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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Siebender Theil der Erquickstunden.
Himmel/ da dergleichen dicke vapores vnserm Gesiche nicht verhinderlich:
Diese vrsach setzet Johannes de Sacro Bosco in seiner Sphaera, damit den
Jenigen zu begegnen/ welche auß solcher vnterschiedlichen Erscheinung der
Sonnen/ Mond vnd andern Stern/ schliessen wollen/ der Himmel sey ent-
weder nicht vollkommen rund/ oder die Erde sey nicht im centro mundi. Er
beweist aber solchs mit der 14 Auffgab vnsers fünfften Theils/ in welcher
der Thaler wegen deß Wassers auch grösser scheint/ als er an sich selbsten ist.

Die ix. Auffgab.
Was die Vrsach/ daß man die Sonn bißweilen ehe ins
Gesicht bekommet/ als sie auffgangen?

Wir haben in der Optica vnd Catoptrica offt vnd viel gesagt/ daß wir
bißweilen per radios rectos, bißweilen aber durch reflexos sehen/ durch die
rectos sehen wir ein jedes ding an seinem rechten ort/ durch die reflexos aber
an eim vnrechten Ort. Weil dann wir in vorhergehender Auffgab gedacht/
bißweiln dicke vapores vnd Dämpffe von der Erden auffgehen/ dadurch
wir sehen müssen/ geschichts/ daß wir die Sonn per radios reflexos ehe se-
hen/ als sie auffgehet/ wie den Thaler im Wasser/ daher haben die alten wei-
sen Leut ein Sprichwort gehabt/ wann man die Sonne ehe sehe als sie auff-
gangen/ sey es ein anzeigung eines künfftigen Regens: Dann auß so dicken
vaporibus vnd Dämpffen der Regen gezeuget wird.

Die x. Auffgab.
Ob der Hundstern in einem Spiegel neben der Sonne
gesehen werde?

Was reflexio vnd refractio sey/ erlernet man auß der Optica vnd Ca-
toptrica,
solche werden bißweilen vermenget/ daß dem Gesicht ein einiges
corpus zwyfach erscheinet. Einmal durch die reflexion, das andermal et-
was kleiner/ schwächer vnd dunckler durch die refraction. Also/ wann man
einen Spiegel in ein Wasser leget/ vnd gegen die Sonne setzet/ sihet man
erstlich die Sonn durch die reflexion etwas groß/ dann auch durch die refra-
ction
sehr klein. Mit einer solchen Erscheinung/ wird der gemeine Mann
betrogen/ welcher meynet/ Er sehe durch diß Mittel neben der Sonnen den
Hundstern/ oder den Mercurium, nemen aber nicht in acht/ daß beede der

Son-

Siebender Theil der Erquickſtunden.
Himmel/ da dergleichen dicke vapores vnſerm Geſiche nicht verhinderlich:
Dieſe vrſach ſetzet Johannes de Sacro Boſco in ſeiner Sphæra, damit den
Jenigen zu begegnen/ welche auß ſolcher vnterſchiedlichen Erſcheinung der
Sonnen/ Mond vnd andern Stern/ ſchlieſſen wollen/ der Himmel ſey ent-
weder nicht vollkommen rund/ oder die Erde ſey nicht im centro mundi. Er
beweiſt aber ſolchs mit der 14 Auffgab vnſers fuͤnfften Theils/ in welcher
der Thaler wegen deß Waſſers auch groͤſſer ſcheint/ als er an ſich ſelbſten iſt.

Die ix. Auffgab.
Was die Vrſach/ daß man die Sonn bißweilen ehe ins
Geſicht bekommet/ als ſie auffgangen?

Wir haben in der Optica vnd Catoptrica offt vnd viel geſagt/ daß wir
bißweilen per radios rectos, bißweilen aber durch reflexos ſehen/ durch die
rectos ſehen wir ein jedes ding an ſeinem rechten ort/ durch die reflexos aber
an eim vnrechten Ort. Weil dann wir in vorhergehender Auffgab gedacht/
bißweiln dicke vapores vnd Daͤmpffe von der Erden auffgehen/ dadurch
wir ſehen muͤſſen/ geſchichts/ daß wir die Sonn per radios reflexos ehe ſe-
hen/ als ſie auffgehet/ wie den Thaler im Waſſer/ daher haben die alten wei-
ſen Leut ein Sprichwort gehabt/ wann man die Sonne ehe ſehe als ſie auff-
gangen/ ſey es ein anzeigung eines kuͤnfftigen Regens: Dann auß ſo dicken
vaporibus vnd Daͤmpffen der Regen gezeuget wird.

