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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Zehender Theil der Erquickstunden.
die Kugel a angetroffen/ die Kugel b im o, gehet die Lini durchs centrum
beeder Kugel vnd das punctum deß anrührens o ins d, vnd muß die Kugel
so nach der Lini a d gestossen ins d lauffen. So aber die Kugel a die Kugel
b im b angetroffen hätte/ gieng die Lini durch beyde centra der Kugel b, c,
vnd a das Punct deß anrührens nach c, vnnd müste die Kugel b die Kugel c
fortstossen.

Das ander Axioma.

Jn allerley Bewegungen/ wann ein Palln oder Kugel an einer Mau-
ren/ Bret/ Pflaster/ Raget/ etc. widerspringet/ ist der angulus incidentiae,
das ist der Winckel deß anprällens gleich dem angulo reflectionis, oder dem
winckel deß widerprällens/ wie auß der Figur zusehen. Hierauß ist nun leicht-
lich zuschliessen/ in welchen Punct man die Mawrn oder Brett/ etc. müsse mit
dem Palln oder Kugel antreffen/ daß sie an das begerte Ort springen.

Zum andern/ wie man eine Kugel möge an die ander werffen/ daß sol-
che die dritte treffe/ welchs doch nicht allzeit seyn kan: Dann die dritte Kugel
mag gestellt werden/ daß sie mit der mittlern nimmermehr zu treffen. Zum
Exempel/ mit der Kugel f, die Kugel a also zu treffen/ daß solche die Kugel o
rühre/ ist fast vnmüglich/ dann sonst müste die Kugel a getroffen werden daß
sie zu rucklieffe/ welchs nicht seyn kan/ es wert dann daß einer so gewiß were/
die Kugel f in die höhe würffe/ daß sie im herab fallen/ die Kugel a bey a an-
treffe/ so müste sie zu rück lauffen/ vnd diß desto weiter/ je näher die Kugel bey
dem höchsten polo angetroffen wird/ etc.

Drittens/ kan man eine Kugel oder Palln hintreiben wo man will/ auff
die seite/ nach der läng/ hintersich vnd fürsich: Allein weil die reflexion, in
dem motu locali nicht so gewiß angehet/ vnd getroffen werden kan/ wie in
den strahlen deß Liechts/ etc. muß man der Vngewißheit mit der Vbung vnd
geschickligkeit helffen/ auch den mangel mit dem fleiß corrigirn vnd ersetzen.

Die VII. Auffgab.
Warumb ein Palln so von oben her auff eine ebne Fläch fället/
welche dem
Horiz ont parallel, im rechtem Winckel wider in
die höhe springe/ wann er aber auff eine schräge flä-
che fället/ in vngleichen Winckeln ein solch
Täichlein rühre?
Jn
E e e iij

Zehender Theil der Erquickſtunden.
die Kugel a angetroffen/ die Kugel b im o, gehet die Lini durchs centrum
beeder Kugel vnd das punctum deß anruͤhrens o ins d, vnd muß die Kugel
ſo nach der Lini a d geſtoſſen ins d lauffen. So aber die Kugel a die Kugel
b im b angetroffen haͤtte/ gieng die Lini durch beyde centra der Kugel b, c,
vnd a das Punct deß anruͤhrens nach c, vnnd muͤſte die Kugel b die Kugel c
fortſtoſſen.

Das ander Axioma.

Jn allerley Bewegungen/ wann ein Palln oder Kugel an einer Mau-
ren/ Bret/ Pflaſter/ Raget/ ꝛc. widerſpringet/ iſt der angulus incidentiæ,
das iſt der Winckel deß anpꝛaͤllens gleich dem angulo reflectionis, oder dem
winckel deß widerpraͤllens/ wie auß der Figur zuſehen. Hierauß iſt nun leicht-
lich zuſchlieſſen/ in welchen Punct man die Mawrn oder Brett/ ꝛc. muͤſſe mit
dem Palln oder Kugel antreffen/ daß ſie an das begerte Ort ſpringen.

Zum andern/ wie man eine Kugel moͤge an die ander werffen/ daß ſol-
che die dritte treffe/ welchs doch nicht allzeit ſeyn kan: Dann die dritte Kugel
mag geſtellt werden/ daß ſie mit der mittlern nimmermehr zu treffen. Zum
Exempel/ mit der Kugel f, die Kugel a alſo zu treffen/ daß ſolche die Kugel o
ruͤhre/ iſt faſt vnmuͤglich/ dann ſonſt muͤſte die Kugel a getroffen werden daß
ſie zu rucklieffe/ welchs nicht ſeyn kan/ es wert dann daß einer ſo gewiß were/
die Kugel f in die hoͤhe wuͤrffe/ daß ſie im herab fallen/ die Kugel a bey a an-
treffe/ ſo muͤſte ſie zu ruͤck lauffen/ vnd diß deſto weiter/ je naͤher die Kugel bey
dem hoͤchſten polo angetroffen wird/ ꝛc.

