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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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lich in seiner Heilung unterbrochen zu
werden?

Sollte er in die Länder gehen, wo jetzt
Friede ist, so hatte er Sibirien; aber wer
macht die Reise dahin gerne freywillig?
Oder Konstantinopel; aber wer sieht gern
die Natur in ihrem eignen Fett erstickt,
und den Menschen in die Gattung der
schüchternen, faulen und doch tückischen Thie-
re hinabgedrückt? Oder Schweden und Dä-
nemark; aber wer fährt gern auf dem
Tümpfel Ostsee? Oder endlich Jtalien;
aber ein Kranker darf sich nicht ärgern,
und dem kann er dort nicht entgehen, so
lange er Menschen braucht, die ihm weiter
helfen müssen.

Nichts blieb ihm also in ganz Europa
übrig, als die Strecken zwischen der Dwina
und Weichsel, zwischen der Weichsel und
Oder, zwischen der Oder und Elbe, zwischen

lich in ſeiner Heilung unterbrochen zu
werden?

Sollte er in die Laͤnder gehen, wo jetzt
Friede iſt, ſo hatte er Sibirien; aber wer
macht die Reiſe dahin gerne freywillig?
Oder Konſtantinopel; aber wer ſieht gern
die Natur in ihrem eignen Fett erſtickt,
und den Menſchen in die Gattung der
ſchuͤchternen, faulen und doch tuͤckiſchen Thie-
re hinabgedruͤckt? Oder Schweden und Daͤ-
nemark; aber wer faͤhrt gern auf dem
Tuͤmpfel Oſtſee? Oder endlich Jtalien;
aber ein Kranker darf ſich nicht aͤrgern,
und dem kann er dort nicht entgehen, ſo
lange er Menſchen braucht, die ihm weiter
helfen muͤſſen.

Nichts blieb ihm alſo in ganz Europa
uͤbrig, als die Strecken zwiſchen der Dwina
und Weichſel, zwiſchen der Weichſel und
Oder, zwiſchen der Oder und Elbe, zwiſchen

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[IV/0016] lich in ſeiner Heilung unterbrochen zu werden? Sollte er in die Laͤnder gehen, wo jetzt Friede iſt, ſo hatte er Sibirien; aber wer macht die Reiſe dahin gerne freywillig? Oder Konſtantinopel; aber wer ſieht gern die Natur in ihrem eignen Fett erſtickt, und den Menſchen in die Gattung der ſchuͤchternen, faulen und doch tuͤckiſchen Thie- re hinabgedruͤckt? Oder Schweden und Daͤ- nemark; aber wer faͤhrt gern auf dem Tuͤmpfel Oſtſee? Oder endlich Jtalien; aber ein Kranker darf ſich nicht aͤrgern, und dem kann er dort nicht entgehen, ſo lange er Menſchen braucht, die ihm weiter helfen muͤſſen. Nichts blieb ihm alſo in ganz Europa uͤbrig, als die Strecken zwiſchen der Dwina und Weichſel, zwiſchen der Weichſel und Oder, zwiſchen der Oder und Elbe, zwiſchen

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/16>, abgerufen am 25.04.2024.