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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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fragte nach dis oder jenes/ und stellete sich kürtzlich also/
daß man wol mercken konte/ daß sein Hertz fest verschlossen
war/ und daß sein Gemüth/ welches der Satan so lang be-
herschet/ eine Abkehr und Eckel hatte/ an geistlichen und
göttlichen Dingen. Einsmahl alß obgemeldter mein
Herr Collega bey ihm war/ und in dem eiffrigen Zureden
wie die thun/ denen es ein Ernst ist/ die Hand bewegte/ und
dieselbe auff ihn richtete/ hat er dessen gespottet und hönisch
gesaget; Er könte auch wol so mit der Hand thun/ was
das bedeuten solte?

§. 45.

Alß ich einsmahl früh zu ihm kam/ und aller-
ley Dinge/ so ich vermeinte nötig zu seyn/ mit ihm redete/
und mich öffters auf GOttes Wort berieff/ auch die Bibel/
so ich nebst andern gottseligen Büchern auff dem Tisch für
mir liegen hatte/ zuweiln auffschlug/ und ihn die angezoge-
ne Sprüche hieß selbst lesen/ oder sie ihm fürlase: Sagte
er mit einem verstörten und starr auff mich gerichteten Ge-
sicht/ (alß ich sonst nicht bey ihm gewohnet war/) Was denn
die heilige Schrifft oder die Bibel were? Alß ich ihm ant-
wortete/ es were die himlische und ewige Warheit/ die uns
GOtt offenbaret hette/ ihn nach seinem göttlichen Wesen
und Willen daraus zu erkennen/ und uns darauß zur See-
ligkeit zu unterrichten/ voll göttlicher Krafft und Weißheit/
sagte er/ mit hönischen/ und seltzamen Gelaß/ die Bibel we-
re ein Lügenbuch/ es stünden viel Lügen darinn/ und wenn
es die himlische Warheit und eine göttliche Krafft were/
warumb es ihm denn nicht ans Hertz gienge? Warumb
sein Hertz dadurch nicht geendert würde?

§. 46.

Alß ihm zur Antwort gegeben ward: Es hieß
ihn solches der Teuffel alß ein Ertzlügner und Feind göttli-
ches Wortes reden/ die Bibel were ein Buch darinnen kei-

ne
Q iij

fragte nach dis oder jenes/ und ſtellete ſich kuͤrtzlich alſo/
daß man wol mercken konte/ daß ſein Hertz feſt verſchloſſen
war/ und daß ſein Gemuͤth/ welches der Satan ſo lang be-
herſchet/ eine Abkehr und Eckel hatte/ an geiſtlichen und
goͤttlichen Dingen. Einsmahl alß obgemeldter mein
Herr Collega bey ihm war/ und in dem eiffrigen Zureden
wie die thun/ denen es ein Ernſt iſt/ die Hand bewegte/ und
dieſelbe auff ihn richtete/ hat er deſſen geſpottet und hoͤniſch
geſaget; Er koͤnte auch wol ſo mit der Hand thun/ was
das bedeuten ſolte?

§. 45.

Alß ich einsmahl fruͤh zu ihm kam/ und aller-
ley Dinge/ ſo ich vermeinte noͤtig zu ſeyn/ mit ihm redete/
und mich oͤffters auf GOttes Wort berieff/ auch die Bibel/
ſo ich nebſt andern gottſeligen Buͤchern auff dem Tiſch fuͤr
mir liegen hatte/ zuweiln auffſchlug/ und ihn die angezoge-
ne Spruͤche hieß ſelbſt leſen/ oder ſie ihm fuͤrlaſe: Sagte
er mit einem verſtoͤrten und ſtarr auff mich gerichteten Ge-
ſicht/ (alß ich ſonſt nicht bey ihm gewohnet war/) Was deñ
die heilige Schrifft oder die Bibel were? Alß ich ihm ant-
wortete/ es were die himliſche und ewige Warheit/ die uns
GOtt offenbaret hette/ ihn nach ſeinem goͤttlichen Weſen
und Willen daraus zu erkennen/ und uns darauß zur See-
ligkeit zu unterrichten/ voll goͤttlicher Krafft und Weißheit/
ſagte er/ mit hoͤniſchen/ und ſeltzamen Gelaß/ die Bibel we-
re ein Luͤgenbuch/ es ſtuͤnden viel Luͤgen darinn/ und wenn
es die himliſche Warheit und eine goͤttliche Krafft were/
warumb es ihm denn nicht ans Hertz gienge? Warumb
ſein Hertz dadurch nicht geendert wuͤrde?

§. 46.

Alß ihm zur Antwort gegeben ward: Es hieß
ihn ſolches der Teuffel alß ein Ertzluͤgner und Feind goͤttli-
ches Wortes reden/ die Bibel were ein Buch darinnen kei-

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[0147] fragte nach dis oder jenes/ und ſtellete ſich kuͤrtzlich alſo/ daß man wol mercken konte/ daß ſein Hertz feſt verſchloſſen war/ und daß ſein Gemuͤth/ welches der Satan ſo lang be- herſchet/ eine Abkehr und Eckel hatte/ an geiſtlichen und goͤttlichen Dingen. Einsmahl alß obgemeldter mein Herr Collega bey ihm war/ und in dem eiffrigen Zureden wie die thun/ denen es ein Ernſt iſt/ die Hand bewegte/ und dieſelbe auff ihn richtete/ hat er deſſen geſpottet und hoͤniſch geſaget; Er koͤnte auch wol ſo mit der Hand thun/ was das bedeuten ſolte? §. 45.Alß ich einsmahl fruͤh zu ihm kam/ und aller- ley Dinge/ ſo ich vermeinte noͤtig zu ſeyn/ mit ihm redete/ und mich oͤffters auf GOttes Wort berieff/ auch die Bibel/ ſo ich nebſt andern gottſeligen Buͤchern auff dem Tiſch fuͤr mir liegen hatte/ zuweiln auffſchlug/ und ihn die angezoge- ne Spruͤche hieß ſelbſt leſen/ oder ſie ihm fuͤrlaſe: Sagte er mit einem verſtoͤrten und ſtarr auff mich gerichteten Ge- ſicht/ (alß ich ſonſt nicht bey ihm gewohnet war/) Was deñ die heilige Schrifft oder die Bibel were? Alß ich ihm ant- wortete/ es were die himliſche und ewige Warheit/ die uns GOtt offenbaret hette/ ihn nach ſeinem goͤttlichen Weſen und Willen daraus zu erkennen/ und uns darauß zur See- ligkeit zu unterrichten/ voll goͤttlicher Krafft und Weißheit/ ſagte er/ mit hoͤniſchen/ und ſeltzamen Gelaß/ die Bibel we- re ein Luͤgenbuch/ es ſtuͤnden viel Luͤgen darinn/ und wenn es die himliſche Warheit und eine goͤttliche Krafft were/ warumb es ihm denn nicht ans Hertz gienge? Warumb ſein Hertz dadurch nicht geendert wuͤrde? §. 46.Alß ihm zur Antwort gegeben ward: Es hieß ihn ſolches der Teuffel alß ein Ertzluͤgner und Feind goͤttli- ches Wortes reden/ die Bibel were ein Buch darinnen kei- ne Q iij

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/147>, abgerufen am 29.03.2024.