Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdenkliche Beschreibung
und nimmer absterbe/ davon wird vermeldet oben in
dem 8. Reimschlusse: Und wie daselbst sei ein wunder-
leben-Todes Land in dem 7. Reimschlusse/ und wie die
Haut für solchem wunderschreklichem Leben dieses To-
des erschauren möchte/ unten im 95. Reimschlusse: So
zu wiederhohlen unnötig.

Hindert schier die Ubelthat kleiner Schimpf/
geringer Tod
) Wir Menschen sehen es vor Augen/
und entfinden es in der That/ daß Beschimpfung und
Bestraffung ins gemein alles übele verhalten/ und
Lasterthaten verhüten könne: Diebe und Räuber wür-
den allerends ungescheuet sich hervor geben/ wan Gal-
gen und Rad nicht verhanden: Unzüchter und Freveler
würden sich ungescheuter anhäuffen/ wan Geissel/ Ruh-
ten und Prügel nicht zum Zuchtmeister bestellet; Und
kan also die weltliche Obrigkeit durch äusserliche veror-
dente Zwangs- und Züchtigungsmittel allerhand Ubel-
thaten eintreiben/ zurükk halten/ unbeliebt machen und
verbieten; Und wo der Muhtwille losbricht/ mit offen-
barer Straffe dahinterher sein; Und solche Verhütung
ist uns Menschen/ unter uns Menschen/ möglich und
thunlich.

Der Lacedemonier Stat Regiment ist vorzeiten
deshalber überall berühmt gewesen/ daß gar keine offent-
liche Ubelthaten daselbst unter der grossen Gemein mehr
vorgangen/ darüber die Thebani sich höchlich verwun-
derten/ und gern wissen wolten/ woher es eigentlich rüh-
ren müste/ daß eine so grosse Menge der Bürger in so
stetem Gehorsam/ und untadelhaftem Leben könten er-
halten werden/ daß man gar keine offentliche Ubelthaten
von ihnen vernehme: Haben derhalben einen Welt-
weisen gelahrten Mann/ mit Nahmen Philonium, da-
hin gesandt/ sich gründlich zuerkundigen/ woher die Wol-
verfassung dieses florirenden Statwesens eigentlich

rühre:

Nachdenkliche Beſchreibung
und nimmer abſterbe/ davon wird vermeldet oben in
dem 8. Reimſchluſſe: Und wie daſelbſt ſei ein wunder-
leben-Todes Land in dem 7. Reimſchluſſe/ und wie die
Haut fuͤr ſolchem wunderſchreklichem Leben dieſes To-
des erſchauren moͤchte/ unten im 95. Reimſchluſſe: So
zu wiederhohlen unnoͤtig.

Hindert ſchier die Ubelthat kleiner Schimpf/
geringer Tod
) Wir Menſchen ſehen es vor Augen/
und entfinden es in der That/ daß Beſchimpfung und
Beſtraffung ins gemein alles uͤbele verhalten/ und
Laſterthaten verhuͤten koͤnne: Diebe und Raͤuber wuͤr-
den allerends ungeſcheuet ſich hervor geben/ wan Gal-
gen und Rad nicht verhanden: Unzuͤchter und Freveler
wuͤrden ſich ungeſcheuter anhaͤuffen/ wan Geiſſel/ Ruh-
ten und Pruͤgel nicht zum Zuchtmeiſter beſtellet; Und
kan alſo die weltliche Obrigkeit durch aͤuſſerliche veror-
dente Zwangs- und Zuͤchtigungsmittel allerhand Ubel-
thaten eintreiben/ zuruͤkk halten/ unbeliebt machen und
verbieten; Und wo der Muhtwille losbricht/ mit offen-
barer Straffe dahinterher ſein; Und ſolche Verhuͤtung
iſt uns Menſchen/ unter uns Menſchen/ moͤglich und
thunlich.

Der Lacedemonier Stat Regiment iſt vorzeiten
deshalber uͤberall beruͤhmt geweſen/ daß gar keine offent-
liche Ubelthaten daſelbſt unter der groſſen Gemein mehr
vorgangen/ daruͤber die Thebani ſich hoͤchlich verwun-
derten/ und gern wiſſen wolten/ woher es eigentlich ruͤh-
ren muͤſte/ daß eine ſo groſſe Menge der Buͤrger in ſo
ſtetem Gehorſam/ und untadelhaftem Leben koͤnten er-
halten werden/ daß man gar keine offentliche Ubelthaten
von ihnen vernehme: Haben derhalben einen Welt-
weiſen gelahrten Mann/ mit Nahmen Philonium, da-
hin geſandt/ ſich gruͤndlich zuerkundigen/ woher die Wol-
verfaſſung dieſes florirenden Statweſens eigentlich

