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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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losen Flüche und Lästerungen nicht auß der Acht gelassen
werden/ und so der Mensch Rechenschafft geben soll
am Jüngsten Tage von einem jedweden unnützen

(eiteln/ leeren) Worte/ (daß wie eine taube Nuß/ oder leerer
Halm ist darinnen kein Kern oder Korn/ zur Besserung und
Erbauung zu finden) Math. XII. 36. Wie viel mehr wird
er von dem erschrecklichen Gottslästerlichen und ärgerli-
chen Fluchen schwere Verantwortung haben?

§. 60.

Jch will schliessen/ wenn ich nur noch einige Ex-
empel werde angeführet haben/ wie mancher ihm das Flu-
chen endlich habe abgewehnet. Ein Kriegs Oberster in
denen Spanischen Niederlanden/ hat auff Rath seines
Beichtvaters/ GOtt angelobet/ daß so offt ihm ein Fluch ent-
fahren würde/ er einen güldnen Knopff von seinem Kleide
abreissen/ und den Armen außtheilen wolte/ und er hat end-
lich durch dis Mittel die böse Gewonheit übermeistert. Ein
Schiffmann hat ihm festiglich fürgenommen/ nichts an-
ders alß Wasser zu trincken/ so lange biß er ihm das Fluchen
hette abgewehnet. (a.) Ein reicher Bürger lobte an Eides
statt seinem Seelsorger an/ so offt mehr ein Fluch auß seinem
Munde gienge/ wolte er denen Armen einen Ducaten geben/
weil ers aber sehr gewohnet gewesen/ ists kommen biß auff
neun und neuntzig/ aber die Hundert nimmer voll (b.) Der
Prediger auß welchem ich dieses anführe thut hinzu: O
welch ein seliges Geld ist ihm das gewesen/ und wie Christ-
lich und wol hat sein Beichtvater und Seelsorger gethan/
daß er ihn hiezu gebracht und vermanet! Es ist freylich ein
seliges und wolangelegtes Gelt/ damit man eine solche böse
Gewonheit abkaufft/ und were zu wünschen/ daß diese Leute
viel Nachfolger hetten/ Ein ander befahl seiner Frauen/ daß
sie jedesmahl/ wenn sie einen Fluch oder liederlichen Schwur
von ihm hörete/ (darüber sie ihm offt mit gottseligen Eiffer

und

loſen Fluͤche und Laͤſterungen nicht auß der Acht gelaſſen
werden/ und ſo der Menſch Rechenſchafft geben ſoll
am Juͤngſten Tage von einem jedweden unnuͤtzen

(eiteln/ leeren) Worte/ (daß wie eine taube Nuß/ oder leerer
Halm iſt darinnen kein Kern oder Korn/ zur Beſſerung und
Erbauung zu finden) Math. XII. 36. Wie viel mehr wird
er von dem erſchrecklichen Gottslaͤſterlichen und aͤrgerli-
chen Fluchen ſchwere Verantwortung haben?

§. 60.

Jch will ſchlieſſen/ wenn ich nur noch einige Ex-
empel werde angefuͤhret haben/ wie mancher ihm das Flu-
chen endlich habe abgewehnet. Ein Kriegs Oberſter in
denen Spaniſchen Niederlanden/ hat auff Rath ſeines
Beichtvaters/ GOtt angelobet/ daß ſo offt ihm ein Fluch ent-
fahren wuͤrde/ er einen guͤldnen Knopff von ſeinem Kleide
abreiſſen/ und den Armen außtheilen wolte/ und er hat end-
lich durch dis Mittel die boͤſe Gewonheit uͤbermeiſtert. Ein
Schiffmann hat ihm feſtiglich fuͤrgenommen/ nichts an-
ders alß Waſſer zu trincken/ ſo lange biß er ihm das Fluchen
hette abgewehnet. (a.) Ein reicher Buͤrger lobte an Eides
ſtatt ſeinem Seelſorger an/ ſo offt mehr ein Fluch auß ſeinem
Munde gienge/ wolte er denen Armen einen Ducaten geben/
weil ers aber ſehr gewohnet geweſen/ iſts kommen biß auff
neun und neuntzig/ aber die Hundert nimmer voll (b.) Der
Prediger auß welchem ich dieſes anfuͤhre thut hinzu: O
welch ein ſeliges Geld iſt ihm das geweſen/ und wie Chriſt-
lich und wol hat ſein Beichtvater und Seelſorger gethan/
daß er ihn hiezu gebracht und vermanet! Es iſt freylich ein
ſeliges und wolangelegtes Gelt/ damit man eine ſolche boͤſe
Gewonheit abkaufft/ und were zu wuͤnſchen/ daß dieſe Leute
viel Nachfolger hetten/ Ein ander befahl ſeiner Frauen/ daß
ſie jedesmahl/ wenn ſie einen Fluch oder liederlichen Schwur
von ihm hoͤrete/ (daruͤber ſie ihm offt mit gottſeligen Eiffer

und
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[0117] loſen Fluͤche und Laͤſterungen nicht auß der Acht gelaſſen werden/ und ſo der Menſch Rechenſchafft geben ſoll am Juͤngſten Tage von einem jedweden unnuͤtzen (eiteln/ leeren) Worte/ (daß wie eine taube Nuß/ oder leerer Halm iſt darinnen kein Kern oder Korn/ zur Beſſerung und Erbauung zu finden) Math. XII. 36. Wie viel mehr wird er von dem erſchrecklichen Gottslaͤſterlichen und aͤrgerli- chen Fluchen ſchwere Verantwortung haben? §. 60.Jch will ſchlieſſen/ wenn ich nur noch einige Ex- empel werde angefuͤhret haben/ wie mancher ihm das Flu- chen endlich habe abgewehnet. Ein Kriegs Oberſter in denen Spaniſchen Niederlanden/ hat auff Rath ſeines Beichtvaters/ GOtt angelobet/ daß ſo offt ihm ein Fluch ent- fahren wuͤrde/ er einen guͤldnen Knopff von ſeinem Kleide abreiſſen/ und den Armen außtheilen wolte/ und er hat end- lich durch dis Mittel die boͤſe Gewonheit uͤbermeiſtert. Ein Schiffmann hat ihm feſtiglich fuͤrgenommen/ nichts an- ders alß Waſſer zu trincken/ ſo lange biß er ihm das Fluchen hette abgewehnet. ⁽a.⁾ Ein reicher Buͤrger lobte an Eides ſtatt ſeinem Seelſorger an/ ſo offt mehr ein Fluch auß ſeinem Munde gienge/ wolte er denen Armen einen Ducaten geben/ weil ers aber ſehr gewohnet geweſen/ iſts kommen biß auff neun und neuntzig/ aber die Hundert nimmer voll ⁽b.⁾ Der Prediger auß welchem ich dieſes anfuͤhre thut hinzu: O welch ein ſeliges Geld iſt ihm das geweſen/ und wie Chriſt- lich und wol hat ſein Beichtvater und Seelſorger gethan/ daß er ihn hiezu gebracht und vermanet! Es iſt freylich ein ſeliges und wolangelegtes Gelt/ damit man eine ſolche boͤſe Gewonheit abkaufft/ und were zu wuͤnſchen/ daß dieſe Leute viel Nachfolger hetten/ Ein ander befahl ſeiner Frauen/ daß ſie jedesmahl/ wenn ſie einen Fluch oder liederlichen Schwur von ihm hoͤrete/ (daruͤber ſie ihm offt mit gottſeligen Eiffer und

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/117>, abgerufen am 28.03.2024.