Drittens/ kan man eine Kugel oder Palln hintreiben wo man will/ auff
die ſeite/ nach der laͤng/ hinterſich vnd fuͤrſich: Allein weil die reflexion, in
dem motu locali nicht ſo gewiß angehet/ vnd getroffen werden kan/ wie in
den ſtrahlen deß Liechts/ ꝛc. muß man der Vngewißheit mit der Vbung vnd
geſchickligkeit helffen/ auch den mangel mit dem fleiß corrigirn vnd erſetzen.

Die VII. Auffgab.
Warumb ein Palln ſo von oben her auff eine ebne Flaͤch faͤllet/
welche dem
Horiz ont parallel, im rechtem Winckel wider in
die hoͤhe ſpringe/ wann er aber auff eine ſchraͤge flaͤ-
che faͤllet/ in vngleichen Winckeln ein ſolch
Taͤichlein ruͤhre?
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E e e iij
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[397/0411] Zehender Theil der Erquickſtunden. die Kugel a angetroffen/ die Kugel b im o, gehet die Lini durchs centrum beeder Kugel vnd das punctum deß anruͤhrens o ins d, vnd muß die Kugel ſo nach der Lini a d geſtoſſen ins d lauffen. So aber die Kugel a die Kugel b im b angetroffen haͤtte/ gieng die Lini durch beyde centra der Kugel b, c, vnd a das Punct deß anruͤhrens nach c, vnnd muͤſte die Kugel b die Kugel c fortſtoſſen. Das ander Axioma. Jn allerley Bewegungen/ wann ein Palln oder Kugel an einer Mau- ren/ Bret/ Pflaſter/ Raget/ ꝛc. widerſpringet/ iſt der angulus incidentiæ, das iſt der Winckel deß anpꝛaͤllens gleich dem angulo reflectionis, oder dem winckel deß widerpraͤllens/ wie auß der Figur zuſehen. Hierauß iſt nun leicht- lich zuſchlieſſen/ in welchen Punct man die Mawrn oder Brett/ ꝛc. muͤſſe mit dem Palln oder Kugel antreffen/ daß ſie an das begerte Ort ſpringen. Zum andern/ wie man eine Kugel moͤge an die ander werffen/ daß ſol- che die dritte treffe/ welchs doch nicht allzeit ſeyn kan: Dann die dritte Kugel mag geſtellt werden/ daß ſie mit der mittlern nimmermehr zu treffen. Zum Exempel/ mit der Kugel f, die Kugel a alſo zu treffen/ daß ſolche die Kugel o ruͤhre/ iſt faſt vnmuͤglich/ dann ſonſt muͤſte die Kugel a getroffen werden daß ſie zu rucklieffe/ welchs nicht ſeyn kan/ es wert dann daß einer ſo gewiß were/ die Kugel f in die hoͤhe wuͤrffe/ daß ſie im herab fallen/ die Kugel a bey a an- treffe/ ſo muͤſte ſie zu ruͤck lauffen/ vnd diß deſto weiter/ je naͤher die Kugel bey dem hoͤchſten polo angetroffen wird/ ꝛc. Drittens/ kan man eine Kugel oder Palln hintreiben wo man will/ auff die ſeite/ nach der laͤng/ hinterſich vnd fuͤrſich: Allein weil die reflexion, in dem motu locali nicht ſo gewiß angehet/ vnd getroffen werden kan/ wie in den ſtrahlen deß Liechts/ ꝛc. muß man der Vngewißheit mit der Vbung vnd geſchickligkeit helffen/ auch den mangel mit dem fleiß corrigirn vnd erſetzen. Die VII. Auffgab. Warumb ein Palln ſo von oben her auff eine ebne Flaͤch faͤllet/ welche dem Horiz ont parallel, im rechtem Winckel wider in die hoͤhe ſpringe/ wann er aber auff eine ſchraͤge flaͤ- che faͤllet/ in vngleichen Winckeln ein ſolch Taͤichlein ruͤhre? Jn E e e iij

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/411>, abgerufen am 25.04.2024.