Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechzehender Theil der Erquickstunden.
wie ich dann dergleichen von jhme geschnidten in meinen Händen gehabt.
Wer ein solchs Papier erstlich ansihet/ hält die Kunst vor vnmüglich/ ich
habe aber nicht ruhen können biß ich darhinder kommen/ vnd durch fleissi-
ges nachsinnen gefunden. Es verhält sich aber also: Folgendes stuck ist
auß einem stuck Papiers geschnidten/ so weit es schattieret/ dann die trapezia
ad, bc
seynd außgeschnidten/ das stuck ef aber ist bey o von der Leisten
abhg, also abgesondert/ daß das Papier bey o von einander gescheelet/ vnd
wann man das e über sich hebt/ solchs gantz sey/ vnd die Leisten abhg auch
gantz. Nun ist die Frag/ wie das Papier so nett in der mitte könne von ein-
ander gescheelet werden.

[Abbildung]

Leg ein stück gemeines Papiers auff ein glatten Tisch/ nimb ein scharf-
fes Scheermesser oder Federmesserlein/ fahr mit der schärff so lang vnd viel
an dem Papier her/ biß du ein zimliches stuck zertheilest/ wann solchs gesche-
hen/ muß das Papier erst wie vorhergehendes formiert werden: Dann wers
im anfang also formirn wolte/ würde in ewigkeit seim begehrn kein genügen
thun. Sapienti sat dictum.

Die XXIII. Auffgab.
Ein wunderliche Experients von einem Messer vnd Wisch-
tüchlein/ in welcher das schwache dem starcken obligt.

Sag zu deinem Gesellen/ den du ein bossen machen wilt/ er soll dir sein
Messer leyhen/ damit wollest du dein Wischtüchlein zerhawen/ leg dein
Wischtüchlein einfach auff ein Glaß/ faß es vnten mit den Hän-
den fein starck zusammen/ daß es oben gantz geheb auff dem Rand aufflige/
hacke mit dem Messer darauff/ so kanst du es an allen orten scharticht ma-
chen/ deinem Tüchlein aber werden deß Messers streich nicht schädlich seyn.

Die

Sechzehender Theil der Erquickſtunden.
wie ich dann dergleichen von jhme geſchnidten in meinen Haͤnden gehabt.
Wer ein ſolchs Papier erſtlich anſihet/ haͤlt die Kunſt vor vnmuͤglich/ ich
habe aber nicht ruhen koͤnnen biß ich darhinder kommen/ vnd durch fleiſſi-
ges nachſinnen gefunden. Es verhaͤlt ſich aber alſo: Folgendes ſtuck iſt
auß einem ſtuck Papiers geſchnidten/ ſo weit es ſchattieret/ dañ die trapezia
ad, bc
ſeynd außgeſchnidten/ das ſtuck ef aber iſt bey o von der Leiſten
abhg, alſo abgeſondert/ daß das Papier bey o von einander geſcheelet/ vnd
wann man das e uͤber ſich hebt/ ſolchs gantz ſey/ vnd die Leiſten abhg auch
gantz. Nun iſt die Frag/ wie das Papier ſo nett in der mitte koͤnne von ein-
ander geſcheelet werden.

[Abbildung]

Leg ein ſtuͤck gemeines Papiers auff ein glatten Tiſch/ nimb ein ſcharf-
fes Scheermeſſer oder Federmeſſerlein/ fahr mit der ſchaͤrff ſo lang vnd viel
an dem Papier her/ biß du ein zimliches ſtuck zertheileſt/ wann ſolchs geſche-
hen/ muß das Papier erſt wie vorhergehendes formiert werden: Dann wers
im anfang alſo formirn wolte/ wuͤrde in ewigkeit ſeim begehrn kein genuͤgen
thun. Sapienti ſat dictum.

Die XXIII. Auffgab.
Ein wunderliche Experients von einem Meſſer vnd Wiſch-
tuͤchlein/ in welcher das ſchwache dem ſtarcken obligt.

