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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
wann in solchen Fluß sie ihre Hände gewaschen/
dieselbe also balden Aussätzig geworden. Die-
ses besteiffet auch Diodorus Siculus. Es wäre
zu wünschen/ daß eine gute Anzahl Wasser-flüß
und Bäche diese Eigenschafft haben möchten;
so würde mancher leichtsinniger Eydschwur un-
terbleiben.

In Asia.

19. Jn der Jnsel Tenedo, unweit der
Gegend der zerstörten Stadt Troja gelegen/
bey einer halben Meile ausserhalb der Stadt/
zeuget man den Frembden eine/ in weissen Mar-
mor eingefaste Brunn-Quell/ oben darüber ste-
het in Griechischer Sprach geschrieben: Wer
betrübtes Hertzens ist/ der werffe einen Stein in
den Brunnen; er wird ihne/ mit frölicherm Ge-
müthe wieder heraus nehmen. Hiervon
schreibet Johann Sommer in seiner Orientali-
schen Reise/ aus eigener Erfahrung/ wie folget:
Jch/ (spricht er/) ward von etlichen Griechen
meiner Gefährden angefrischet/ einen Stein in
das Loch des Brunnens/ wo selbiger herfür quil-
let/ zu werffen; und wenn gleich ich etwas höre-
te/ solte ich darum nicht weg lauffen/ sondern den
Stein so bald wieder heraus nehmen. Jch be-
sanne mich lang/ ob ich es thun wolte/ und ge-
dachte: Sie wolten mich vexiren. Endlich/
auf langes Antreiben/ ließ ich mich bereden/ nah-

me

Von der Natur.
wann in ſolchen Fluß ſie ihre Hände gewaſchen/
dieſelbe alſo balden Auſſätzig geworden. Die-
ſes beſteiffet auch Diodorus Siculus. Es wäre
zu wünſchen/ daß eine gute Anzahl Waſſer-flüß
und Bäche dieſe Eigenſchafft haben möchten;
ſo würde mancher leichtſinniger Eydſchwur un-
terbleiben.

In Aſia.

19. Jn der Jnſel Tenedo, unweit der
Gegend der zerſtörten Stadt Troja gelegen/
bey einer halben Meile auſſerhalb der Stadt/
zeuget man den Frembden eine/ in weiſſen Mar-
mor eingefaſte Brunn-Quell/ oben darüber ſte-
het in Griechiſcher Sprach geſchrieben: Wer
betrübtes Hertzens iſt/ der werffe einen Stein in
den Brunnen; er wird ihne/ mit frölicherm Ge-
müthe wieder heraus nehmen. Hiervon
ſchreibet Johann Sommer in ſeiner Orientali-
ſchen Reiſe/ aus eigener Erfahrung/ wie folget:
Jch/ (ſpricht er/) ward von etlichen Griechen
meiner Gefährden angefriſchet/ einen Stein in
das Loch des Brunnens/ wo ſelbiger herfür quil-
let/ zu werffen; und wenn gleich ich etwas höre-
te/ ſolte ich darum nicht weg lauffen/ ſondern den
Stein ſo bald wieder heraus nehmen. Jch be-
ſanne mich lang/ ob ich es thun wolte/ und ge-
dachte: Sie wolten mich vexiren. Endlich/
auf langes Antreiben/ ließ ich mich bereden/ nah-

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[283/0385] Von der Natur. wann in ſolchen Fluß ſie ihre Hände gewaſchen/ dieſelbe alſo balden Auſſätzig geworden. Die- ſes beſteiffet auch Diodorus Siculus. Es wäre zu wünſchen/ daß eine gute Anzahl Waſſer-flüß und Bäche dieſe Eigenſchafft haben möchten; ſo würde mancher leichtſinniger Eydſchwur un- terbleiben. In Aſia. 19. Jn der Jnſel Tenedo, unweit der Gegend der zerſtörten Stadt Troja gelegen/ bey einer halben Meile auſſerhalb der Stadt/ zeuget man den Frembden eine/ in weiſſen Mar- mor eingefaſte Brunn-Quell/ oben darüber ſte- het in Griechiſcher Sprach geſchrieben: Wer betrübtes Hertzens iſt/ der werffe einen Stein in den Brunnen; er wird ihne/ mit frölicherm Ge- müthe wieder heraus nehmen. Hiervon ſchreibet Johann Sommer in ſeiner Orientali- ſchen Reiſe/ aus eigener Erfahrung/ wie folget: Jch/ (ſpricht er/) ward von etlichen Griechen meiner Gefährden angefriſchet/ einen Stein in das Loch des Brunnens/ wo ſelbiger herfür quil- let/ zu werffen; und wenn gleich ich etwas höre- te/ ſolte ich darum nicht weg lauffen/ ſondern den Stein ſo bald wieder heraus nehmen. Jch be- ſanne mich lang/ ob ich es thun wolte/ und ge- dachte: Sie wolten mich vexiren. Endlich/ auf langes Antreiben/ ließ ich mich bereden/ nah- me

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/385>, abgerufen am 28.03.2024.