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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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einigermassen wahrscheinlich, weil sonst die Mitte des Blut-
körperchens, wo der Kern liegt, weiss erscheinen müsste,
während sie in der That ein blässeres Roth zeigt. Der
Farbestoff in den Blutzellen ist nicht, wie bei den mei-
sten Pigmentarten, in Körnchen, sondern in aufgelöster
Form enthalten. Wenn die Lymphkörperchen Zellen sind,
so lässt sich ihre Umwandlung in die Blutkörperchen durch
Abplattung und Aufnahme von Farbestoff wenigstens ver-
muthen. Die Blutkörperchen, bei denen die Hülle im Ver-
hältniss zum Kern kleiner ist, was man oft bei Frosch-
blutkörperchen sieht, sind wahrscheinlich jüngere Zellen.
Ueber die Bildung der Blutkörperchen in der Keimhaut
habe ich keine Beobachtungen. Nach C. H. Schultz
(System der Cirkulation p. 33) entstehen die Blutkörper-
chen beim Hühnchen um die Dotterkügelchen (?). Diese
sind zuerst da und bilden den Kern der Blutkörperchen.
Sie umgeben sich mit einer feinen Haut. Das Bläschen
erweitert sich nun und plattet sich zuletzt ab. Diese Be-
schreibung passt vortrefflich zu den bisher entwickelten
Grundsätzen, und Schultz hat also schon 1836 die Prä-
existenz des Kerns des Blutkörperchens, die Bildung des
Blutbläschens um denselben und die allmählige Ausdehnung
dieser Bläschen entdeckt.

3) Schleimkörperchen.

Die Schleimkörperchen sind wegen ihrer Aehnlichkeit
mit Epitheliumzellen schon als Zellen angesprochen wor-
den. Es sind runde Kügelchen, welche in sich und zwar
excentrisch liegend einen Kern enthalten. Wir wissen
jetzt, dass diess die Elementarform der meisten Thier- und
Pflanzenzellen ist, und so dürfen wir auch hier aus der
Anwesenheit und charakteristischen Lage des Kerns schlie-
ssen, dass das ganze Kügelchen eine Zelle ist, obgleich
sich eine besondere Zellenmembran nicht unterscheiden
lässt. Der Kern der Schleimkörperchen hat die von Gü-
terbock
entdeckte Eigenthümlichkeit, durch Essigsäure
in zwei oder drei kleinere Körperchen zu zerfallen, wäh-

einigermaſsen wahrscheinlich, weil sonst die Mitte des Blut-
körperchens, wo der Kern liegt, weiſs erscheinen müſste,
während sie in der That ein blässeres Roth zeigt. Der
Farbestoff in den Blutzellen ist nicht, wie bei den mei-
sten Pigmentarten, in Körnchen, sondern in aufgelöster
Form enthalten. Wenn die Lymphkörperchen Zellen sind,
so läſst sich ihre Umwandlung in die Blutkörperchen durch
Abplattung und Aufnahme von Farbestoff wenigstens ver-
muthen. Die Blutkörperchen, bei denen die Hülle im Ver-
hältniſs zum Kern kleiner ist, was man oft bei Frosch-
blutkörperchen sieht, sind wahrscheinlich jüngere Zellen.
Ueber die Bildung der Blutkörperchen in der Keimhaut
habe ich keine Beobachtungen. Nach C. H. Schultz
(System der Cirkulation p. 33) entstehen die Blutkörper-
chen beim Hühnchen um die Dotterkügelchen (?). Diese
sind zuerst da und bilden den Kern der Blutkörperchen.
Sie umgeben sich mit einer feinen Haut. Das Bläschen
erweitert sich nun und plattet sich zuletzt ab. Diese Be-
schreibung paſst vortrefflich zu den bisher entwickelten
Grundsätzen, und Schultz hat also schon 1836 die Prä-
existenz des Kerns des Blutkörperchens, die Bildung des
Blutbläschens um denselben und die allmählige Ausdehnung
dieser Bläschen entdeckt.

3) Schleimkörperchen.

Die Schleimkörperchen sind wegen ihrer Aehnlichkeit
mit Epitheliumzellen schon als Zellen angesprochen wor-
den. Es sind runde Kügelchen, welche in sich und zwar
excentrisch liegend einen Kern enthalten. Wir wissen
jetzt, daſs dieſs die Elementarform der meisten Thier- und
Pflanzenzellen ist, und so dürfen wir auch hier aus der
Anwesenheit und charakteristischen Lage des Kerns schlie-
ſsen, daſs das ganze Kügelchen eine Zelle ist, obgleich
sich eine besondere Zellenmembran nicht unterscheiden
läſst. Der Kern der Schleimkörperchen hat die von Gü-
terbock
entdeckte Eigenthümlichkeit, durch Essigsäure
in zwei oder drei kleinere Körperchen zu zerfallen, wäh-

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[77/0101] einigermaſsen wahrscheinlich, weil sonst die Mitte des Blut- körperchens, wo der Kern liegt, weiſs erscheinen müſste, während sie in der That ein blässeres Roth zeigt. Der Farbestoff in den Blutzellen ist nicht, wie bei den mei- sten Pigmentarten, in Körnchen, sondern in aufgelöster Form enthalten. Wenn die Lymphkörperchen Zellen sind, so läſst sich ihre Umwandlung in die Blutkörperchen durch Abplattung und Aufnahme von Farbestoff wenigstens ver- muthen. Die Blutkörperchen, bei denen die Hülle im Ver- hältniſs zum Kern kleiner ist, was man oft bei Frosch- blutkörperchen sieht, sind wahrscheinlich jüngere Zellen. Ueber die Bildung der Blutkörperchen in der Keimhaut habe ich keine Beobachtungen. Nach C. H. Schultz (System der Cirkulation p. 33) entstehen die Blutkörper- chen beim Hühnchen um die Dotterkügelchen (?). Diese sind zuerst da und bilden den Kern der Blutkörperchen. Sie umgeben sich mit einer feinen Haut. Das Bläschen erweitert sich nun und plattet sich zuletzt ab. Diese Be- schreibung paſst vortrefflich zu den bisher entwickelten Grundsätzen, und Schultz hat also schon 1836 die Prä- existenz des Kerns des Blutkörperchens, die Bildung des Blutbläschens um denselben und die allmählige Ausdehnung dieser Bläschen entdeckt. 3) Schleimkörperchen. Die Schleimkörperchen sind wegen ihrer Aehnlichkeit mit Epitheliumzellen schon als Zellen angesprochen wor- den. Es sind runde Kügelchen, welche in sich und zwar excentrisch liegend einen Kern enthalten. Wir wissen jetzt, daſs dieſs die Elementarform der meisten Thier- und Pflanzenzellen ist, und so dürfen wir auch hier aus der Anwesenheit und charakteristischen Lage des Kerns schlie- ſsen, daſs das ganze Kügelchen eine Zelle ist, obgleich sich eine besondere Zellenmembran nicht unterscheiden läſst. Der Kern der Schleimkörperchen hat die von Gü- terbock entdeckte Eigenthümlichkeit, durch Essigsäure in zwei oder drei kleinere Körperchen zu zerfallen, wäh-

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/101>, abgerufen am 28.03.2024.