Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

mich nach dem Willen dein/ laß mich in Sünden nicht fal-
len/ auff daß dir mög das Leben mein/ und all mein Thun
gefallen.

§. 38.

Es lehret uns endlich (g) dis unser Schreck-
bild/ welch eine schreckliche Sünde/ das heillose Fluchen sey/
und wie der Satan seine Ohren spitze/ wenn er selbiges
auß der Christen Munde höret. Dieser unser Patient
(besihe drunten den Historischen Bericht.) ist durch sein
schreckliches Fluchen/ in des Satans Garn gerathen/ und
hat erfahren/ daß man den Satan nicht dörffe an die
Wand mahlen/ er komme doch wol; Sehr wol hat ein
außländischer feiner Lehrer gesagt: (a.) Das Fluchen sey
eine Sprache der Höllen/ und des Landes der Finsterniß.
Wie nun dorten zu Petro gesaget ward: Du bist ein
Galileer/ denn deine Sprache verräth dich.
(Matth.
XXVI. 73. Marc. XIV.
70.) Also kan man mit allem
Recht zu einem Flucher sagen: Du bist ein Kind der Fin-
sterniß/ denn deine Sprache verräth dich.

(a.) Der Auth. so die gantze Pflicht eines Menschen
geschrieb. zu Bern gedruckt. Anno 1664.
§. 39.

Das gottlose Fluchen ist leider heutiges Tages
so gemein worden/ daß es für eine Gewonheit hingehet/
und für keine Sünde gehalten wird; Jch weiß bald nicht/
ob man kan in einer Stadt oder Dorff fast über die Gassen
gehen/ daß man dieses Greuel wesen nicht hören muß/ auch
von kleinen Kindern: Mir selbst ists widerfahren/ alß ich
vor eines Handwerckers Hauß in einer benachbarten
Stadt vorbey gieng/ daß mich dessen Sohn/ ein Knabe
von etwa drey Jahren/ beim Mantel zupffte/ und sagte:
Priester/ daß dich der Teuffel hole! Jch erschrack von
Grund meines Hertzens/ daß ein so kleines Kind/ welches

viel-

mich nach dem Willen dein/ laß mich in Suͤnden nicht fal-
len/ auff daß dir moͤg das Leben mein/ und all mein Thun
gefallen.

§. 38.

Es lehret uns endlich (γ) dis unſer Schreck-
bild/ welch eine ſchreckliche Suͤnde/ das heilloſe Fluchen ſey/
und wie der Satan ſeine Ohren ſpitze/ wenn er ſelbiges
auß der Chriſten Munde hoͤret. Dieſer unſer Patient
(beſihe drunten den Hiſtoriſchen Bericht.) iſt durch ſein
ſchreckliches Fluchen/ in des Satans Garn gerathen/ und
hat erfahren/ daß man den Satan nicht doͤrffe an die
Wand mahlen/ er komme doch wol; Sehr wol hat ein
außlaͤndiſcher feiner Lehrer geſagt: (a.) Das Fluchen ſey
eine Sprache der Hoͤllen/ und des Landes der Finſterniß.
Wie nun dorten zu Petro geſaget ward: Du biſt ein
Galileer/ denn deine Sprache verraͤth dich.
(Matth.
XXVI. 73. Marc. XIV.
70.) Alſo kan man mit allem
Recht zu einem Flucher ſagen: Du biſt ein Kind der Fin-
ſterniß/ denn deine Sprache verraͤth dich.

(a.) Der Auth. ſo die gantze Pflicht eines Menſchen
geſchrieb. zu Bern gedruckt. Anno 1664.
§. 39.

Das gottloſe Fluchen iſt leider heutiges Tages
ſo gemein worden/ daß es fuͤr eine Gewonheit hingehet/
und fuͤr keine Suͤnde gehalten wird; Jch weiß bald nicht/
ob man kan in einer Stadt oder Dorff faſt uͤber die Gaſſen
gehen/ daß man dieſes Greuel weſen nicht hoͤren muß/ auch
von kleinen Kindern: Mir ſelbſt iſts widerfahren/ alß ich
vor eines Handwerckers Hauß in einer benachbarten
Stadt vorbey gieng/ daß mich deſſen Sohn/ ein Knabe
von etwa drey Jahren/ beim Mantel zupffte/ und ſagte:
Prieſter/ daß dich der Teuffel hole! Jch erſchrack von
Grund meines Hertzens/ daß ein ſo kleines Kind/ welches

