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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Vorrede.


Der dritte Theil der Erquickstunden/ begreifft
sechtzig Auffgaben vnd Fragen auß der Stereometria, oder
Messung Cörperlicher ding genommen.

BJßher haben wir von allerhand Arithmetischen vnd Geo-
metrischen Auffgaben vnd Fragen gehandelt/ folget nun
darauff die
Stereometria, welche eine Kunst vnd wissen-
schaft cörperliche ding zu betrachten vnd zumässen. Ob
zwar die
Mathematici solche Stereometriam vnter der Geo-
metria
begreiffen/ auch das ander Stück oder Theil der Geometriae nit
vnrecht nennen: Werden doch auch wir allhie nicht zu verdencken seyn/
daß wir guter Ordnung halben zwischen beeden eine vnterschied ma-
chen/ vnd jeden Theil absonderlich handeln/ wie dann ein anders ist die

Geometria, ein anders Stereometria: Jene misset vnd betrachtet die Li-
nien vnd Flächen/ diese aber was Cörperlich ist? zum Exempel wann
beede die Erdkugel betrachten vnd mässen/ so misset ein
Geometra qua
Geometra,
derselben Vmbkreiß vnd Fläche/ ein Stereometra aber/ dersel-
ben Cörperlichen Begrieff vnd Jnhalt? Weil wir aber der
Corporum
gedacht/ ist zu wissen/ was corpora ein Stereometra betrachte vnd mässe/
nemlichen regulirte vnd vnregulirte? Ein regulirt
corpus ist/ welches
von gleichseitigen vnd gleichwincklichen Flächen beschlossen/ gleiche
Cörperliche Winckel machet/ vnd ist von den
Mathematicis, daß nicht
mehr als fünff
corpora regularia in der Natur ergründet/ wie solches
Bartholomaeus Zambertus vnd Christophorus Clavius bey der 18 Auffgab
deß 13 Buchs
Euclidis demonstrirt. Das erste Tetraedron wird beschlos-
sen von vier gleichseitigen (welche von sich auch gleichwincklich) Tri-
anglen. Das ander ist
Hexaedron: von 6 vollkommenen Vierungen
begriffen. Das dritte
Octaedron, von acht gleichseitigen Trianglen.
Das vierdte
Dodecaedron, von zwölff regulirten fünffeckichten Flä-
chen. Das fünffte
Icosaedron, von 20 gleichseitigen Trianglen. Sol-
cher
corporum vim & habitudin em haben beschrieben Plato in Timaeo,
Euclidis in Elementis, Hypsicles Alexandrinus, Frater Lucas Paciolus de Bur-
gis in divina propositione.
Die andre corpora aber alle wie sie auch Na-
men haben mögen/ seynt jrreguliret? dann ob zwar ein
Globus oder
Kugel/ das vollkommenste vnter allen Cörperlichen dingen/ bleibtes

doch
Y iij
Vorrede.


Der dritte Theil der Erquickſtunden/ begreifft
ſechtzig Auffgaben vnd Fragen auß der Stereometria, oder
Meſſung Coͤrperlicher ding genommen.

BJßher haben wir von allerhand Arithmetiſchen vnd Geo-
metriſchen Auffgaben vnd Fragen gehandelt/ folget nun
darauff die
Stereometria, welche eine Kunſt vnd wiſſen-
ſchaft coͤrperliche ding zu betrachten vnd zumaͤſſen. Ob
zwar die
Mathematici ſolche Stereometriam vnter der Geo-
metria
begreiffen/ auch das ander Stuͤck oder Theil der Geometriæ nit
vnrecht nennen: Werdẽ doch auch wir allhie nicht zu verdencken ſeyn/
daß wir guter Ordnung halben zwiſchen beeden eine vnterſchied ma-
chen/ vnd jeden Theil abſonderlich handeln/ wie dann ein anders iſt die

