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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
LXXV.
DAß was du nun ewiglich mit Betrübniß
must durchdenken/
Solches wird nun ewig dich allerschmertzlichst
auch durchkrenken;
Dieser Angstwurm wechset zu durch verübtes
Sündengift/
Des zernagens immerdar ein unendlichkeit an-
stift.


Dieser Angstwurm wechset zu durch verüb-
tes Sündengift.
) Wer Gift einsäuft/ muß ster-
ben/ und durch Einschlukkung des Giftes/ kan kein
Mensch eben sein Leben erhalten: Wiewol nun die bos-
hafte Sünde das schädlichste Gift ausbrütet/ so ist doch
solches giftiges Gezucht die angenehmste Nahrung/ und
feistes Erhaltungsmittel für den Gewissenswurm; kan
derselbe solches Gestankes und Giftes immer mehr ge-
niessen/ so beisset er immer begieriger an/ feistet und mä-
stet sich/ und stiftet eine solche Unendlichkeit des anna-
gens an/ daß er darin ewig hin ruhen und hin bleiben
kan/ daher dan dem Verdamten das betrübteste durch-
denken/
auch also ewig veruhrsachen wird das aller-
schmertzlichste durchkrenken/ wohin zielen die Wor-
te des Reimtextes. Und hieraus erwechset immerfort
die ewigwehrende Uhrsach der Seelenschmertzenden
Reuqwaal/ und des ewigen unsterblichen Todes. Sa-
tius ergo est jam monitricem, quam illic ingulatri-
cem pati conscientiam. Extorres caelo in carne cru-

cia-
Nachdenkliche Beſchreibung
LXXV.
DAß was du nun ewiglich mit Betruͤbniß
muſt durchdenken/
Solches wird nun ewig dich allerſchmertzlichſt
auch durchkrenken;
Dieſer Angſtwurm wechſet zu durch veruͤbtes
Suͤndengift/
Des zernagens immerdar ein unendlichkeit an-
ſtift.


Dieſer Angſtwurm wechſet zu durch veruͤb-
tes Suͤndengift.
) Wer Gift einſaͤuft/ muß ſter-
ben/ und durch Einſchlukkung des Giftes/ kan kein
Menſch eben ſein Leben erhalten: Wiewol nun die bos-
hafte Suͤnde das ſchaͤdlichſte Gift ausbruͤtet/ ſo iſt doch
ſolches giftiges Gezucht die angenehmſte Nahrung/ und
feiſtes Erhaltungsmittel fuͤr den Gewiſſenswurm; kan
derſelbe ſolches Geſtankes und Giftes immer mehr ge-
nieſſen/ ſo beiſſet er immer begieriger an/ feiſtet und maͤ-
ſtet ſich/ und ſtiftet eine ſolche Unendlichkeit des anna-
gens an/ daß er darin ewig hin ruhen und hin bleiben
kan/ daher dan dem Verdamten das betruͤbteſte durch-
denken/
auch alſo ewig veruhrſachen wird das aller-
ſchmertzlichſte durchkrenken/ wohin zielen die Wor-
te des Reimtextes. Und hieraus erwechſet immerfort
die ewigwehrende Uhrſach der Seelenſchmertzenden
Reuqwaal/ und des ewigen unſterblichen Todes. Sa-
tius ergo eſt jam monitricem, quàm illic ingulatri-
cem pati conſcientiam. Extorres cælo in carne cru-

cia-
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[240/0308] Nachdenkliche Beſchreibung LXXV. DAß was du nun ewiglich mit Betruͤbniß muſt durchdenken/ Solches wird nun ewig dich allerſchmertzlichſt auch durchkrenken; Dieſer Angſtwurm wechſet zu durch veruͤbtes Suͤndengift/ Des zernagens immerdar ein unendlichkeit an- ſtift. Dieſer Angſtwurm wechſet zu durch veruͤb- tes Suͤndengift.) Wer Gift einſaͤuft/ muß ſter- ben/ und durch Einſchlukkung des Giftes/ kan kein Menſch eben ſein Leben erhalten: Wiewol nun die bos- hafte Suͤnde das ſchaͤdlichſte Gift ausbruͤtet/ ſo iſt doch ſolches giftiges Gezucht die angenehmſte Nahrung/ und feiſtes Erhaltungsmittel fuͤr den Gewiſſenswurm; kan derſelbe ſolches Geſtankes und Giftes immer mehr ge- nieſſen/ ſo beiſſet er immer begieriger an/ feiſtet und maͤ- ſtet ſich/ und ſtiftet eine ſolche Unendlichkeit des anna- gens an/ daß er darin ewig hin ruhen und hin bleiben kan/ daher dan dem Verdamten das betruͤbteſte durch- denken/ auch alſo ewig veruhrſachen wird das aller- ſchmertzlichſte durchkrenken/ wohin zielen die Wor- te des Reimtextes. Und hieraus erwechſet immerfort die ewigwehrende Uhrſach der Seelenſchmertzenden Reuqwaal/ und des ewigen unſterblichen Todes. Sa- tius ergo eſt jam monitricem, quàm illic ingulatri- cem pati conſcientiam. Extorres cælo in carne cru- cia-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/308>, abgerufen am 29.03.2024.