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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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und im Vertrauen auf die Götter nach einem solchen.
Da stießen sie auf Oxylus, Sohn des Hämon, und Nach¬
kommen des Oeneus, aus ätolischem Königsgeschlechte.
Dieser hatte zu der Zeit, da die Herakliden in den Pelo¬
ponnes eingedrungen waren, einen Todschlag begangen,
der ihn aus seinem Vaterland Aetolien nach dem Länd¬
chen Elis im Peloponnese zu flüchtigen nöthigte. Jetzt
war er nach Jahresfrist im Begriffe, von da in seine
Heimath zurückzukehren, und begegnete auf seinem Maul¬
thiere den Herakliden. Er war aber einäugig, denn das
andere Auge hatte er sich in der Jugend mit einem Pfeile
ausgestoßen. So mußte das Maulthier ihm sehen helfen,
und hatten sie zusammen der Augen drei. Die Herakli¬
den fanden auch dieses seltsame Orakel erfüllt, wählten
den Oxylus zum Heerführer, und als auf diese Weise
die Bedingung des Geschickes erfüllt war, griffen sie mit
frischgeworbenen Truppen und neugezimmerten Schiffen
die Feinde an, und tödteten deren Anführer Tisamenus.


Die Herakliden theilen den Peloponnes.

Nachdem die Herakliden auf solche Weise den gan¬
zen Peloponnes erobert hatten, errichteten sie dem Zeus,
ihrem väterlichen Ahnherrn, drei Altäre, worauf sie opfer¬
ten, dann begannen sie die Städte durchs Loos zu ver¬
theilen. Das erste Loos war Argos, das zweite Lacedä¬
mon, das dritte Messene. Sie wurden einig darüber,
daß in einer Urne voll Wassers gelost werden sollte. Nun
ward beschlossen, daß jeder ein Loos hineinwerfen sollte,
das mit seinem Namen bezeichnet war. Da warfen Te¬

und im Vertrauen auf die Götter nach einem ſolchen.
Da ſtießen ſie auf Oxylus, Sohn des Hämon, und Nach¬
kommen des Oeneus, aus ätoliſchem Königsgeſchlechte.
Dieſer hatte zu der Zeit, da die Herakliden in den Pelo¬
ponnes eingedrungen waren, einen Todſchlag begangen,
der ihn aus ſeinem Vaterland Aetolien nach dem Länd¬
chen Elis im Peloponneſe zu flüchtigen nöthigte. Jetzt
war er nach Jahresfriſt im Begriffe, von da in ſeine
Heimath zurückzukehren, und begegnete auf ſeinem Maul¬
thiere den Herakliden. Er war aber einäugig, denn das
andere Auge hatte er ſich in der Jugend mit einem Pfeile
ausgeſtoßen. So mußte das Maulthier ihm ſehen helfen,
und hatten ſie zuſammen der Augen drei. Die Herakli¬
den fanden auch dieſes ſeltſame Orakel erfüllt, wählten
den Oxylus zum Heerführer, und als auf dieſe Weiſe
die Bedingung des Geſchickes erfüllt war, griffen ſie mit
friſchgeworbenen Truppen und neugezimmerten Schiffen
die Feinde an, und tödteten deren Anführer Tiſamenus.


Die Herakliden theilen den Peloponnes.

Nachdem die Herakliden auf ſolche Weiſe den gan¬
zen Peloponnes erobert hatten, errichteten ſie dem Zeus,
ihrem väterlichen Ahnherrn, drei Altäre, worauf ſie opfer¬
ten, dann begannen ſie die Städte durchs Loos zu ver¬
theilen. Das erſte Loos war Argos, das zweite Lacedä¬
mon, das dritte Meſſene. Sie wurden einig darüber,
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das mit ſeinem Namen bezeichnet war. Da warfen Te¬

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[406/0432] und im Vertrauen auf die Götter nach einem ſolchen. Da ſtießen ſie auf Oxylus, Sohn des Hämon, und Nach¬ kommen des Oeneus, aus ätoliſchem Königsgeſchlechte. Dieſer hatte zu der Zeit, da die Herakliden in den Pelo¬ ponnes eingedrungen waren, einen Todſchlag begangen, der ihn aus ſeinem Vaterland Aetolien nach dem Länd¬ chen Elis im Peloponneſe zu flüchtigen nöthigte. Jetzt war er nach Jahresfriſt im Begriffe, von da in ſeine Heimath zurückzukehren, und begegnete auf ſeinem Maul¬ thiere den Herakliden. Er war aber einäugig, denn das andere Auge hatte er ſich in der Jugend mit einem Pfeile ausgeſtoßen. So mußte das Maulthier ihm ſehen helfen, und hatten ſie zuſammen der Augen drei. Die Herakli¬ den fanden auch dieſes ſeltſame Orakel erfüllt, wählten den Oxylus zum Heerführer, und als auf dieſe Weiſe die Bedingung des Geſchickes erfüllt war, griffen ſie mit friſchgeworbenen Truppen und neugezimmerten Schiffen die Feinde an, und tödteten deren Anführer Tiſamenus. Die Herakliden theilen den Peloponnes. Nachdem die Herakliden auf ſolche Weiſe den gan¬ zen Peloponnes erobert hatten, errichteten ſie dem Zeus, ihrem väterlichen Ahnherrn, drei Altäre, worauf ſie opfer¬ ten, dann begannen ſie die Städte durchs Loos zu ver¬ theilen. Das erſte Loos war Argos, das zweite Lacedä¬ mon, das dritte Meſſene. Sie wurden einig darüber, daß in einer Urne voll Waſſers geloſt werden ſollte. Nun ward beſchloſſen, daß jeder ein Loos hineinwerfen ſollte, das mit ſeinem Namen bezeichnet war. Da warfen Te¬

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/432>, abgerufen am 25.04.2024.