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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
nichtige ihm verächtlich werden wird. Sed & hoc habet
isthaec cogitatio, ut qui eam paulo largius delibat, e-
brius fiat, sed ebrietate optimorum desideriorum,
quae non eant, nisi ad emendationem vitae, ad caele-
stem patriam, ad aeternam voluptatem.

Wan wir es begreiffen nun/ ist Begriff und
Reu zu spät
) Wan die Himmelsthür nun zugeschlos-
sen/ und du elender Verdamter Mensch in der Hölle
verriegelt und überwölbet/ und in deiner Angst und Qwaal
sein wirst/ dan wirstu allererst recht begreiffen/ bedenken/
fühlen und dich ängstigen/ was sei die Ewigkeit/ O die
unseelige Ewigkeit! Aber alles ist alsdann zu spät/ alles
karmen und sehnen vergebens/ und ümsonst/ alles be-
denken der Zeit unzeitig/ alle Reu und Nachreu ein lau-
ter vergeblicher Qwaalgedanke/ alles wünschen nur ein
Höllisches seuftzen/ und ist ein Qwaalgedächtniß/ daß
du nicht in der Zeit bedacht hast die Ewigkeit/ nicht der
geringste Zunder dein Angstfeur mit anglimmend zu
machen/ daß du so vergessen/ verseumet/ verachtet/ nicht-
betrachtet und liederlich verwindschlaget hast bei deiner
Lebenszeit die Betrachtung deiner Ewigkeit.

Wan die grimmen Höllenflammen
Schlagen über dich zusammen/
Dan ist es durch auß zu spat/
Daß man nicht betrachtet hat/
Nicht besonnen/ nicht bedacht/
Nicht genommen recht in acht/
Was doch sei die Ewigkeit/
Himmelsfreud' und Höllenleid/
Bis man selbsten es/ O weh!
Fühlet in der Schwefel See.
Dich bedenk und greif dich an/
Weil Begriff und Reu was kan
Etwas helffen in der Zeit
Jn der wahren Ewigkeit.
LXXXIV.

Nachdenkliche Beſchreibung
nichtige ihm veraͤchtlich werden wird. Sed & hoc habet
iſthæc cogitatio, ut qui eam paulo largius delibat, e-
brius fiat, ſed ebrietate optimorum deſideriorum,
quæ non eant, niſi ad emendationem vitæ, ad cæle-
ſtem patriam, ad æternam voluptatem.

Wan wir es begreiffen nun/ iſt Begriff und
Reu zu ſpaͤt
) Wan die Himmelsthuͤr nun zugeſchloſ-
ſen/ und du elender Verdamter Menſch in der Hoͤlle
verriegelt und uͤberwoͤlbet/ uñ in deiner Angſt uñ Qwaal
ſein wirſt/ dan wirſtu allererſt recht begreiffen/ bedenken/
fuͤhlen und dich aͤngſtigen/ was ſei die Ewigkeit/ O die
unſeelige Ewigkeit! Aber alles iſt alsdann zu ſpaͤt/ alles
karmen und ſehnen vergebens/ und uͤmſonſt/ alles be-
denken der Zeit unzeitig/ alle Reu und Nachreu ein lau-
ter vergeblicher Qwaalgedanke/ alles wuͤnſchen nur ein
Hoͤlliſches ſeuftzen/ und iſt ein Qwaalgedaͤchtniß/ daß
du nicht in der Zeit bedacht haſt die Ewigkeit/ nicht der
geringſte Zunder dein Angſtfeur mit anglimmend zu
machen/ daß du ſo vergeſſen/ verſeumet/ verachtet/ nicht-
betrachtet und liederlich verwindſchlaget haſt bei deiner
Lebenszeit die Betrachtung deiner Ewigkeit.

Wan die grimmen Hoͤllenflammen
Schlagen uͤber dich zuſammen/
Dan iſt es durch auß zu ſpat/
Daß man nicht betrachtet hat/
Nicht beſonnen/ nicht bedacht/
Nicht genommen recht in acht/
Was doch ſei die Ewigkeit/
Himmelsfreud’ und Hoͤllenleid/
Bis man ſelbſten es/ O weh!
Fuͤhlet in der Schwefel See.
Dich bedenk und greif dich an/
Weil Begriff und Reu was kan
Etwas helffen in der Zeit
Jn der wahren Ewigkeit.
LXXXIV.
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[270/0338] Nachdenkliche Beſchreibung nichtige ihm veraͤchtlich werden wird. Sed & hoc habet iſthæc cogitatio, ut qui eam paulo largius delibat, e- brius fiat, ſed ebrietate optimorum deſideriorum, quæ non eant, niſi ad emendationem vitæ, ad cæle- ſtem patriam, ad æternam voluptatem. Wan wir es begreiffen nun/ iſt Begriff und Reu zu ſpaͤt) Wan die Himmelsthuͤr nun zugeſchloſ- ſen/ und du elender Verdamter Menſch in der Hoͤlle verriegelt und uͤberwoͤlbet/ uñ in deiner Angſt uñ Qwaal ſein wirſt/ dan wirſtu allererſt recht begreiffen/ bedenken/ fuͤhlen und dich aͤngſtigen/ was ſei die Ewigkeit/ O die unſeelige Ewigkeit! Aber alles iſt alsdann zu ſpaͤt/ alles karmen und ſehnen vergebens/ und uͤmſonſt/ alles be- denken der Zeit unzeitig/ alle Reu und Nachreu ein lau- ter vergeblicher Qwaalgedanke/ alles wuͤnſchen nur ein Hoͤlliſches ſeuftzen/ und iſt ein Qwaalgedaͤchtniß/ daß du nicht in der Zeit bedacht haſt die Ewigkeit/ nicht der geringſte Zunder dein Angſtfeur mit anglimmend zu machen/ daß du ſo vergeſſen/ verſeumet/ verachtet/ nicht- betrachtet und liederlich verwindſchlaget haſt bei deiner Lebenszeit die Betrachtung deiner Ewigkeit. Wan die grimmen Hoͤllenflammen Schlagen uͤber dich zuſammen/ Dan iſt es durch auß zu ſpat/ Daß man nicht betrachtet hat/ Nicht beſonnen/ nicht bedacht/ Nicht genommen recht in acht/ Was doch ſei die Ewigkeit/ Himmelsfreud’ und Hoͤllenleid/ Bis man ſelbſten es/ O weh! Fuͤhlet in der Schwefel See. Dich bedenk und greif dich an/ Weil Begriff und Reu was kan Etwas helffen in der Zeit Jn der wahren Ewigkeit. LXXXIV.

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/338>, abgerufen am 29.03.2024.