viel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0104"/>
mich nach dem Willen dein/ laß mich in Su&#x0364;nden nicht fal-<lb/>
len/ auff daß dir mo&#x0364;g das Leben mein/ und all mein Thun<lb/>
gefallen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head>§. 38.</head>
              <p>Es lehret uns endlich (&#x03B3;) dis un&#x017F;er Schreck-<lb/>
bild/ welch eine &#x017F;chreckliche Su&#x0364;nde/ das heillo&#x017F;e Fluchen &#x017F;ey/<lb/>
und wie der Satan &#x017F;eine Ohren &#x017F;pitze/ wenn er &#x017F;elbiges<lb/>
auß der Chri&#x017F;ten Munde ho&#x0364;ret. Die&#x017F;er un&#x017F;er Patient<lb/>
(be&#x017F;ihe drunten den Hi&#x017F;tori&#x017F;chen Bericht.) i&#x017F;t durch &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;chreckliches Fluchen/ in des Satans Garn gerathen/ und<lb/>
hat erfahren/ daß man den Satan nicht do&#x0364;rffe an die<lb/>
Wand mahlen/ er komme doch wol; Sehr wol hat ein<lb/>
außla&#x0364;ndi&#x017F;cher feiner Lehrer ge&#x017F;agt: <note xml:id="a03" n="(a.)" place="end" next="#a04"/> Das Fluchen &#x017F;ey<lb/>
eine Sprache der Ho&#x0364;llen/ und des Landes der Fin&#x017F;terniß.<lb/>
Wie nun dorten zu Petro ge&#x017F;aget ward: <hi rendition="#fr">Du bi&#x017F;t ein<lb/>
Galileer/ denn deine Sprache verra&#x0364;th dich.</hi> (<hi rendition="#aq">Matth.<lb/>
XXVI. 73. Marc. XIV.</hi> 70.) Al&#x017F;o kan man mit allem<lb/>
Recht zu einem Flucher &#x017F;agen: Du bi&#x017F;t ein Kind der Fin-<lb/>
&#x017F;terniß/ denn deine Sprache verra&#x0364;th dich.</p><lb/>
              <note xml:id="a04" prev="#a03" place="end" n="(a.)">Der <hi rendition="#aq">Auth.</hi> &#x017F;o die gantze Pflicht eines Men&#x017F;chen<lb/>
ge&#x017F;chrieb. zu Bern gedruckt. <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1664.</note>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head>§. 39.</head>
              <p>Das gottlo&#x017F;e Fluchen i&#x017F;t leider heutiges Tages<lb/>
&#x017F;o gemein worden/ daß es fu&#x0364;r eine Gewonheit hingehet/<lb/>
und fu&#x0364;r keine Su&#x0364;nde gehalten wird; Jch weiß bald nicht/<lb/>
ob man kan in einer Stadt oder Dorff fa&#x017F;t u&#x0364;ber die Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gehen/ daß man die&#x017F;es Greuel we&#x017F;en nicht ho&#x0364;ren muß/ auch<lb/>
von kleinen Kindern: Mir &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;ts widerfahren/ alß ich<lb/>
vor eines Handwerckers Hauß in einer benachbarten<lb/>
Stadt vorbey gieng/ daß mich de&#x017F;&#x017F;en Sohn/ ein Knabe<lb/>
von etwa drey Jahren/ beim Mantel zupffte/ und &#x017F;agte:<lb/>
Prie&#x017F;ter/ daß dich der Teuffel hole! Jch er&#x017F;chrack von<lb/>
Grund meines Hertzens/ daß ein &#x017F;o kleines Kind/ welches<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">viel-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0104] mich nach dem Willen dein/ laß mich in Suͤnden nicht fal- len/ auff daß dir moͤg das Leben mein/ und all mein Thun gefallen. §. 38.Es lehret uns endlich (γ) dis unſer Schreck- bild/ welch eine ſchreckliche Suͤnde/ das heilloſe Fluchen ſey/ und wie der Satan ſeine Ohren ſpitze/ wenn er ſelbiges auß der Chriſten Munde hoͤret. Dieſer unſer Patient (beſihe drunten den Hiſtoriſchen Bericht.) iſt durch ſein ſchreckliches Fluchen/ in des Satans Garn gerathen/ und hat erfahren/ daß man den Satan nicht doͤrffe an die Wand mahlen/ er komme doch wol; Sehr wol hat ein außlaͤndiſcher feiner Lehrer geſagt: ⁽a.⁾ Das Fluchen ſey eine Sprache der Hoͤllen/ und des Landes der Finſterniß. Wie nun dorten zu Petro geſaget ward: Du biſt ein Galileer/ denn deine Sprache verraͤth dich. (Matth. XXVI. 73. Marc. XIV. 70.) Alſo kan man mit allem Recht zu einem Flucher ſagen: Du biſt ein Kind der Fin- ſterniß/ denn deine Sprache verraͤth dich. ⁽a.⁾ Der Auth. ſo die gantze Pflicht eines Menſchen geſchrieb. zu Bern gedruckt. Anno 1664. §. 39.Das gottloſe Fluchen iſt leider heutiges Tages ſo gemein worden/ daß es fuͤr eine Gewonheit hingehet/ und fuͤr keine Suͤnde gehalten wird; Jch weiß bald nicht/ ob man kan in einer Stadt oder Dorff faſt uͤber die Gaſſen gehen/ daß man dieſes Greuel weſen nicht hoͤren muß/ auch von kleinen Kindern: Mir ſelbſt iſts widerfahren/ alß ich vor eines Handwerckers Hauß in einer benachbarten Stadt vorbey gieng/ daß mich deſſen Sohn/ ein Knabe von etwa drey Jahren/ beim Mantel zupffte/ und ſagte: Prieſter/ daß dich der Teuffel hole! Jch erſchrack von Grund meines Hertzens/ daß ein ſo kleines Kind/ welches viel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/104
Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/104>, abgerufen am 23.04.2024.