Nr. 317). Auf der inneren Fläche der Fahne aber liegt nach Fr. Cuvier eine Membran, von der Scheidewände zwischen die einzelnen Strahlen der Fahne dringen. Aber diese Membran, so wie die Scheidewände, bestehen aus Epithelium.
Der Schaft der Feder besteht aus einer lockern Mark- substanz, umgeben von einer festen Rinde. Macht man dünne Quer- oder Längendurchschnitte der Marksubstanz, so sieht man, dass sie aus schönen polyedrischen Zellen besteht, durchaus dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe, namentlich der Korksubstanz ähnlich (s. Tab. II. Fig. 10). Die Zellenhöhlen haben mässig dicke, dunkle Zwischen- wände, sind anfangs mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt, trocknen aber später aus und enthalten dann Luft. Obgleich nun diese Marksubstanz dem Pflanzengewebe in ihrem Totalanblick durchaus ähnlich ist, so fragt es sich doch: sind diese Zellen wirklich Zellen in dem Sinne des Wortes, wie es hier genommen wird, nämlich Elementar- zellen der organischen Gebilde? oder: entsprechen diese Zellen den Pflanzenzellen? Daher ist es nothwendig zu untersuchen, ob jede Zelle ihre eigenthümliche Wand hat, und ob der Entwicklungsgang jeder einzelnen Zelle der- selbe ist wie bei den Pflanzen. Der Entwicklungsgang der Zellen ist aber nirgends leichter zu verfolgen als gerade hier, vorzugsweise desshalb, weil selbst die ersten Anfänge der Zellen mit der organisirten sogenannten Matrix in kei- ner Verbindung stehen, sondern auf den schon fertigen Zellen des Federschaftes liegen bleiben, wenn man die Ma- trix wegnimmt, die nach aussen mit einer glatten Flächse aufhört. Die folgende Beschreibung ist von den Schwung- federn eines Raben hergenommen. Die Sache verhält sich aber bei den Federn eines jungen Hühnchens eben so.
Der in der Bildung begriffene Theil des Markes des Federschaftes ist weich und bröcklich. Untersucht man ein Stückchen desselben, nachdem es aus einander gezerrt worden, so sieht man, dass es aus Zellen besteht, in ver- schiedenem Grade der Entwicklung. Die am vollständig-
Nr. 317). Auf der inneren Fläche der Fahne aber liegt nach Fr. Cuvier eine Membran, von der Scheidewände zwischen die einzelnen Strahlen der Fahne dringen. Aber diese Membran, so wie die Scheidewände, bestehen aus Epithelium.
Der Schaft der Feder besteht aus einer lockern Mark- substanz, umgeben von einer festen Rinde. Macht man dünne Quer- oder Längendurchschnitte der Marksubstanz, so sieht man, daſs sie aus schönen polyedrischen Zellen besteht, durchaus dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe, namentlich der Korksubstanz ähnlich (s. Tab. II. Fig. 10). Die Zellenhöhlen haben mäſsig dicke, dunkle Zwischen- wände, sind anfangs mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt, trocknen aber später aus und enthalten dann Luft. Obgleich nun diese Marksubstanz dem Pflanzengewebe in ihrem Totalanblick durchaus ähnlich ist, so fragt es sich doch: sind diese Zellen wirklich Zellen in dem Sinne des Wortes, wie es hier genommen wird, nämlich Elementar- zellen der organischen Gebilde? oder: entsprechen diese Zellen den Pflanzenzellen? Daher ist es nothwendig zu untersuchen, ob jede Zelle ihre eigenthümliche Wand hat, und ob der Entwicklungsgang jeder einzelnen Zelle der- selbe ist wie bei den Pflanzen. Der Entwicklungsgang der Zellen ist aber nirgends leichter zu verfolgen als gerade hier, vorzugsweise deſshalb, weil selbst die ersten Anfänge der Zellen mit der organisirten sogenannten Matrix in kei- ner Verbindung stehen, sondern auf den schon fertigen Zellen des Federschaftes liegen bleiben, wenn man die Ma- trix wegnimmt, die nach auſsen mit einer glatten Flächse aufhört. Die folgende Beschreibung ist von den Schwung- federn eines Raben hergenommen. Die Sache verhält sich aber bei den Federn eines jungen Hühnchens eben so.
Der in der Bildung begriffene Theil des Markes des Federschaftes ist weich und bröcklich. Untersucht man ein Stückchen desselben, nachdem es aus einander gezerrt worden, so sieht man, daſs es aus Zellen besteht, in ver- schiedenem Grade der Entwicklung. Die am vollständig-
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Nr. 317). Auf der inneren Fläche der Fahne aber liegt
nach Fr. Cuvier eine Membran, von der Scheidewände
zwischen die einzelnen Strahlen der Fahne dringen. Aber
diese Membran, so wie die Scheidewände, bestehen aus
Epithelium.
Der Schaft der Feder besteht aus einer lockern Mark-
substanz, umgeben von einer festen Rinde. Macht man
dünne Quer- oder Längendurchschnitte der Marksubstanz,
so sieht man, daſs sie aus schönen polyedrischen Zellen
besteht, durchaus dem parenchymatösen Pflanzenzellgewebe,
namentlich der Korksubstanz ähnlich (s. Tab. II. Fig. 10).
Die Zellenhöhlen haben mäſsig dicke, dunkle Zwischen-
wände, sind anfangs mit einer durchsichtigen Flüssigkeit
gefüllt, trocknen aber später aus und enthalten dann Luft.
Obgleich nun diese Marksubstanz dem Pflanzengewebe in
ihrem Totalanblick durchaus ähnlich ist, so fragt es sich
doch: sind diese Zellen wirklich Zellen in dem Sinne des
Wortes, wie es hier genommen wird, nämlich Elementar-
zellen der organischen Gebilde? oder: entsprechen diese
Zellen den Pflanzenzellen? Daher ist es nothwendig zu
untersuchen, ob jede Zelle ihre eigenthümliche Wand hat,
und ob der Entwicklungsgang jeder einzelnen Zelle der-
selbe ist wie bei den Pflanzen. Der Entwicklungsgang der
Zellen ist aber nirgends leichter zu verfolgen als gerade
hier, vorzugsweise deſshalb, weil selbst die ersten Anfänge
der Zellen mit der organisirten sogenannten Matrix in kei-
ner Verbindung stehen, sondern auf den schon fertigen
Zellen des Federschaftes liegen bleiben, wenn man die Ma-
trix wegnimmt, die nach auſsen mit einer glatten Flächse
aufhört. Die folgende Beschreibung ist von den Schwung-
federn eines Raben hergenommen. Die Sache verhält sich
aber bei den Federn eines jungen Hühnchens eben so.
Der in der Bildung begriffene Theil des Markes des
Federschaftes ist weich und bröcklich. Untersucht man
ein Stückchen desselben, nachdem es aus einander gezerrt
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/118>, abgerufen am 18.04.2024.
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