Geometria, ein anders Stereometria: Jene miſſet vnd betrachtet die Li-
nien vnd Flaͤchen/ dieſe aber was Coͤrperlich iſt? zum Exempel wann
beede die Erdkugel betrachten vnd maͤſſen/ ſo miſſet ein
Geometra qua
Geometra,
derſelben Vmbkreiß vnd Flaͤche/ ein Stereometra aber/ derſel-
ben Coͤrperlichen Begrieff vnd Jnhalt? Weil wir aber der
Corporum
gedacht/ iſt zu wiſſen/ was corpora ein Stereometra betrachte vñ maͤſſe/
nemlichen regulirte vnd vnregulirte? Ein regulirt
corpus iſt/ welches
von gleichſeitigen vnd gleichwincklichen Flaͤchen beſchloſſen/ gleiche
Coͤrperliche Winckel machet/ vnd iſt von den
Mathematicis, daß nicht
mehr als fuͤnff
corpora regularia in der Natur ergruͤndet/ wie ſolches
Bartholomæus Zambertus vnd Chriſtophorus Clavius bey der 18 Auffgab
deß 13 Buchs
Euclidis demonſtrirt. Das erſte Tetraëdron wird beſchloſ-
ſen von vier gleichſeitigen (welche von ſich auch gleichwincklich) Tri-
anglen. Das ander iſt
Hexaëdron: von 6 vollkommenen Vierungen
begriffen. Das dritte
Octaëdron, von acht gleichſeitigen Trianglen.
Das vierdte
Dodecaëdron, von zwoͤlff regulirten fuͤnffeckichten Flaͤ-
chen. Das fuͤnffte
Icoſaëdron, von 20 gleichſeitigen Trianglen. Sol-
cher
corporum vim & habitudin em haben beſchrieben Plato in Timæo,
Euclidis in Elementis, Hypſicles Alexandrinus, Frater Lucas Paciolus de Bur-
gis in divina propoſitione.
Die andre corpora aber alle wie ſie auch Na-
men haben moͤgen/ ſeynt jrreguliret? dann ob zwar ein
Globus oder
Kugel/ das vollkommenſte vnter allen Coͤrperlichen dingen/ bleibtes

doch
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[165/0179] Vorrede. Der dritte Theil der Erquickſtunden/ begreifft ſechtzig Auffgaben vnd Fragen auß der Stereometria, oder Meſſung Coͤrperlicher ding genommen. BJßher haben wir von allerhand Arithmetiſchen vnd Geo- metriſchen Auffgaben vnd Fragen gehandelt/ folget nun darauff die Stereometria, welche eine Kunſt vnd wiſſen- ſchaft coͤrperliche ding zu betrachten vnd zumaͤſſen. Ob zwar die Mathematici ſolche Stereometriam vnter der Geo- metria begreiffen/ auch das ander Stuͤck oder Theil der Geometriæ nit vnrecht nennen: Werdẽ doch auch wir allhie nicht zu verdencken ſeyn/ daß wir guter Ordnung halben zwiſchen beeden eine vnterſchied ma- chen/ vnd jeden Theil abſonderlich handeln/ wie dann ein anders iſt die Geometria, ein anders Stereometria: Jene miſſet vnd betrachtet die Li- nien vnd Flaͤchen/ dieſe aber was Coͤrperlich iſt? zum Exempel wann beede die Erdkugel betrachten vnd maͤſſen/ ſo miſſet ein Geometra qua Geometra, derſelben Vmbkreiß vnd Flaͤche/ ein Stereometra aber/ derſel- ben Coͤrperlichen Begrieff vnd Jnhalt? Weil wir aber der Corporum gedacht/ iſt zu wiſſen/ was corpora ein Stereometra betrachte vñ maͤſſe/ nemlichen regulirte vnd vnregulirte? Ein regulirt corpus iſt/ welches von gleichſeitigen vnd gleichwincklichen Flaͤchen beſchloſſen/ gleiche Coͤrperliche Winckel machet/ vnd iſt von den Mathematicis, daß nicht mehr als fuͤnff corpora regularia in der Natur ergruͤndet/ wie ſolches Bartholomæus Zambertus vnd Chriſtophorus Clavius bey der 18 Auffgab deß 13 Buchs Euclidis demonſtrirt. Das erſte Tetraëdron wird beſchloſ- ſen von vier gleichſeitigen (welche von ſich auch gleichwincklich) Tri- anglen. Das ander iſt Hexaëdron: von 6 vollkommenen Vierungen begriffen. Das dritte Octaëdron, von acht gleichſeitigen Trianglen. Das vierdte Dodecaëdron, von zwoͤlff regulirten fuͤnffeckichten Flaͤ- chen. Das fuͤnffte Icoſaëdron, von 20 gleichſeitigen Trianglen. Sol- cher corporum vim & habitudin em haben beſchrieben Plato in Timæo, Euclidis in Elementis, Hypſicles Alexandrinus, Frater Lucas Paciolus de Bur- gis in divina propoſitione. Die andre corpora aber alle wie ſie auch Na- men haben moͤgen/ ſeynt jrreguliret? dann ob zwar ein Globus oder Kugel/ das vollkommenſte vnter allen Coͤrperlichen dingen/ bleibtes doch Y iij

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/179>, abgerufen am 25.04.2024.