Die x. Auffgab.
Ob der Hundſtern in einem Spiegel neben der Sonne
geſehen werde?

Was reflexio vnd refractio ſey/ erlernet man auß der Optica vnd Ca-
toptrica,
ſolche werden bißweilen vermenget/ daß dem Geſicht ein einiges
corpus zwyfach erſcheinet. Einmal durch die reflexion, das andermal et-
was kleiner/ ſchwaͤcher vnd dunckler durch die refraction. Alſo/ wann man
einen Spiegel in ein Waſſer leget/ vnd gegen die Sonne ſetzet/ ſihet man
erſtlich die Soñ durch die reflexion etwas groß/ dañ auch durch die refra-
ction
ſehr klein. Mit einer ſolchen Erſcheinung/ wird der gemeine Mann
betrogen/ welcher meynet/ Er ſehe durch diß Mittel neben der Sonnen den
Hundſtern/ oder den Mercurium, nemen aber nicht in acht/ daß beede der

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[319/0333] Siebender Theil der Erquickſtunden. Himmel/ da dergleichen dicke vapores vnſerm Geſiche nicht verhinderlich: Dieſe vrſach ſetzet Johannes de Sacro Boſco in ſeiner Sphæra, damit den Jenigen zu begegnen/ welche auß ſolcher vnterſchiedlichen Erſcheinung der Sonnen/ Mond vnd andern Stern/ ſchlieſſen wollen/ der Himmel ſey ent- weder nicht vollkommen rund/ oder die Erde ſey nicht im centro mundi. Er beweiſt aber ſolchs mit der 14 Auffgab vnſers fuͤnfften Theils/ in welcher der Thaler wegen deß Waſſers auch groͤſſer ſcheint/ als er an ſich ſelbſten iſt. Die ix. Auffgab. Was die Vrſach/ daß man die Sonn bißweilen ehe ins Geſicht bekommet/ als ſie auffgangen? Wir haben in der Optica vnd Catoptrica offt vnd viel geſagt/ daß wir bißweilen per radios rectos, bißweilen aber durch reflexos ſehen/ durch die rectos ſehen wir ein jedes ding an ſeinem rechten ort/ durch die reflexos aber an eim vnrechten Ort. Weil dann wir in vorhergehender Auffgab gedacht/ bißweiln dicke vapores vnd Daͤmpffe von der Erden auffgehen/ dadurch wir ſehen muͤſſen/ geſchichts/ daß wir die Sonn per radios reflexos ehe ſe- hen/ als ſie auffgehet/ wie den Thaler im Waſſer/ daher haben die alten wei- ſen Leut ein Sprichwort gehabt/ wann man die Sonne ehe ſehe als ſie auff- gangen/ ſey es ein anzeigung eines kuͤnfftigen Regens: Dann auß ſo dicken vaporibus vnd Daͤmpffen der Regen gezeuget wird. Die x. Auffgab. Ob der Hundſtern in einem Spiegel neben der Sonne geſehen werde? Was reflexio vnd refractio ſey/ erlernet man auß der Optica vnd Ca- toptrica, ſolche werden bißweilen vermenget/ daß dem Geſicht ein einiges corpus zwyfach erſcheinet. Einmal durch die reflexion, das andermal et- was kleiner/ ſchwaͤcher vnd dunckler durch die refraction. Alſo/ wann man einen Spiegel in ein Waſſer leget/ vnd gegen die Sonne ſetzet/ ſihet man erſtlich die Soñ durch die reflexion etwas groß/ dañ auch durch die refra- ction ſehr klein. Mit einer ſolchen Erſcheinung/ wird der gemeine Mann betrogen/ welcher meynet/ Er ſehe durch diß Mittel neben der Sonnen den Hundſtern/ oder den Mercurium, nemen aber nicht in acht/ daß beede der Son-

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/333>, abgerufen am 25.04.2024.