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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Diebstahl in einer Stunde/ er muß hengen/ und ewige
schimpfliche Straffe entfinden: Ein böses Verletzungs-
Wort wird mit vielen Streichen/ Geisselen und dem
Elend gestraffet: Je grösser und höher auch die Person
ist/ so beleidiget ist/ je schwerer ist auch die Bestraffung
überall: Wie solte dan nicht die Verachtung und die
Beleidigung/ so dem unendlichem Gotte böslich ange-
than wird/ auch nicht mit einer unendlichen Züchtigung
können billich bestraffet werden?

Augustinus redet daselbst weiter: Qui vero pro
aliquo grandi crimine morte multatur, nunquid mo-
ra, quae occiditur, quae perbrevis est, ejus supplicium
leges aestimant, & non quod eum in sempiternum
auferunt de civitate viventium? Quod est autem de
ista civitate mortali homines supplicio primae mor-
tis, hoc est de civitate illa immortali homines suppli-
cio secundae mortis auferre. Sicut enim non efficiunt
leges hujus civitatis, ut in eam quisq; revocetur oc-
cisus, sic nec in illius, ut in vitam revocetur aeternam,
secundae mortis damnatus. Nullus detur (sunt verba
Gregorii lib. 34. moral. cap. 16.) iniquo terminus ul-
tionis, qui quamdiu valuit, noluit habere terminus
criminis.
Hat der Gottlose/ so lange er gelebet/ auf ein
Ende des sündigens nicht wollen gedenken/ so darf er
auch nicht/ wan er nun gestorben/ auch nicht auf ein En-
de der Straffe und Peinleidens gedenken: Sonderen
was er gewolt/ das hat er auch nun/ nemlich hat beliebt/
gewünschet und gewolt die boshafte Sünde/ eben die
hat ihn auch nun besoldet/ und den unendlichen Wucher
gebracht/ O den ewig-bittren Tod/ nach den Worten
des Reimtextes.



XCIII.

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Diebſtahl in einer Stunde/ er muß hengen/ und ewige
ſchimpfliche Straffe entfinden: Ein boͤſes Verletzungs-
Wort wird mit vielen Streichen/ Geiſſelen und dem
Elend geſtraffet: Je groͤſſer und hoͤher auch die Perſon
iſt/ ſo beleidiget iſt/ je ſchwerer iſt auch die Beſtraffung
uͤberall: Wie ſolte dan nicht die Verachtung und die
Beleidigung/ ſo dem unendlichem Gotte boͤslich ange-
than wird/ auch nicht mit einer unendlichen Zuͤchtigung
koͤnnen billich beſtraffet werden?

Auguſtinus redet daſelbſt weiter: Qui verò pro
aliquo grandi crimine morte multatur, nunquid mo-
ra, quæ occiditur, quæ perbrevis eſt, ejus ſupplicium
leges æſtimant, & non quod eum in ſempiternum
auferunt de civitate viventium? Quod eſt autem de
iſta civitate mortali homines ſupplicio primæ mor-
tis, hoc eſt de civitate illa immortali homines ſuppli-
cio ſecundæ mortis auferre. Sicut enim non efficiunt
leges hujus civitatis, ut in eam quisq; revocetur oc-
ciſus, ſic nec in illius, ut in vitam revocetur æternam,
ſecundæ mortis damnatus. Nullus detur (ſunt verba
Gregorii lib. 34. moral. cap. 16.) iniquo terminus ul-
tionis, qui quamdiu valuit, noluit habere terminus
criminis.
Hat der Gottloſe/ ſo lange er gelebet/ auf ein
Ende des ſuͤndigens nicht wollen gedenken/ ſo darf er
auch nicht/ wan er nun geſtorben/ auch nicht auf ein En-
de der Straffe und Peinleidens gedenken: Sonderen
was er gewolt/ das hat er auch nun/ nemlich hat beliebt/
gewuͤnſchet und gewolt die boshafte Suͤnde/ eben die
hat ihn auch nun beſoldet/ und den unendlichen Wucher
gebracht/ O den ewig-bittren Tod/ nach den Worten
des Reimtextes.



XCIII.
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[303/0371] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Diebſtahl in einer Stunde/ er muß hengen/ und ewige ſchimpfliche Straffe entfinden: Ein boͤſes Verletzungs- Wort wird mit vielen Streichen/ Geiſſelen und dem Elend geſtraffet: Je groͤſſer und hoͤher auch die Perſon iſt/ ſo beleidiget iſt/ je ſchwerer iſt auch die Beſtraffung uͤberall: Wie ſolte dan nicht die Verachtung und die Beleidigung/ ſo dem unendlichem Gotte boͤslich ange- than wird/ auch nicht mit einer unendlichen Zuͤchtigung koͤnnen billich beſtraffet werden? Auguſtinus redet daſelbſt weiter: Qui verò pro aliquo grandi crimine morte multatur, nunquid mo- ra, quæ occiditur, quæ perbrevis eſt, ejus ſupplicium leges æſtimant, & non quod eum in ſempiternum auferunt de civitate viventium? Quod eſt autem de iſta civitate mortali homines ſupplicio primæ mor- tis, hoc eſt de civitate illa immortali homines ſuppli- cio ſecundæ mortis auferre. Sicut enim non efficiunt leges hujus civitatis, ut in eam quisq; revocetur oc- ciſus, ſic nec in illius, ut in vitam revocetur æternam, ſecundæ mortis damnatus. Nullus detur (ſunt verba Gregorii lib. 34. moral. cap. 16.) iniquo terminus ul- tionis, qui quamdiu valuit, noluit habere terminus criminis. Hat der Gottloſe/ ſo lange er gelebet/ auf ein Ende des ſuͤndigens nicht wollen gedenken/ ſo darf er auch nicht/ wan er nun geſtorben/ auch nicht auf ein En- de der Straffe und Peinleidens gedenken: Sonderen was er gewolt/ das hat er auch nun/ nemlich hat beliebt/ gewuͤnſchet und gewolt die boshafte Suͤnde/ eben die hat ihn auch nun beſoldet/ und den unendlichen Wucher gebracht/ O den ewig-bittren Tod/ nach den Worten des Reimtextes. XCIII.

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/371>, abgerufen am 24.04.2024.