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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
stande angedeutet/ worin ewiges Feur/ ewige Glut
und Flamme verhanden; Wo nun immerwehrendes
Feur glimmet und fortfähret/ da muß auch feurigmässi-
ge Wirkung (wann wir nach unserem Begriffe vom
Feur reden wollen) endlich verhanden sein/ daß nem-
lich das Feur endlich etwas anfasse/ abfasse/ zehre und
verzehre/ und endlich seine schwartze Feurkinder und feu-
riges Ausgebrüet/ die schwartzen Kohlen hinter sich
verlasse/ und dadurch anzeige/ wo Kohlen verhanden/
da muß auch vorher Feur verhanden gewesen sein/ dessen
also niemand abredig sein kan: Weil aber mit der hölli-
schen Gluet und mit den Höllenflammen es eine gantz
andere/ viel grausamere Bewandniß haben wird/ wel-
ches der Herr Christus selbst dreimahl kurtz auf einander
andeutet und wiederholet Marc. 9. v. 43. 46. 48. da
ausdrüklich gesagt wird/ wie solches Feur an diesem
Höllen Orte unauslöschlich sei/ also auch sein und blei-
ben/ Feurqwaal und Feurangst auch haben und be-
halten werde: Verzehrende Feurart aber/ und auf-
fressenden Feurgrimm nicht behalten noch wirken
wird: Dann auf solche weise würde dieses Feur ewig
nicht auslöschlich sein/ sondern würde endlich/ wan es
verzehret/ abgemürbet/ ausgefressen und ausgeglimmet/
aufhören/ vergehen und ausgelöschet seyn müssen/ und
nach sich nur etwa Aschen/ Kummer und Kohlen
dahinten lassen/ welches aber im geringsten/ nach An-
weisung der Heil. Schrift nicht sein wird; Daher der
Teutsche Poetische Reim Text allhier die Hölle nennet
und beschreibet/ als ob sie sei eine durchbeflamte Burg
ohn Kohlen/
nemlich eine wunderbare Marter Burg/
welche mit immerwehrenden Flammen/ durchzogen und
gleichsam durchflammet würde ohn allen Auffraß der
Flammen ohn Verursachung einiger Kohlen oder A-
schen/ als eine Anzeige/ abnehmender Verderbung/ Unter-

gangs

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
ſtande angedeutet/ worin ewiges Feur/ ewige Glut
und Flamme verhanden; Wo nun immerwehrendes
Feur glimmet und fortfaͤhret/ da muß auch feurigmaͤſſi-
ge Wirkung (wann wir nach unſerem Begriffe vom
Feur reden wollen) endlich verhanden ſein/ daß nem-
lich das Feur endlich etwas anfaſſe/ abfaſſe/ zehre und
verzehre/ und endlich ſeine ſchwartze Feurkinder und feu-
riges Ausgebruͤet/ die ſchwartzen Kohlen hinter ſich
verlaſſe/ und dadurch anzeige/ wo Kohlen verhanden/
da muß auch vorher Feur verhanden geweſen ſein/ deſſen
alſo niemand abredig ſein kan: Weil aber mit der hoͤlli-
ſchen Gluet und mit den Hoͤllenflammen es eine gantz
andere/ viel grauſamere Bewandniß haben wird/ wel-
ches der Herꝛ Chriſtus ſelbſt dreimahl kurtz auf einander
andeutet und wiederholet Marc. 9. v. 43. 46. 48. da
ausdruͤklich geſagt wird/ wie ſolches Feur an dieſem
Hoͤllen Orte unausloͤſchlich ſei/ alſo auch ſein und blei-
ben/ Feurqwaal und Feurangſt auch haben und be-
halten werde: Verzehrende Feurart aber/ und auf-
freſſenden Feurgrimm nicht behalten noch wirken
wird: Dann auf ſolche weiſe wuͤrde dieſes Feur ewig
nicht ausloͤſchlich ſein/ ſondern wuͤrde endlich/ wan es
verzehret/ abgemuͤrbet/ ausgefreſſen und ausgeglimmet/
aufhoͤren/ vergehen und ausgeloͤſchet ſeyn muͤſſen/ und
nach ſich nur etwa Aſchen/ Kummer und Kohlen
dahinten laſſen/ welches aber im geringſten/ nach An-
weiſung der Heil. Schrift nicht ſein wird; Daher der
Teutſche Poetiſche Reim Text allhier die Hoͤlle nennet
und beſchreibet/ als ob ſie ſei eine durchbeflamte Burg
ohn Kohlen/
nemlich eine wunderbare Marter Burg/
welche mit immerwehrenden Flammen/ durchzogen und
gleichſam durchflammet wuͤrde ohn allen Auffraß der
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[59/0127] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. ſtande angedeutet/ worin ewiges Feur/ ewige Glut und Flamme verhanden; Wo nun immerwehrendes Feur glimmet und fortfaͤhret/ da muß auch feurigmaͤſſi- ge Wirkung (wann wir nach unſerem Begriffe vom Feur reden wollen) endlich verhanden ſein/ daß nem- lich das Feur endlich etwas anfaſſe/ abfaſſe/ zehre und verzehre/ und endlich ſeine ſchwartze Feurkinder und feu- riges Ausgebruͤet/ die ſchwartzen Kohlen hinter ſich verlaſſe/ und dadurch anzeige/ wo Kohlen verhanden/ da muß auch vorher Feur verhanden geweſen ſein/ deſſen alſo niemand abredig ſein kan: Weil aber mit der hoͤlli- ſchen Gluet und mit den Hoͤllenflammen es eine gantz andere/ viel grauſamere Bewandniß haben wird/ wel- ches der Herꝛ Chriſtus ſelbſt dreimahl kurtz auf einander andeutet und wiederholet Marc. 9. v. 43. 46. 48. da ausdruͤklich geſagt wird/ wie ſolches Feur an dieſem Hoͤllen Orte unausloͤſchlich ſei/ alſo auch ſein und blei- ben/ Feurqwaal und Feurangſt auch haben und be- halten werde: Verzehrende Feurart aber/ und auf- freſſenden Feurgrimm nicht behalten noch wirken wird: Dann auf ſolche weiſe wuͤrde dieſes Feur ewig nicht ausloͤſchlich ſein/ ſondern wuͤrde endlich/ wan es verzehret/ abgemuͤrbet/ ausgefreſſen und ausgeglimmet/ aufhoͤren/ vergehen und ausgeloͤſchet ſeyn muͤſſen/ und nach ſich nur etwa Aſchen/ Kummer und Kohlen dahinten laſſen/ welches aber im geringſten/ nach An- weiſung der Heil. Schrift nicht ſein wird; Daher der Teutſche Poetiſche Reim Text allhier die Hoͤlle nennet und beſchreibet/ als ob ſie ſei eine durchbeflamte Burg ohn Kohlen/ nemlich eine wunderbare Marter Burg/ welche mit immerwehrenden Flammen/ durchzogen und gleichſam durchflammet wuͤrde ohn allen Auffraß der Flammen ohn Verurſachung einiger Kohlen oder A- ſchen/ als eine Anzeige/ abnehmender Verderbung/ Unter- gangs

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/127>, abgerufen am 28.03.2024.