Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmerkung 5. Ich kann die Angaben, welche Wilson in dem einst solches Aufsehen erregenden Buche von Keate "An Account of the Pelew Islands etc. London 1788" pag. 234-236 über diesen Orden und die bei seiner Verleihung beobachteten Gebräuche gemacht hat, durchaus bestätigen. Ueberhaupt möchte ich hier ein Wort für die oft angezweifelte Glaubwürdigkeit des englischen Seemannes einlegen. Ich für meinen Theil habe seine Angaben durchweg bestätigt gefunden, und ich finde in seinen Schilderungen eine solche Wahrheitsliebe, verbunden mit guter Beobachtungsgabe und Kritik, dass ich wünschen möchte, die gleichen Eigenschaften in demselben Masse bei allen späteren Reisenden wiederzufinden. Leider ist dies durchaus nicht der Fall, und während ich geneigt bin, die schlichten Erzählungen des gut beobachtenden einfachen Seemannes durchaus als glaubwürdig und richtig anzunehmen, hat mich auf anderem Boden die eigene Erfahrung gelehrt, wie oberflächlich und falsch oft die Bemerkungen berühmter Gelehrter und Reisender sind. Es scheint in der That keine leichte Kunst zu sein, neben der Gelehrsamkeit sich auch die, ich möchte sagen, unschuldige Naivität und Beobachtungsgabe zu bewahren, wie sie oft ungelehrten, aber desswegen auch nicht von grossartigen Theoremen beeinflussten Reisenden eigen zu sein pflegt. Wilson beschreibt die an ihm selbst vollführte Ceremonie des Anlegens des Knochenordens, und fügt dann eine kurze Ermahnung des Königs hinzu, "dass der Knochen täglich von ihm blank gerieben und als ein Zeichen seines nun angenommenen Ranges behalten werden müsse; dass dieses Zeichen seiner Würde von ihm tapfer zu vertheidigen sei und er eher den Tod erdulden müsse, als zu gestatten, dass man ihm dasselbe abnehme."

Anmerkung 6. Unter diesem Namen findet man in den älteren spanischen Schriftstellern den dujong häufig erwähnt; leider aber sind die über ihn mitgetheilten Notizen so dürftig--theilweise auch ganz abentheuerlich--, dass eigentlich daraus nur die frühere bedeutende Häufigkeit des Thieres zu ersehen ist. Ob die zweifellose Abnahme der Zahl derselben lediglich auf Rechnung der Verfolgung durch den Menschen zu setzen ist, wird kaum zu entscheiden sein. Wenn ich den Angaben der Bewohner der Pelew-Inseln Glauben schenken darf, so muss der dujong im stillen Ocean früher nicht gerade selten gewesen, jetzt dagegen gänzlich ausgestorben sein. Das gleiche Schicksal theilt, wie es scheint, das Krokodil (Crocodilus biporcatus Cav.). Es ist dies, das Meer wie die Seen und Flüsse gleichzeitig, bewohnende Krokodil ungemein weit verbreitet, nemlich von den Mascarenen an bis nach Nord-Australien und den Fidji-Inseln (S. Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Crocodiliden pag. 53). Kotzebue fand es auf seiner Reise um die Welt (Bd. III. pag. 189) auch auf den Pelew-Inseln. Während meines zehnmonatlichen Aufenthaltes dort im Jahr 1862 hörte ich weder von einem Unglück, noch von dem Fang eines solchen Thieres; ein halb zerschlagener Schädel war das Einzige, was ich dort fand. Auch sagten mir die Eingebornen auf Befragen, dass das Thier jetzt sehr selten geworden sei.

Anmerkung 5. Ich kann die Angaben, welche Wilson in dem einst solches Aufsehen erregenden Buche von Keate “An Account of the Pelew Islands etc. London 1788” pag. 234–236 über diesen Orden und die bei seiner Verleihung beobachteten Gebräuche gemacht hat, durchaus bestätigen. Ueberhaupt möchte ich hier ein Wort für die oft angezweifelte Glaubwürdigkeit des englischen Seemannes einlegen. Ich für meinen Theil habe seine Angaben durchweg bestätigt gefunden, und ich finde in seinen Schilderungen eine solche Wahrheitsliebe, verbunden mit guter Beobachtungsgabe und Kritik, dass ich wünschen möchte, die gleichen Eigenschaften in demselben Masse bei allen späteren Reisenden wiederzufinden. Leider ist dies durchaus nicht der Fall, und während ich geneigt bin, die schlichten Erzählungen des gut beobachtenden einfachen Seemannes durchaus als glaubwürdig und richtig anzunehmen, hat mich auf anderem Boden die eigene Erfahrung gelehrt, wie oberflächlich und falsch oft die Bemerkungen berühmter Gelehrter und Reisender sind. Es scheint in der That keine leichte Kunst zu sein, neben der Gelehrsamkeit sich auch die, ich möchte sagen, unschuldige Naivität und Beobachtungsgabe zu bewahren, wie sie oft ungelehrten, aber desswegen auch nicht von grossartigen Theoremen beeinflussten Reisenden eigen zu sein pflegt. Wilson beschreibt die an ihm selbst vollführte Ceremonie des Anlegens des Knochenordens, und fügt dann eine kurze Ermahnung des Königs hinzu, “dass der Knochen täglich von ihm blank gerieben und als ein Zeichen seines nun angenommenen Ranges behalten werden müsse; dass dieses Zeichen seiner Würde von ihm tapfer zu vertheidigen sei und er eher den Tod erdulden müsse, als zu gestatten, dass man ihm dasselbe abnehme.”

