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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
LXVIII.
WEh dir/ wan du hier satt wirst/ daß du ewig
hungren müssest/
Und die Sünden-lekker Kost durch verschmach-
ten ewig büssest!
Und bei deiner Brunst und Durst auch ein Was-
ser Tröpfelein/
Wird zur Labung deiner Angst/ allerdings ver-
saget sein.


Weh dir wan du hier satt wirst) Der Herr
sagt selber Luc. 6. v. 25. Weh euch/ wan ihr hie voll
und satt seid/ dan ihr sollet hungeren. Der Herr meinet
gar nicht einen solchen Hunger/ der allhier einem Men-
schen/ der doch sonst alles vollauf haben mag/ begegnen
könne/ sonderen einen solchen Hunger und Durst/ und
an einem solchen Orte/ und zu solcher Zeit einen solchen
Hunger und Durst/ wie dem reichen Manne/ der Zeit
und Orte nach/ begegnete/ dem auf seine flehentliche Bit-
te auch nicht ein Tröpflein Wasser/ so von dem eussersten
Theil des Fingers möchte abtröflelen/ mehr mitgethei-
let werden könte.

Die Weisheit selber saget cap. 11. v. 17. Womit
einer sündiget/ damit wird er auch geplaget: Wer bei sei-
nem gottlosen Wesen und Unglauben/ sich auch des Fres-
sens/ Sauffens und Völlerei befleisset/ und also der Na-
tur zuwider seine Magen überfüllet/ und sich selbst zu al-
ler Gottseeligkeit und Nüchterkeit untauglich machet/ der
muß auch hernach solche ewige Hungerstrafe und Durst-
qwaal verlieb nehmen: Unsere Natur/ unser Leib und
Mage selbst klagen durch rültzen/ keichen/ speien/ schluk-

ken/
Nachdenkliche Beſchreibung
LXVIII.
WEh dir/ wan du hier ſatt wirſt/ daß du ewig
hungren muͤſſeſt/
Und die Suͤnden-lekker Koſt durch verſchmach-
ten ewig buͤſſeſt!
Und bei deiner Brunſt und Durſt auch ein Waſ-
ſer Troͤpfelein/
Wird zur Labung deiner Angſt/ allerdings ver-
ſaget ſein.


Weh dir wan du hier ſatt wirſt) Der Herꝛ
ſagt ſelber Luc. 6. v. 25. Weh euch/ wan ihr hie voll
und ſatt ſeid/ dan ihr ſollet hungeren. Der Herꝛ meinet
gar nicht einen ſolchen Hunger/ der allhier einem Men-
ſchen/ der doch ſonſt alles vollauf haben mag/ begegnen
koͤnne/ ſonderen einen ſolchen Hunger und Durſt/ und
an einem ſolchen Orte/ und zu ſolcher Zeit einen ſolchen
Hunger und Durſt/ wie dem reichen Manne/ der Zeit
und Orte nach/ begegnete/ dem auf ſeine flehentliche Bit-
te auch nicht ein Troͤpflein Waſſer/ ſo von dem euſſerſten
Theil des Fingers moͤchte abtroͤflelen/ mehr mitgethei-
let werden koͤnte.

Die Weisheit ſelber ſaget cap. 11. v. 17. Womit
einer ſuͤndiget/ damit wird er auch geplaget: Wer bei ſei-
nem gottloſen Weſen und Unglauben/ ſich auch des Freſ-
ſens/ Sauffens und Voͤllerei befleiſſet/ und alſo der Na-
tur zuwider ſeine Magen uͤberfuͤllet/ und ſich ſelbſt zu al-
ler Gottſeeligkeit und Nuͤchterkeit untauglich machet/ deꝛ
muß auch hernach ſolche ewige Hungerſtrafe und Durſt-
qwaal verlieb nehmen: Unſere Natur/ unſer Leib und
Mage ſelbſt klagen durch ruͤltzen/ keichen/ ſpeien/ ſchluk-

ken/
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[220/0288] Nachdenkliche Beſchreibung LXVIII. WEh dir/ wan du hier ſatt wirſt/ daß du ewig hungren muͤſſeſt/ Und die Suͤnden-lekker Koſt durch verſchmach- ten ewig buͤſſeſt! Und bei deiner Brunſt und Durſt auch ein Waſ- ſer Troͤpfelein/ Wird zur Labung deiner Angſt/ allerdings ver- ſaget ſein. Weh dir wan du hier ſatt wirſt) Der Herꝛ ſagt ſelber Luc. 6. v. 25. Weh euch/ wan ihr hie voll und ſatt ſeid/ dan ihr ſollet hungeren. Der Herꝛ meinet gar nicht einen ſolchen Hunger/ der allhier einem Men- ſchen/ der doch ſonſt alles vollauf haben mag/ begegnen koͤnne/ ſonderen einen ſolchen Hunger und Durſt/ und an einem ſolchen Orte/ und zu ſolcher Zeit einen ſolchen Hunger und Durſt/ wie dem reichen Manne/ der Zeit und Orte nach/ begegnete/ dem auf ſeine flehentliche Bit- te auch nicht ein Troͤpflein Waſſer/ ſo von dem euſſerſten Theil des Fingers moͤchte abtroͤflelen/ mehr mitgethei- let werden koͤnte. Die Weisheit ſelber ſaget cap. 11. v. 17. Womit einer ſuͤndiget/ damit wird er auch geplaget: Wer bei ſei- nem gottloſen Weſen und Unglauben/ ſich auch des Freſ- ſens/ Sauffens und Voͤllerei befleiſſet/ und alſo der Na- tur zuwider ſeine Magen uͤberfuͤllet/ und ſich ſelbſt zu al- ler Gottſeeligkeit und Nuͤchterkeit untauglich machet/ deꝛ muß auch hernach ſolche ewige Hungerſtrafe und Durſt- qwaal verlieb nehmen: Unſere Natur/ unſer Leib und Mage ſelbſt klagen durch ruͤltzen/ keichen/ ſpeien/ ſchluk- ken/

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/288>, abgerufen am 28.03.2024.