ruͤhre:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
und nimmer ab&#x017F;terbe/ davon wird vermeldet oben in<lb/>
dem 8. Reim&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e: Und wie da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ei ein wunder-<lb/>
leben-Todes Land in dem 7. Reim&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e/ und wie die<lb/>
Haut fu&#x0364;r &#x017F;olchem wunder&#x017F;chreklichem Leben die&#x017F;es To-<lb/>
des er&#x017F;chauren mo&#x0364;chte/ unten im 95. Reim&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e: So<lb/>
zu wiederhohlen unno&#x0364;tig.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Hindert &#x017F;chier die Ubelthat kleiner Schimpf/<lb/>
geringer Tod</hi>) Wir Men&#x017F;chen &#x017F;ehen es vor Augen/<lb/>
und entfinden es in der That/ daß Be&#x017F;chimpfung und<lb/>
Be&#x017F;traffung ins gemein alles u&#x0364;bele verhalten/ und<lb/>
La&#x017F;terthaten verhu&#x0364;ten ko&#x0364;nne: Diebe und Ra&#x0364;uber wu&#x0364;r-<lb/>
den allerends unge&#x017F;cheuet &#x017F;ich hervor geben/ wan Gal-<lb/>
gen und Rad nicht verhanden: Unzu&#x0364;chter und Freveler<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ich unge&#x017F;cheuter anha&#x0364;uffen/ wan Gei&#x017F;&#x017F;el/ Ruh-<lb/>
ten und Pru&#x0364;gel nicht zum Zuchtmei&#x017F;ter be&#x017F;tellet; Und<lb/>
kan al&#x017F;o die weltliche Obrigkeit durch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche veror-<lb/>
dente Zwangs- und Zu&#x0364;chtigungsmittel allerhand Ubel-<lb/>
thaten eintreiben/ zuru&#x0364;kk halten/ unbeliebt machen und<lb/>
verbieten; Und wo der Muhtwille losbricht/ mit offen-<lb/>
barer Straffe dahinterher &#x017F;ein; Und &#x017F;olche Verhu&#x0364;tung<lb/>
i&#x017F;t uns Men&#x017F;chen/ unter uns Men&#x017F;chen/ mo&#x0364;glich und<lb/>
thunlich.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#aq">Lacedemonier</hi> Stat Regiment i&#x017F;t vorzeiten<lb/>
deshalber u&#x0364;berall beru&#x0364;hmt gewe&#x017F;en/ daß gar keine offent-<lb/>
liche Ubelthaten da&#x017F;elb&#x017F;t unter der gro&#x017F;&#x017F;en Gemein mehr<lb/>
vorgangen/ daru&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Thebani</hi> &#x017F;ich ho&#x0364;chlich verwun-<lb/>
derten/ und gern wi&#x017F;&#x017F;en wolten/ woher es eigentlich ru&#x0364;h-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;te/ daß eine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Menge der Bu&#x0364;rger in &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tetem Gehor&#x017F;am/ und untadelhaftem Leben ko&#x0364;nten er-<lb/>
halten werden/ daß man gar keine offentliche Ubelthaten<lb/>
von ihnen vernehme: Haben derhalben einen Welt-<lb/>
wei&#x017F;en gelahrten Mann/ mit Nahmen <hi rendition="#aq">Philonium,</hi> da-<lb/>
hin ge&#x017F;andt/ &#x017F;ich gru&#x0364;ndlich zuerkundigen/ woher die Wol-<lb/>
verfa&#x017F;&#x017F;ung die&#x017F;es florirenden Statwe&#x017F;ens eigentlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;hre:</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0340] Nachdenkliche Beſchreibung und nimmer abſterbe/ davon wird vermeldet oben in dem 8. Reimſchluſſe: Und wie daſelbſt ſei ein wunder- leben-Todes Land in dem 7. Reimſchluſſe/ und wie die Haut fuͤr ſolchem wunderſchreklichem Leben dieſes To- des erſchauren moͤchte/ unten im 95. Reimſchluſſe: So zu wiederhohlen unnoͤtig. Hindert ſchier die Ubelthat kleiner Schimpf/ geringer Tod) Wir Menſchen ſehen es vor Augen/ und entfinden es in der That/ daß Beſchimpfung und Beſtraffung ins gemein alles uͤbele verhalten/ und Laſterthaten verhuͤten koͤnne: Diebe und Raͤuber wuͤr- den allerends ungeſcheuet ſich hervor geben/ wan Gal- gen und Rad nicht verhanden: Unzuͤchter und Freveler wuͤrden ſich ungeſcheuter anhaͤuffen/ wan Geiſſel/ Ruh- ten und Pruͤgel nicht zum Zuchtmeiſter beſtellet; Und kan alſo die weltliche Obrigkeit durch aͤuſſerliche veror- dente Zwangs- und Zuͤchtigungsmittel allerhand Ubel- thaten eintreiben/ zuruͤkk halten/ unbeliebt machen und verbieten; Und wo der Muhtwille losbricht/ mit offen- barer Straffe dahinterher ſein; Und ſolche Verhuͤtung iſt uns Menſchen/ unter uns Menſchen/ moͤglich und thunlich. Der Lacedemonier Stat Regiment iſt vorzeiten deshalber uͤberall beruͤhmt geweſen/ daß gar keine offent- liche Ubelthaten daſelbſt unter der groſſen Gemein mehr vorgangen/ daruͤber die Thebani ſich hoͤchlich verwun- derten/ und gern wiſſen wolten/ woher es eigentlich ruͤh- ren muͤſte/ daß eine ſo groſſe Menge der Buͤrger in ſo ſtetem Gehorſam/ und untadelhaftem Leben koͤnten er- halten werden/ daß man gar keine offentliche Ubelthaten von ihnen vernehme: Haben derhalben einen Welt- weiſen gelahrten Mann/ mit Nahmen Philonium, da- hin geſandt/ ſich gruͤndlich zuerkundigen/ woher die Wol- verfaſſung dieſes florirenden Statweſens eigentlich ruͤhre:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/340
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/340>, abgerufen am 23.04.2024.