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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Fünffter Theil der Erquickstunden.

Weiln aber nicht alle vnd jede Figurn sich an die Wand alsbald refle-
[c]tirn,
vnd man deßwegen das Glaß so lang vnd viel im Löchlein hin vnd wi-
der wenden muß/ biß man den angulum reflectionis findet/ hat man darzu
ein sonderlich Jnstrument erfunden/ welchs ich am ersten bey einem Herrn
von Bappenheim gesehen/ welcher wol ein gantzes Läger dadurch abgeris-
sen vnd verzeichnet. Erstlich wird eine Kugel getrehet/ einer zimlichen Faust
groß A B, dadurch wird in der mitte ein gantz rundes Loch getrehet/ in der

[Abbildung]
weite/ daß das zugerichte Glaß/ bey B möch-
te dar ein gefüget vnd vest gemacht werden/
köndte auch nicht schaden/ wann das Loch
bey A etwas grösser vnd weitläufftiger als
bey B, damit die reflexion nicht verhindert
werde/ über solche Kugelnun soll eine andere
hole an zweyen Orten außgeschnidtene/ vnd
in der mitt zusamm geleimte Kugel gemacht
werden c d, darinn man die erste Kugel hin
vnd wider bewegen vnd trehen kan. Solche
Kugel stecket vnnd macht man vest an das
Loch so an einen Laden etwan gemacht worden bey E F. Hernach wendet
man die jnwendige Kugel mit dem Glaß so lang vnd viel hin vnd wider/ biß
sich die begerten Bildnussen recht an die weise Wand projicirn. Durch
dergleichen Jnstrument hat obgedachter Hanns Hauer seinen Jungen ei-
nen grossen Theil der Stadt Nürnberg so sich auff eine weise Tafel refle-
ctirt,
Perspectivisch nachreissen vnd verzeichnen lassen/ welchs dann/ so net
vnd gut kommen/ als einige Perspectiv seyn mag. Von solcher Kunst hat
geschrieben Christophorus Scherer ein Jesuit.

Die VI. Auffgab.
Ob es mit vorhergehender Kunst müglich/ daß die Bilder
vnd Figuren übersich kommen?

Jch sage ja/ vnd finde mancherley manier/ die ich hie getrewlich will
anzeigen/ die erste vnd schlechteste ist: Wann man die Figur so reflectiret
soll werden/ vmbkehrt setzet/ so kommets in der reflection gerad/ gesetzt/ es sey
ein gemahlt oder geschnitztes Bild/ also wann man einen Jungen lässet mit

den
Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Weiln aber nicht alle vnd jede Figurn ſich an die Wand alsbald refle-
[c]tirn,
vnd man deßwegen das Glaß ſo lang vnd viel im Loͤchlein hin vñ wi-
der wenden muß/ biß man den angulum reflectionis findet/ hat man darzu
ein ſonderlich Jnſtrument erfunden/ welchs ich am erſten bey einem Herꝛn
von Bappenheim geſehen/ welcher wol ein gantzes Laͤger dadurch abgeriſ-
ſen vnd verzeichnet. Erſtlich wird eine Kugel getrehet/ einer zimlichen Fauſt
groß A B, dadurch wird in der mitte ein gantz rundes Loch getrehet/ in der

[Abbildung]
weite/ daß das zugerichte Glaß/ bey B moͤch-
te dar ein gefuͤget vnd veſt gemacht werden/
koͤndte auch nicht ſchaden/ wann das Loch
bey A etwas groͤſſer vnd weitlaͤufftiger als
bey B, damit die reflexion nicht verhindert
werde/ uͤber ſolche Kugelnun ſoll eine andere
hole an zweyen Orten außgeſchnidtene/ vnd
in der mitt zuſam̃ geleimte Kugel gemacht
werden c d, darinn man die erſte Kugel hin
vnd wider bewegen vnd trehen kan. Solche
Kugel ſtecket vnnd macht man veſt an das
Loch ſo an einen Laden etwan gemacht worden bey E F. Hernach wendet
man die jnwendige Kugel mit dem Glaß ſo lang vnd viel hin vnd wider/ biß
ſich die begerten Bildnuſſen recht an die weiſe Wand projicirn. Durch
dergleichen Jnſtrument hat obgedachter Hanns Hauer ſeinen Jungen ei-
nen groſſen Theil der Stadt Nuͤrnberg ſo ſich auff eine weiſe Tafel refle-
ctirt,
Perſpectiviſch nachreiſſen vnd verzeichnen laſſen/ welchs dann/ ſo net
vnd gut kommen/ als einige Perſpectiv ſeyn mag. Von ſolcher Kunſt hat
geſchrieben Chriſtophorus Scherer ein Jeſuit.

