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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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§. 27.

Jn seinem Soldaten Stande/ sätzte er nun sein
voriges Sünden Leben (mit welchem er nach dem eusserli-
chen Schein/ in Hoffnung einiger Befoderung/ bißhero hat-
te einen Anstand gemacht) wider fort/ kam in keine Kirche/
und wenn er schon hinnein kam/ konte er nicht drinnen dau-
ren/ Er hatte einen Cammeraden bey sich im Quartier/ und
in einem Bette liegen/ welchen er manchmahl/ wenn er gesun-
gen und gebetet verspottet und verlachet hat/ wenn er schon
ihm fürnahm ein geistliches Lied zu singen/ so hatte er doch
bald einen Eckel daran/ wenn er aber Schand- und Buhlen-
Lieder sang/ so freuete und spielte ihm sein Hertz im Leibe/
wie er selbst redete/ alß er ein solches Lied/ hernach/ da seine
Noth angieng/ von sich gabe.

§. 28.

Weil aber die hiesige Churfürstl. Guarnison, auf
des Herrn Gouverneurs, Jhr. Fürstl. Durchlauchtigk. zu
Schleßwig/ Hollstein/ Hochlöblichen Christlichen Befehl/
sich des Sontags früh zu der Predigt anfinden muß/ ei-
nem jedweden jedoch freygestellet wird/ so er der Evangeli-
schen Lutherischen Bekäntniß nicht zugethan ist/ daß er sich
zu seinen Religions-Verwandten und deren Ubung finden
mag/ hat sich Peter zu denen Päpstischen geschlagen/ und ist
nebst andern in S. Agnes Kloßter/ so in der Neustadt lieget/
hinnaußgangen/ und von männiglichen vor einen Römisch-
Catholischen gehalten worden/ wiewol er dort auch des
Gottesdiensts sich nicht angenommen/ sondern nur dar-
umb zu diesen sich gesellet/ weiln er draussen mehr Freyheit
hatte/ und an stat der Kirchen die Schencke erwehlen konte/ denn
es wahr ihm damahls eine Religion wie die andere/ und
gieng ihm nichts zu Hertzen.

§. 29.

Am Neuen-Jahrs Tage nun dieses 1672. Jahrs/
gehet er zwar seiner Gewonheit nach/ nebst andern hinnauß/

zu
§. 27.

Jn ſeinem Soldaten Stande/ ſaͤtzte er nun ſein
voriges Suͤnden Leben (mit welchem er nach dem euſſerli-
chen Schein/ in Hoffnung einiger Befoderung/ bißhero hat-
te einen Anſtand gemacht) wider fort/ kam in keine Kirche/
und wenn er ſchon hinnein kam/ konte er nicht drinnen dau-
ren/ Er hatte einen Cammeraden bey ſich im Quartier/ und
in einem Bette liegen/ welchen er manchmahl/ wenn er geſun-
gen und gebetet verſpottet und verlachet hat/ wenn er ſchon
ihm fuͤrnahm ein geiſtliches Lied zu ſingen/ ſo hatte er doch
bald einen Eckel daran/ wenn er aber Schand- und Buhlen-
Lieder ſang/ ſo freuete und ſpielte ihm ſein Hertz im Leibe/
wie er ſelbſt redete/ alß er ein ſolches Lied/ hernach/ da ſeine
Noth angieng/ von ſich gabe.

§. 28.

Weil aber die hieſige Churfuͤrſtl. Guarniſon, auf
des Herrn Gouverneurs, Jhr. Fuͤrſtl. Durchlauchtigk. zu
Schleßwig/ Hollſtein/ Hochloͤblichen Chriſtlichen Befehl/
ſich des Sontags fruͤh zu der Predigt anfinden muß/ ei-
nem jedweden jedoch freygeſtellet wird/ ſo er der Evangeli-
ſchen Lutheriſchen Bekaͤntniß nicht zugethan iſt/ daß er ſich
zu ſeinen Religions-Verwandten und deren Ubung finden
mag/ hat ſich Peter zu denen Paͤpſtiſchen geſchlagen/ und iſt
nebſt andern in S. Agnes Kloßter/ ſo in der Neuſtadt lieget/
hinnaußgangen/ und von maͤnniglichen vor einen Roͤmiſch-
Catholiſchen gehalten worden/ wiewol er dort auch des
Gottesdienſts ſich nicht angenommen/ ſondern nur dar-
umb zu dieſen ſich geſellet/ weiln er drauſſen mehr Freyheit
hatte/ und an ſtat der Kiꝛchen die Schencke eꝛwehlen konte/ deñ
es wahr ihm damahls eine Religion wie die andere/ und
gieng ihm nichts zu Hertzen.

§. 29.

Am Neuen-Jahrs Tage nun dieſes 1672. Jahrs/
gehet er zwar ſeiner Gewonheit nach/ nebſt andern hinnauß/

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[0136] §. 27.Jn ſeinem Soldaten Stande/ ſaͤtzte er nun ſein voriges Suͤnden Leben (mit welchem er nach dem euſſerli- chen Schein/ in Hoffnung einiger Befoderung/ bißhero hat- te einen Anſtand gemacht) wider fort/ kam in keine Kirche/ und wenn er ſchon hinnein kam/ konte er nicht drinnen dau- ren/ Er hatte einen Cammeraden bey ſich im Quartier/ und in einem Bette liegen/ welchen er manchmahl/ wenn er geſun- gen und gebetet verſpottet und verlachet hat/ wenn er ſchon ihm fuͤrnahm ein geiſtliches Lied zu ſingen/ ſo hatte er doch bald einen Eckel daran/ wenn er aber Schand- und Buhlen- Lieder ſang/ ſo freuete und ſpielte ihm ſein Hertz im Leibe/ wie er ſelbſt redete/ alß er ein ſolches Lied/ hernach/ da ſeine Noth angieng/ von ſich gabe. §. 28.Weil aber die hieſige Churfuͤrſtl. Guarniſon, auf des Herrn Gouverneurs, Jhr. Fuͤrſtl. Durchlauchtigk. zu Schleßwig/ Hollſtein/ Hochloͤblichen Chriſtlichen Befehl/ ſich des Sontags fruͤh zu der Predigt anfinden muß/ ei- nem jedweden jedoch freygeſtellet wird/ ſo er der Evangeli- ſchen Lutheriſchen Bekaͤntniß nicht zugethan iſt/ daß er ſich zu ſeinen Religions-Verwandten und deren Ubung finden mag/ hat ſich Peter zu denen Paͤpſtiſchen geſchlagen/ und iſt nebſt andern in S. Agnes Kloßter/ ſo in der Neuſtadt lieget/ hinnaußgangen/ und von maͤnniglichen vor einen Roͤmiſch- Catholiſchen gehalten worden/ wiewol er dort auch des Gottesdienſts ſich nicht angenommen/ ſondern nur dar- umb zu dieſen ſich geſellet/ weiln er drauſſen mehr Freyheit hatte/ und an ſtat der Kiꝛchen die Schencke eꝛwehlen konte/ deñ es wahr ihm damahls eine Religion wie die andere/ und gieng ihm nichts zu Hertzen. §. 29.Am Neuen-Jahrs Tage nun dieſes 1672. Jahrs/ gehet er zwar ſeiner Gewonheit nach/ nebſt andern hinnauß/ zu

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/136>, abgerufen am 29.03.2024.