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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
poris; Setundam in aeterna cruciatione animae & corpo-
ris.
Ac per hoc primam, quia discedente anima caro
sola moritur; Secundam vero quando rediens in car-
nem anima, in eadem cum eadem, in qua peccavit,
carne torquetur; ut cum qua communicavit mor-
tem peccati,
quod Dei bonitas interdixit homini, cum
ipsa communicet mortem supplicii, quod paravit Di-
vina justitia peccatori.
Dieser andere Tod heisset ei-
gentlich im Teutschen der Qwaal Tod/ der Seelen-
Tod.
So lange nun in der Hölle Quaal bleibet/ so lan-
ge bleiben wird Marter Qwaal/ Angst Qwaal/ Reu-
Qwaal/
so Leib und Seele beides trift/ so lange bleibet
auch ist/ und lebet dieser andere Tod.

Sterben recht durch ersten Tod
Reißt dich auß des Todes Noht/
Wer im ersten Tod recht stirbet/
Andren Tod der nicht erwirbet.
Stirbestu allhier in Sünden/
Andrer Tod wird dich dort finden:
Gläubig und bußfertig sterben/
Das heißt rechten Tod erwerben.

Da gehn tausend Thür hinein) Gleich wie
Christus selbst von der engen und weiten Thür/ so ent-
weder zum Himmel oder zur Hölle einführet/ außdrük-
lich sagt Matth. 7. v. 13. 14. Luc. 13. v. 24. Daher fol-
get/ daß der grosse Hauffe der Menschen/ die sicher und
lüsteren den breiten Weg zu der weiten Thür hinein wan-
dern/ gantz gewiß in die Hölle; Der geringe Hauffe aber
der Menschen/ so auff den schmalen Weg behutsamlich
zu der engen Thür einkehren/ gewiß in den Himmel kom-
men; Also ist klar genug/ weil die gantze Welt in Lust
und Sicherheit dahin rennet/ daß täglich viel tausend
Thüre zu dem Höllenrachen hinein sich öfnen/ da die

Men-

Nachdenkliche Beſchreibung
poris; Setundam in æterna cruciatione animæ & corpo-
ris.
Ac per hoc primam, quia diſcedente anima caro
ſola moritur; Secundam verò quando rediens in car-
nem anima, in eadem cum eadem, in qua peccavit,
carne torquetur; ut cum qua communicavit mor-
tem peccati,
quod Dei bonitas interdixit homini, cum
ipſa communicet mortem ſupplicii, quod paravit Di-
vina juſtitia peccatori.
Dieſer andere Tod heiſſet ei-
gentlich im Teutſchen der Qwaal Tod/ der Seelen-
Tod.
So lange nun in der Hoͤlle Quaal bleibet/ ſo lan-
ge bleiben wird Marter Qwaal/ Angſt Qwaal/ Reu-
Qwaal/
ſo Leib und Seele beides trift/ ſo lange bleibet
auch iſt/ und lebet dieſer andere Tod.

Sterben recht durch erſten Tod
Reißt dich auß des Todes Noht/
Wer im erſten Tod recht ſtirbet/
Andren Tod der nicht erwirbet.
Stirbeſtu allhier in Suͤnden/
Andrer Tod wird dich dort finden:
Glaͤubig und bußfertig ſterben/
Das heißt rechten Tod erwerben.

Da gehn tauſend Thuͤr hinein) Gleich wie
Chriſtus ſelbſt von der engen und weiten Thuͤr/ ſo ent-
weder zum Himmel oder zur Hoͤlle einfuͤhret/ außdruͤk-
lich ſagt Matth. 7. v. 13. 14. Luc. 13. v. 24. Daher fol-
get/ daß der groſſe Hauffe der Menſchen/ die ſicher und
luͤſteren den breiten Weg zu der weiten Thuͤr hinein wan-
dern/ gantz gewiß in die Hoͤlle; Der geringe Hauffe aber
der Menſchen/ ſo auff den ſchmalen Weg behutſamlich
zu der engen Thuͤr einkehren/ gewiß in den Himmel kom-
men; Alſo iſt klar genug/ weil die gantze Welt in Luſt
und Sicherheit dahin rennet/ daß taͤglich viel tauſend
Thuͤre zu dem Hoͤllenrachen hinein ſich oͤfnen/ da die

Men-
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[32/0100] Nachdenkliche Beſchreibung poris; Setundam in æterna cruciatione animæ & corpo- ris. Ac per hoc primam, quia diſcedente anima caro ſola moritur; Secundam verò quando rediens in car- nem anima, in eadem cum eadem, in qua peccavit, carne torquetur; ut cum qua communicavit mor- tem peccati, quod Dei bonitas interdixit homini, cum ipſa communicet mortem ſupplicii, quod paravit Di- vina juſtitia peccatori. Dieſer andere Tod heiſſet ei- gentlich im Teutſchen der Qwaal Tod/ der Seelen- Tod. So lange nun in der Hoͤlle Quaal bleibet/ ſo lan- ge bleiben wird Marter Qwaal/ Angſt Qwaal/ Reu- Qwaal/ ſo Leib und Seele beides trift/ ſo lange bleibet auch iſt/ und lebet dieſer andere Tod. Sterben recht durch erſten Tod Reißt dich auß des Todes Noht/ Wer im erſten Tod recht ſtirbet/ Andren Tod der nicht erwirbet. Stirbeſtu allhier in Suͤnden/ Andrer Tod wird dich dort finden: Glaͤubig und bußfertig ſterben/ Das heißt rechten Tod erwerben. Da gehn tauſend Thuͤr hinein) Gleich wie Chriſtus ſelbſt von der engen und weiten Thuͤr/ ſo ent- weder zum Himmel oder zur Hoͤlle einfuͤhret/ außdruͤk- lich ſagt Matth. 7. v. 13. 14. Luc. 13. v. 24. Daher fol- get/ daß der groſſe Hauffe der Menſchen/ die ſicher und luͤſteren den breiten Weg zu der weiten Thuͤr hinein wan- dern/ gantz gewiß in die Hoͤlle; Der geringe Hauffe aber der Menſchen/ ſo auff den ſchmalen Weg behutſamlich zu der engen Thuͤr einkehren/ gewiß in den Himmel kom- men; Alſo iſt klar genug/ weil die gantze Welt in Luſt und Sicherheit dahin rennet/ daß taͤglich viel tauſend Thuͤre zu dem Hoͤllenrachen hinein ſich oͤfnen/ da die Men-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/100>, abgerufen am 28.03.2024.