Die VI. Auffgab.
Ob es mit vorhergehender Kunſt muͤglich/ daß die Bilder
vnd Figuren uͤberſich kommen?

Jch ſage ja/ vnd finde mancherley manier/ die ich hie getrewlich will
anzeigen/ die erſte vnd ſchlechteſte iſt: Wann man die Figur ſo reflectiret
ſoll werden/ vmbkehrt ſetzet/ ſo kom̃ets in der reflection gerad/ geſetzt/ es ſey
ein gemahlt oder geſchnitztes Bild/ alſo wann man einen Jungen laͤſſet mit

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[255/0269] Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. Weiln aber nicht alle vnd jede Figurn ſich an die Wand alsbald refle- ctirn, vnd man deßwegen das Glaß ſo lang vnd viel im Loͤchlein hin vñ wi- der wenden muß/ biß man den angulum reflectionis findet/ hat man darzu ein ſonderlich Jnſtrument erfunden/ welchs ich am erſten bey einem Herꝛn von Bappenheim geſehen/ welcher wol ein gantzes Laͤger dadurch abgeriſ- ſen vnd verzeichnet. Erſtlich wird eine Kugel getrehet/ einer zimlichen Fauſt groß A B, dadurch wird in der mitte ein gantz rundes Loch getrehet/ in der [Abbildung] weite/ daß das zugerichte Glaß/ bey B moͤch- te dar ein gefuͤget vnd veſt gemacht werden/ koͤndte auch nicht ſchaden/ wann das Loch bey A etwas groͤſſer vnd weitlaͤufftiger als bey B, damit die reflexion nicht verhindert werde/ uͤber ſolche Kugelnun ſoll eine andere hole an zweyen Orten außgeſchnidtene/ vnd in der mitt zuſam̃ geleimte Kugel gemacht werden c d, darinn man die erſte Kugel hin vnd wider bewegen vnd trehen kan. Solche Kugel ſtecket vnnd macht man veſt an das Loch ſo an einen Laden etwan gemacht worden bey E F. Hernach wendet man die jnwendige Kugel mit dem Glaß ſo lang vnd viel hin vnd wider/ biß ſich die begerten Bildnuſſen recht an die weiſe Wand projicirn. Durch dergleichen Jnſtrument hat obgedachter Hanns Hauer ſeinen Jungen ei- nen groſſen Theil der Stadt Nuͤrnberg ſo ſich auff eine weiſe Tafel refle- ctirt, Perſpectiviſch nachreiſſen vnd verzeichnen laſſen/ welchs dann/ ſo net vnd gut kommen/ als einige Perſpectiv ſeyn mag. Von ſolcher Kunſt hat geſchrieben Chriſtophorus Scherer ein Jeſuit. Die VI. Auffgab. Ob es mit vorhergehender Kunſt muͤglich/ daß die Bilder vnd Figuren uͤberſich kommen? Jch ſage ja/ vnd finde mancherley manier/ die ich hie getrewlich will anzeigen/ die erſte vnd ſchlechteſte iſt: Wann man die Figur ſo reflectiret ſoll werden/ vmbkehrt ſetzet/ ſo kom̃ets in der reflection gerad/ geſetzt/ es ſey ein gemahlt oder geſchnitztes Bild/ alſo wann man einen Jungen laͤſſet mit den

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/269>, abgerufen am 28.03.2024.