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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
zu erleichtern, wird gewöhnlich an dem Schildanker eine lange Grundkette befestigt,
[Abbildung] Fig. 510.

Explosion einer Seemine im Hafen von Baltimore.

welche senkrecht zur Richtung
der Sperre steif ausgefahren
und verankert wird. Man
braucht dann nur mit Draggen
diese Kette zu fischen und kann
mit ihr den Anker der Mine
heraufholen, worauf letztere
sofort an die Oberfläche empor-
steigt. Die modernen Contact-
minen haben die Einrichtung,
sie noch vor dem Ankerlichten
unschädlich zu machen. Beim
Legen der Contactminen muß
natürlich die größte Vorsicht
obwalten.

Als Sprengladung für
Minen wird zur Zeit Schieß-
pulver in der Regel nicht
mehr verwendet, da sich zu
diesem Zwecke eine Menge
besserer Sprengstoffe eignen.
Dynamit und Schießwolle
werden besonders bevorzugt,
letztere deshalb, weil sie durch
das Eindringen von Wasser
in das Minengefäß nicht un-
wirksam wird; ist sie sorg-
fältig von Säureresten ge-
reinigt, so ist auch die Gefahr
einer Selbstzersetzung ausge-
schlossen. Die Schießwolle ent-
zündet sich auch nicht, wenn
sie von Geschossen oder Geschoß-
splittern getroffen wird, so daß
unbeabsichtigte Explosionen
fast unmöglich sind. Die
neuesten Errungenschaften auf
dem Gebiete der Sprengtechnik
(Ecrasit, Melinit u. s. w.)
werden übrigens jedenfalls Einfluß auf die Ladungen der Seeminen haben.

Dritter Abſchnitt.
zu erleichtern, wird gewöhnlich an dem Schildanker eine lange Grundkette befeſtigt,
[Abbildung] Fig. 510.

Exploſion einer Seemine im Hafen von Baltimore.

welche ſenkrecht zur Richtung
der Sperre ſteif ausgefahren
und verankert wird. Man
braucht dann nur mit Draggen
dieſe Kette zu fiſchen und kann
mit ihr den Anker der Mine
heraufholen, worauf letztere
ſofort an die Oberfläche empor-
ſteigt. Die modernen Contact-
minen haben die Einrichtung,
ſie noch vor dem Ankerlichten
unſchädlich zu machen. Beim
Legen der Contactminen muß
natürlich die größte Vorſicht
obwalten.

Als Sprengladung für
Minen wird zur Zeit Schieß-
pulver in der Regel nicht
mehr verwendet, da ſich zu
dieſem Zwecke eine Menge
beſſerer Sprengſtoffe eignen.
Dynamit und Schießwolle
werden beſonders bevorzugt,
letztere deshalb, weil ſie durch
das Eindringen von Waſſer
in das Minengefäß nicht un-
wirkſam wird; iſt ſie ſorg-
fältig von Säurereſten ge-
reinigt, ſo iſt auch die Gefahr
einer Selbſtzerſetzung ausge-
ſchloſſen. Die Schießwolle ent-
zündet ſich auch nicht, wenn
ſie von Geſchoſſen oder Geſchoß-
ſplittern getroffen wird, ſo daß
unbeabſichtigte Exploſionen
faſt unmöglich ſind. Die
neueſten Errungenſchaften auf
dem Gebiete der Sprengtechnik
(Ecraſit, Melinit u. ſ. w.)
werden übrigens jedenfalls Einfluß auf die Ladungen der Seeminen haben.

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[648/0722] Dritter Abſchnitt. zu erleichtern, wird gewöhnlich an dem Schildanker eine lange Grundkette befeſtigt, [Abbildung Fig. 510. Exploſion einer Seemine im Hafen von Baltimore.] welche ſenkrecht zur Richtung der Sperre ſteif ausgefahren und verankert wird. Man braucht dann nur mit Draggen dieſe Kette zu fiſchen und kann mit ihr den Anker der Mine heraufholen, worauf letztere ſofort an die Oberfläche empor- ſteigt. Die modernen Contact- minen haben die Einrichtung, ſie noch vor dem Ankerlichten unſchädlich zu machen. Beim Legen der Contactminen muß natürlich die größte Vorſicht obwalten. Als Sprengladung für Minen wird zur Zeit Schieß- pulver in der Regel nicht mehr verwendet, da ſich zu dieſem Zwecke eine Menge beſſerer Sprengſtoffe eignen. Dynamit und Schießwolle werden beſonders bevorzugt, letztere deshalb, weil ſie durch das Eindringen von Waſſer in das Minengefäß nicht un- wirkſam wird; iſt ſie ſorg- fältig von Säurereſten ge- reinigt, ſo iſt auch die Gefahr einer Selbſtzerſetzung ausge- ſchloſſen. Die Schießwolle ent- zündet ſich auch nicht, wenn ſie von Geſchoſſen oder Geſchoß- ſplittern getroffen wird, ſo daß unbeabſichtigte Exploſionen faſt unmöglich ſind. Die neueſten Errungenſchaften auf dem Gebiete der Sprengtechnik (Ecraſit, Melinit u. ſ. w.) werden übrigens jedenfalls Einfluß auf die Ladungen der Seeminen haben.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/722>, abgerufen am 24.04.2024.