrän-
L iiij
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
XLIX.
HJer in dieſer Sterblichkeit ſind die hochge-
priesne Stunden/
Drin man mit Befugniß ſich hat zum Weinen
eingefunden/
Thraͤnlein ſind die Engel Koſt/ Thraͤnlein
fleucht hin als ein Bot/
Fluͤgenſchnelligſt bringt ſein’ Angſt wolerhoͤr-
lich ſelbſt vor GOtt.


Sind die hochgepriesne Stunden) Dieſe
Thraͤnenzeit/ und dieſe Stunde des Weinens ſind billich
haͤchſt zu preiſen/ da Gott ſelbſt unſere Thraͤnen nicht al-
lein zehlen/ ſondern auch in ſeinen Sakk faſſen wil/ wie
David ſagt Pſalm. 56. v. 9. Ja da GOTT ſelbſt uͤber
unſere Thraͤnen nicht ſchweigen wil Pſalm. 39. v. 13.
Wen GOtt unſer Gebet ſelber ſiehet/ und deshalber un-
ſer Gebet erhoͤret Eſai. 38. v. 5. 2. Reg. 20. v. 5. Wen
man ſein Hertz alſo erweichet/ ſich alſo demuͤhtiget/ daß
man dabei bitterlich weine/ und ſeine Kleider/ ſein vori-
ges Unweſen/ zerreiſſe 2. Reg. 22. v. 19.

Thraͤnen ſind die Engel Koſt) Kein ange-
nehmer Saft/ und mehr durchdringende Suͤſſigkeit ſei
bei GOtt ſelbſt und den Engeln/ als ein heiſſes Thraͤn-
lein eines gottſeeligen Menſchen/
haben die Alten
geſaget/ welches bei den Engeln lieblich und bei GOtt
erhoͤrlich. Bernhardus nennets/ noſtras Lacrymas
Angelorum eſſe delitias, ſi tamen eas expreſſerit vel
dolor Sanctus, vel amor divinus. Lacrymæ piæ,
prètioſus liquor, & vinum ſanè generoſum ſunt,
vel angelis propinandum, ſi tempori fundantur.

Thraͤn-
L iiij
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[167/0235] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. XLIX. HJer in dieſer Sterblichkeit ſind die hochge- priesne Stunden/ Drin man mit Befugniß ſich hat zum Weinen eingefunden/ Thraͤnlein ſind die Engel Koſt/ Thraͤnlein fleucht hin als ein Bot/ Fluͤgenſchnelligſt bringt ſein’ Angſt wolerhoͤr- lich ſelbſt vor GOtt. Sind die hochgepriesne Stunden) Dieſe Thraͤnenzeit/ und dieſe Stunde des Weinens ſind billich haͤchſt zu preiſen/ da Gott ſelbſt unſere Thraͤnen nicht al- lein zehlen/ ſondern auch in ſeinen Sakk faſſen wil/ wie David ſagt Pſalm. 56. v. 9. Ja da GOTT ſelbſt uͤber unſere Thraͤnen nicht ſchweigen wil Pſalm. 39. v. 13. Wen GOtt unſer Gebet ſelber ſiehet/ und deshalber un- ſer Gebet erhoͤret Eſai. 38. v. 5. 2. Reg. 20. v. 5. Wen man ſein Hertz alſo erweichet/ ſich alſo demuͤhtiget/ daß man dabei bitterlich weine/ und ſeine Kleider/ ſein vori- ges Unweſen/ zerreiſſe 2. Reg. 22. v. 19. Thraͤnen ſind die Engel Koſt) Kein ange- nehmer Saft/ und mehr durchdringende Suͤſſigkeit ſei bei GOtt ſelbſt und den Engeln/ als ein heiſſes Thraͤn- lein eines gottſeeligen Menſchen/ haben die Alten geſaget/ welches bei den Engeln lieblich und bei GOtt erhoͤrlich. Bernhardus nennets/ noſtras Lacrymas Angelorum eſſe delitias, ſi tamen eas expreſſerit vel dolor Sanctus, vel amor divinus. Lacrymæ piæ, prètioſus liquor, & vinum ſanè generoſum ſunt, vel angelis propinandum, ſi tempori fundantur. Thraͤn- L iiij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/235>, abgerufen am 28.03.2024.