Anmerkung 6. Unter diesem Namen findet man in den älteren spanischen Schriftstellern den dujong häufig erwähnt; leider aber sind die über ihn mitgetheilten Notizen so dürftig—theilweise auch ganz abentheuerlich—, dass eigentlich daraus nur die frühere bedeutende Häufigkeit des Thieres zu ersehen ist. Ob die zweifellose Abnahme der Zahl derselben lediglich auf Rechnung der Verfolgung durch den Menschen zu setzen ist, wird kaum zu entscheiden sein. Wenn ich den Angaben der Bewohner der Pelew-Inseln Glauben schenken darf, so muss der dujong im stillen Ocean früher nicht gerade selten gewesen, jetzt dagegen gänzlich ausgestorben sein. Das gleiche Schicksal theilt, wie es scheint, das Krokodil (Crocodilus biporcatus Cav.). Es ist dies, das Meer wie die Seen und Flüsse gleichzeitig, bewohnende Krokodil ungemein weit verbreitet, nemlich von den Mascarenen an bis nach Nord-Australien und den Fidji-Inseln (S. Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Crocodiliden pag. 53). Kotzebue fand es auf seiner Reise um die Welt (Bd. III. pag. 189) auch auf den Pelew-Inseln. Während meines zehnmonatlichen Aufenthaltes dort im Jahr 1862 hörte ich weder von einem Unglück, noch von dem Fang eines solchen Thieres; ein halb zerschlagener Schädel war das Einzige, was ich dort fand. Auch sagten mir die Eingebornen auf Befragen, dass das Thier jetzt sehr selten geworden sei.

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p xml:id="n2.4">
            <pb facs="#f0113" n="113"/>
          </p>
          <p xml:id="n2.5"><hi rendition="#g">Anmerkung 5</hi>. Ich kann die Angaben,
                         welche Wilson in dem einst solches Aufsehen erregenden Buche von Keate
                         &#x201C;An Account of the Pelew Islands etc. London 1788&#x201D; pag.
                         234&#x2013;236 über diesen Orden und die bei seiner Verleihung
                         beobachteten Gebräuche gemacht hat, durchaus bestätigen.
                         Ueberhaupt möchte ich hier ein Wort für die oft angezweifelte
                         Glaubwürdigkeit des englischen Seemannes einlegen. Ich für meinen
                         Theil habe seine Angaben durchweg bestätigt gefunden, und ich finde in
                         seinen Schilderungen eine solche Wahrheitsliebe, verbunden mit guter
                         Beobachtungsgabe und Kritik, dass ich wünschen möchte, die
                         gleichen Eigenschaften in demselben Masse bei allen späteren Reisenden
                         wiederzufinden. Leider ist dies durchaus nicht der Fall, und während
                         ich geneigt bin, die schlichten Erzählungen des gut beobachtenden
                         einfachen Seemannes durchaus als glaubwürdig und richtig anzunehmen,
                         hat mich auf anderem Boden die eigene Erfahrung gelehrt, wie
                         oberflächlich und falsch oft die Bemerkungen berühmter Gelehrter
                         und Reisender sind. Es scheint in der That keine leichte Kunst zu sein,
                         neben der Gelehrsamkeit sich auch die, ich möchte sagen, unschuldige
                         Naivität und Beobachtungsgabe zu bewahren, wie sie oft ungelehrten,
                         aber desswegen auch nicht von grossartigen Theoremen beeinflussten Reisenden
                         eigen zu sein pflegt. Wilson beschreibt die an ihm selbst vollführte
                         Ceremonie des Anlegens des Knochenordens, und fügt dann eine kurze
                         Ermahnung des Königs hinzu, &#x201C;dass der Knochen täglich von
                         ihm blank gerieben und als ein Zeichen seines nun angenommenen Ranges
                         behalten werden müsse; dass dieses Zeichen seiner Würde von ihm
                         tapfer zu vertheidigen sei und er eher den Tod erdulden müsse, als zu
                         gestatten, dass man ihm dasselbe abnehme.&#x201D; </p>
          <p xml:id="n2.6"><hi rendition="#g">Anmerkung 6</hi>. Unter diesem Namen findet
                         man in den älteren spanischen Schriftstellern den dujong häufig
                         erwähnt; leider aber sind die über ihn mitgetheilten Notizen so
                         dürftig&#x2014;theilweise auch ganz abentheuerlich&#x2014;, dass
                         eigentlich daraus nur die frühere bedeutende Häufigkeit des
                         Thieres zu ersehen ist. Ob die zweifellose Abnahme der Zahl derselben
                         lediglich auf Rechnung der Verfolgung durch den Menschen zu setzen ist, wird
                         kaum zu entscheiden sein. Wenn ich den Angaben der Bewohner der Pelew-Inseln
                         Glauben schenken darf, so muss der dujong im stillen Ocean früher nicht
                         gerade selten gewesen, jetzt dagegen gänzlich ausgestorben sein. Das
                         gleiche Schicksal theilt, wie es scheint, das Krokodil (Crocodilus
                         biporcatus Cav.)<corr>.</corr> Es ist dies, das Meer wie die Seen und
                         Flüsse gleichzeitig, bewohnende Krokodil ungemein weit verbreitet,
                         nemlich von den Mascarenen an bis nach Nord-Australien und den Fidji-Inseln
                         (S. Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Crocodiliden pag. 53).
