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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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denn seiner Gewonheit nach abermahl Stösse außgegeben/
wenig aber eingenommen/ so daß man auch über seine Stär-
cke sich verwundert und seltzame Gedancken zu haben ange-
fangen: Alß er Abends nebst seiner Schwester zu Hause
gangen/ gieng der Satan vor ihm her/ und bließ gleichsam
eine Trompete/ welches zwar die Schwester auch gehöret/
niemand aber gesehen/ sondern vermeinet/ daß etwa an ei-
nem Ort Handwercksburße bey einander weren/ die solcher
Musick sich zur Lust bedienten.

§. 24.

Bald nachher (weil er keine Ruhe hatte/ und im-
mer ungezähmt und in gottloser Freyheit zu leben verlan-
gete/) machte Peter seinen Abscheid/ Reisete auff Halber-
stadt/ Wernigeroda und Quedlinburg/ weil er an denen letz-
ten beiden Oertern/ Anverwandten wohnen hatte/ kömpt
wider auff Halle/ und alß er in Willens war/ auff Leipzig/
und weiter in Schlesien zu reisen (weil ihm dorten ei-
ner hatte Hoffnung gemacht/ Er wolte ihn zu einem Feld-
Trompeter thun/ die Kosten für ihm zahlen/ und dessen Kunst
ihn lernen lassen/) verirret er/ und kömt/ weiß nicht wie/ auff
den Weg nach Magdeburg/ und alß er demselben eine gute
Weile gefolget/ und ihm etliche Fuhrwagen entgegen kom-
men/ fraget er: Ob dis der rechte Weg nach Leipzig sey?
Wie ihm aber/ daß er nach Magdeburg gehe/ geantwortet
wird/ erzürnet er sich zwar und fluchet hefftig/ gehet jedoch
fort/ Vorhabens daselbst sein Glück zu suchen:

§. 25.

Und also kömt er endlich/ umb das Michaelis
Fest ungefehr/ anhero nach Magdeburg/ kehret ein in einen
wolbekanten Gasthoff/ und versuchet/ ob er in demselben
oder in einem andern/ für einen Haußknecht konte wider un-
terkommen? Alß solches nicht gelingen wollen/ suchet er bey
einem vornehmen Mann für einen Gutscher sich bestellen

zu

denn ſeiner Gewonheit nach abermahl Stoͤſſe außgegeben/
wenig aber eingenommen/ ſo daß man auch uͤber ſeine Staͤr-
cke ſich verwundert und ſeltzame Gedancken zu haben ange-
fangen: Alß er Abends nebſt ſeiner Schweſter zu Hauſe
gangen/ gieng der Satan vor ihm her/ und bließ gleichſam
eine Trompete/ welches zwar die Schweſter auch gehoͤret/
niemand aber geſehen/ ſondern vermeinet/ daß etwa an ei-
nem Ort Handwercksburße bey einander weren/ die ſolcher
Muſick ſich zur Luſt bedienten.

§. 24.

Bald nachher (weil er keine Ruhe hatte/ und im-
mer ungezaͤhmt und in gottloſer Freyheit zu leben verlan-
gete/) machte Peter ſeinen Abſcheid/ Reiſete auff Halber-
ſtadt/ Wernigeroda und Quedlinburg/ weil er an denen letz-
ten beiden Oertern/ Anverwandten wohnen hatte/ koͤmpt
wider auff Halle/ und alß er in Willens war/ auff Leipzig/
und weiter in Schleſien zu reiſen (weil ihm dorten ei-
ner hatte Hoffnung gemacht/ Er wolte ihn zu einem Feld-
Trompeter thun/ die Koſten fuͤr ihm zahlen/ und deſſen Kunſt
ihn lernen laſſen/) verirret er/ und koͤmt/ weiß nicht wie/ auff
den Weg nach Magdeburg/ und alß er demſelben eine gute
Weile gefolget/ und ihm etliche Fuhrwagen entgegen kom-
men/ fraget er: Ob dis der rechte Weg nach Leipzig ſey?
Wie ihm aber/ daß er nach Magdeburg gehe/ geantwortet
wird/ erzuͤrnet er ſich zwar und fluchet hefftig/ gehet jedoch
fort/ Vorhabens daſelbſt ſein Gluͤck zu ſuchen:

§. 25.

Und alſo koͤmt er endlich/ umb das Michaelis
Feſt ungefehr/ anhero nach Magdeburg/ kehret ein in einen
wolbekanten Gaſthoff/ und verſuchet/ ob er in demſelben
oder in einem andern/ fuͤr einen Haußknecht konte wider un-
terkommen? Alß ſolches nicht gelingen wollen/ ſuchet er bey
einem vornehmen Mann fuͤr einen Gutſcher ſich beſtellen

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[0134] denn ſeiner Gewonheit nach abermahl Stoͤſſe außgegeben/ wenig aber eingenommen/ ſo daß man auch uͤber ſeine Staͤr- cke ſich verwundert und ſeltzame Gedancken zu haben ange- fangen: Alß er Abends nebſt ſeiner Schweſter zu Hauſe gangen/ gieng der Satan vor ihm her/ und bließ gleichſam eine Trompete/ welches zwar die Schweſter auch gehoͤret/ niemand aber geſehen/ ſondern vermeinet/ daß etwa an ei- nem Ort Handwercksburße bey einander weren/ die ſolcher Muſick ſich zur Luſt bedienten. §. 24.Bald nachher (weil er keine Ruhe hatte/ und im- mer ungezaͤhmt und in gottloſer Freyheit zu leben verlan- gete/) machte Peter ſeinen Abſcheid/ Reiſete auff Halber- ſtadt/ Wernigeroda und Quedlinburg/ weil er an denen letz- ten beiden Oertern/ Anverwandten wohnen hatte/ koͤmpt wider auff Halle/ und alß er in Willens war/ auff Leipzig/ und weiter in Schleſien zu reiſen (weil ihm dorten ei- ner hatte Hoffnung gemacht/ Er wolte ihn zu einem Feld- Trompeter thun/ die Koſten fuͤr ihm zahlen/ und deſſen Kunſt ihn lernen laſſen/) verirret er/ und koͤmt/ weiß nicht wie/ auff den Weg nach Magdeburg/ und alß er demſelben eine gute Weile gefolget/ und ihm etliche Fuhrwagen entgegen kom- men/ fraget er: Ob dis der rechte Weg nach Leipzig ſey? Wie ihm aber/ daß er nach Magdeburg gehe/ geantwortet wird/ erzuͤrnet er ſich zwar und fluchet hefftig/ gehet jedoch fort/ Vorhabens daſelbſt ſein Gluͤck zu ſuchen: §. 25.Und alſo koͤmt er endlich/ umb das Michaelis Feſt ungefehr/ anhero nach Magdeburg/ kehret ein in einen wolbekanten Gaſthoff/ und verſuchet/ ob er in demſelben oder in einem andern/ fuͤr einen Haußknecht konte wider un- terkommen? Alß ſolches nicht gelingen wollen/ ſuchet er bey einem vornehmen Mann fuͤr einen Gutſcher ſich beſtellen zu

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/134>, abgerufen am 16.04.2024.