Sag zu deinem Geſellen/ den du ein boſſen machen wilt/ er ſoll dir ſein
Meſſer leyhen/ damit wolleſt du dein Wiſchtuͤchlein zerhawen/ leg dein
Wiſchtuͤchlein einfach auff ein Glaß/ faß es vnten mit den Haͤn-
den fein ſtarck zuſammen/ daß es oben gantz geheb auff dem Rand aufflige/
hacke mit dem Meſſer darauff/ ſo kanſt du es an allen orten ſcharticht ma-
chen/ deinem Tuͤchlein aber werden deß Meſſers ſtreich nicht ſchaͤdlich ſeyn.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0581" n="567"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechzehender Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi></fw><lb/>
wie ich dann dergleichen von jhme ge&#x017F;chnidten in meinen Ha&#x0364;nden gehabt.<lb/>
Wer ein &#x017F;olchs Papier er&#x017F;tlich an&#x017F;ihet/ ha&#x0364;lt die Kun&#x017F;t vor vnmu&#x0364;glich/ ich<lb/>
habe aber nicht ruhen ko&#x0364;nnen biß ich darhinder kommen/ vnd durch flei&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ges nach&#x017F;innen gefunden. Es verha&#x0364;lt &#x017F;ich aber al&#x017F;o: Folgendes &#x017F;tuck i&#x017F;t<lb/>
auß einem &#x017F;tuck Papiers ge&#x017F;chnidten/ &#x017F;o weit es &#x017F;chattieret/ dan&#x0303; die <hi rendition="#aq">trapezia<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ad, b<hi rendition="#i">c</hi></hi></hi></hi> &#x017F;eynd außge&#x017F;chnidten/ das &#x017F;tuck <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ef</hi></hi></hi> aber i&#x017F;t bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">o</hi></hi> von der Lei&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">abhg,</hi></hi></hi> al&#x017F;o abge&#x017F;ondert/ daß das Papier bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">o</hi></hi> von einander ge&#x017F;cheelet/ vnd<lb/>
wann man das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">e</hi></hi> u&#x0364;ber &#x017F;ich hebt/ &#x017F;olchs gantz &#x017F;ey/ vnd die Lei&#x017F;ten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">abhg</hi></hi></hi> auch<lb/>
gantz. Nun i&#x017F;t die Frag/ wie das Papier &#x017F;o nett in der mitte ko&#x0364;nne von ein-<lb/>
ander ge&#x017F;cheelet werden.</p><lb/>
        <figure/><lb/>
        <p>Leg ein &#x017F;tu&#x0364;ck gemeines Papiers auff ein glatten Ti&#x017F;ch/ nimb ein &#x017F;charf-<lb/>
fes Scheerme&#x017F;&#x017F;er oder Federme&#x017F;&#x017F;erlein/ fahr mit der &#x017F;cha&#x0364;rff &#x017F;o lang vnd viel<lb/>
an dem Papier her/ biß du ein zimliches &#x017F;tuck zertheile&#x017F;t/ wann &#x017F;olchs ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ muß das Papier er&#x017F;t wie vorhergehendes formiert werden: Dann wers<lb/>
im anfang al&#x017F;o formirn wolte/ wu&#x0364;rde in ewigkeit &#x017F;eim begehrn kein genu&#x0364;gen<lb/>
thun. <hi rendition="#aq">Sapienti &#x017F;at dictum.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIII.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ein wunderliche Experients von einem Me&#x017F;&#x017F;er vnd Wi&#x017F;ch-<lb/>
tu&#x0364;chlein/ in welcher das &#x017F;chwache dem &#x017F;tarcken obligt.</hi> </head><lb/>
        <p>Sag zu deinem Ge&#x017F;ellen/ den du ein bo&#x017F;&#x017F;en machen wilt/ er &#x017F;oll dir &#x017F;ein<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er leyhen/ damit wolle&#x017F;t du dein Wi&#x017F;chtu&#x0364;chlein zerhawen/ leg dein<lb/>
Wi&#x017F;chtu&#x0364;chlein einfach auff ein Glaß/ faß es vnten mit den Ha&#x0364;n-<lb/>
den fein &#x017F;tarck zu&#x017F;ammen/ daß es oben gantz geheb auff dem Rand aufflige/<lb/>
hacke mit dem Me&#x017F;&#x017F;er darauff/ &#x017F;o kan&#x017F;t du es an allen orten &#x017F;charticht ma-<lb/>
chen/ deinem Tu&#x0364;chlein aber werden deß Me&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;treich nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[567/0581] Sechzehender Theil der Erquickſtunden. wie ich dann dergleichen von jhme geſchnidten in meinen Haͤnden gehabt. Wer ein ſolchs Papier erſtlich anſihet/ haͤlt die Kunſt vor vnmuͤglich/ ich habe aber nicht ruhen koͤnnen biß ich darhinder kommen/ vnd durch fleiſſi- ges nachſinnen gefunden. Es verhaͤlt ſich aber alſo: Folgendes ſtuck iſt auß einem ſtuck Papiers geſchnidten/ ſo weit es ſchattieret/ dañ die trapezia ad, bc ſeynd außgeſchnidten/ das ſtuck ef aber iſt bey o von der Leiſten abhg, alſo abgeſondert/ daß das Papier bey o von einander geſcheelet/ vnd wann man das e uͤber ſich hebt/ ſolchs gantz ſey/ vnd die Leiſten abhg auch gantz. Nun iſt die Frag/ wie das Papier ſo nett in der mitte koͤnne von ein- ander geſcheelet werden. [Abbildung] Leg ein ſtuͤck gemeines Papiers auff ein glatten Tiſch/ nimb ein ſcharf- fes Scheermeſſer oder Federmeſſerlein/ fahr mit der ſchaͤrff ſo lang vnd viel an dem Papier her/ biß du ein zimliches ſtuck zertheileſt/ wann ſolchs geſche- hen/ muß das Papier erſt wie vorhergehendes formiert werden: Dann wers im anfang alſo formirn wolte/ wuͤrde in ewigkeit ſeim begehrn kein genuͤgen thun. Sapienti ſat dictum. Die XXIII. Auffgab. Ein wunderliche Experients von einem Meſſer vnd Wiſch- tuͤchlein/ in welcher das ſchwache dem ſtarcken obligt. Sag zu deinem Geſellen/ den du ein boſſen machen wilt/ er ſoll dir ſein Meſſer leyhen/ damit wolleſt du dein Wiſchtuͤchlein zerhawen/ leg dein Wiſchtuͤchlein einfach auff ein Glaß/ faß es vnten mit den Haͤn- den fein ſtarck zuſammen/ daß es oben gantz geheb auff dem Rand aufflige/ hacke mit dem Meſſer darauff/ ſo kanſt du es an allen orten ſcharticht ma- chen/ deinem Tuͤchlein aber werden deß Meſſers ſtreich nicht ſchaͤdlich ſeyn. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/581
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/581>, abgerufen am 25.04.2024.