                         Kotzebue fand es auf seiner Reise um die Welt (Bd. III. pag. 189) auch auf
                         den Pelew-Inseln. Während meines zehnmonatlichen Aufenthaltes dort im
                         Jahr 1862 hörte ich weder von einem Unglück, noch von dem Fang
                         eines solchen Thieres; ein halb zerschlagener Schädel war das Einzige,
                         was ich dort fand. Auch sagten mir die Eingebornen auf Befragen, dass das
                         Thier jetzt sehr selten geworden sei.
</p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[113/0113] Anmerkung 5. Ich kann die Angaben, welche Wilson in dem einst solches Aufsehen erregenden Buche von Keate “An Account of the Pelew Islands etc. London 1788” pag. 234–236 über diesen Orden und die bei seiner Verleihung beobachteten Gebräuche gemacht hat, durchaus bestätigen. Ueberhaupt möchte ich hier ein Wort für die oft angezweifelte Glaubwürdigkeit des englischen Seemannes einlegen. Ich für meinen Theil habe seine Angaben durchweg bestätigt gefunden, und ich finde in seinen Schilderungen eine solche Wahrheitsliebe, verbunden mit guter Beobachtungsgabe und Kritik, dass ich wünschen möchte, die gleichen Eigenschaften in demselben Masse bei allen späteren Reisenden wiederzufinden. Leider ist dies durchaus nicht der Fall, und während ich geneigt bin, die schlichten Erzählungen des gut beobachtenden einfachen Seemannes durchaus als glaubwürdig und richtig anzunehmen, hat mich auf anderem Boden die eigene Erfahrung gelehrt, wie oberflächlich und falsch oft die Bemerkungen berühmter Gelehrter und Reisender sind. Es scheint in der That keine leichte Kunst zu sein, neben der Gelehrsamkeit sich auch die, ich möchte sagen, unschuldige Naivität und Beobachtungsgabe zu bewahren, wie sie oft ungelehrten, aber desswegen auch nicht von grossartigen Theoremen beeinflussten Reisenden eigen zu sein pflegt. Wilson beschreibt die an ihm selbst vollführte Ceremonie des Anlegens des Knochenordens, und fügt dann eine kurze Ermahnung des Königs hinzu, “dass der Knochen täglich von ihm blank gerieben und als ein Zeichen seines nun angenommenen Ranges behalten werden müsse; dass dieses Zeichen seiner Würde von ihm tapfer zu vertheidigen sei und er eher den Tod erdulden müsse, als zu gestatten, dass man ihm dasselbe abnehme.” Anmerkung 6. Unter diesem Namen findet man in den älteren spanischen Schriftstellern den dujong häufig erwähnt; leider aber sind die über ihn mitgetheilten Notizen so dürftig—theilweise auch ganz abentheuerlich—, dass eigentlich daraus nur die frühere bedeutende Häufigkeit des Thieres zu ersehen ist. Ob die zweifellose Abnahme der Zahl derselben lediglich auf Rechnung der Verfolgung durch den Menschen zu setzen ist, wird kaum zu entscheiden sein. Wenn ich den Angaben der Bewohner der Pelew-Inseln Glauben schenken darf, so muss der dujong im stillen Ocean früher nicht gerade selten gewesen, jetzt dagegen gänzlich ausgestorben sein. Das gleiche Schicksal theilt, wie es scheint, das Krokodil (Crocodilus biporcatus Cav.). Es ist dies, das Meer wie die Seen und Flüsse gleichzeitig, bewohnende Krokodil ungemein weit verbreitet, nemlich von den Mascarenen an bis nach Nord-Australien und den Fidji-Inseln (S. Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Crocodiliden pag. 53). Kotzebue fand es auf seiner Reise um die Welt (Bd. III. pag. 189) auch auf den Pelew-Inseln. Während meines zehnmonatlichen Aufenthaltes dort im Jahr 1862 hörte ich weder von einem Unglück, noch von dem Fang eines solchen Thieres; ein halb zerschlagener Schädel war das Einzige, was ich dort fand. Auch sagten mir die Eingebornen auf Befragen, dass das Thier jetzt sehr selten geworden sei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/113
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/113>, abgerufen am 18.04.2024.