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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
Befehlhaber daselbst/ nach Gewohnheit der Tür-
cken/ die nichts vergebens stehen lassen/ sondern
aus allem/ ihren Vortheil zu ziehen wissen/ den
Fischfang einem reichen Armenischen Kauff-
Mann um eine hohe Summa Geldes verpach-
tet/ sonsten aber männiglich auf hohe Straff ver-
botten. Der Kauff-Mann machte zwar alle
Anstalt zur Fischerey/ bekam aber an statt der
Fische eine Parthey Schlangen. Dieses hat
die nachgekommene Baschen oder Ober Befehl-
habere allhier verursacht/ daß sie biß zu dato fer-
ner sich nicht unterstanden den Fischfang zu ver-
bieten/ sondern wie vor Alters auch/ männiglich
vergünstiget. J. B. Tavernier.

In Africa.

59. Jn AEthiopia, in dem Königreich
Angote, am Gebürg Ainoro, unweit eines ziem-
lich grossen Wasser-Flusses/ welcher seinen Ur-
stand aus dem See Barceo hat/ ist ein stehender
Wasser-Pful/ den die Land-Leute den See Pon-
tii Pilati
nennen. Wann man einen Stein/
oder sonst etwas hinein wirfft/ beginnet das Was-
ser zu toben/ und lauffet mit Ungestüm über sein
Ufer/ also daß die umherliegende Gegend davon
überschwemmet wird. Wann aber nichts hin-
ein geworffen wird; so bleibet auch der See ru-
hig/ und unbeweglich. Asiat: und Africanische
Begebenheiten.

In
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Von der Natur.
Befehlhaber daſelbſt/ nach Gewohnheit der Tür-
cken/ die nichts vergebens ſtehen laſſen/ ſondern
aus allem/ ihren Vortheil zu ziehen wiſſen/ den
Fiſchfang einem reichen Armeniſchen Kauff-
Mann um eine hohe Summa Geldes verpach-
tet/ ſonſten aber männiglich auf hohe Straff ver-
botten. Der Kauff-Mann machte zwar alle
Anſtalt zur Fiſcherey/ bekam aber an ſtatt der
Fiſche eine Parthey Schlangen. Dieſes hat
die nachgekommene Baſchen oder Ober Befehl-
habere allhier verurſacht/ daß ſie biß zu dato fer-
ner ſich nicht unterſtanden den Fiſchfang zu ver-
bieten/ ſondern wie vor Alters auch/ männiglich
vergünſtiget. J. B. Tavernier.

In Africa.

59. Jn Æthiopia, in dem Königreich
Angote, am Gebürg Ainoro, unweit eines ziem-
lich groſſen Waſſer-Fluſſes/ welcher ſeinen Ur-
ſtand aus dem See Barceò hat/ iſt ein ſtehender
Waſſer-Pful/ den die Land-Leute den See Pon-
tii Pilati
nennen. Wann man einen Stein/
oder ſonſt etwas hinein wirfft/ beginnet das Waſ-
ſer zu toben/ und lauffet mit Ungeſtüm über ſein
Ufer/ alſo daß die umherliegende Gegend davon
überſchwemmet wird. Wann aber nichts hin-
ein geworffen wird; ſo bleibet auch der See ru-
hig/ und unbeweglich. Aſiat: und Africaniſche
Begebenheiten.

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[357/0459] Von der Natur. Befehlhaber daſelbſt/ nach Gewohnheit der Tür- cken/ die nichts vergebens ſtehen laſſen/ ſondern aus allem/ ihren Vortheil zu ziehen wiſſen/ den Fiſchfang einem reichen Armeniſchen Kauff- Mann um eine hohe Summa Geldes verpach- tet/ ſonſten aber männiglich auf hohe Straff ver- botten. Der Kauff-Mann machte zwar alle Anſtalt zur Fiſcherey/ bekam aber an ſtatt der Fiſche eine Parthey Schlangen. Dieſes hat die nachgekommene Baſchen oder Ober Befehl- habere allhier verurſacht/ daß ſie biß zu dato fer- ner ſich nicht unterſtanden den Fiſchfang zu ver- bieten/ ſondern wie vor Alters auch/ männiglich vergünſtiget. J. B. Tavernier. In Africa. 59. Jn Æthiopia, in dem Königreich Angote, am Gebürg Ainoro, unweit eines ziem- lich groſſen Waſſer-Fluſſes/ welcher ſeinen Ur- ſtand aus dem See Barceò hat/ iſt ein ſtehender Waſſer-Pful/ den die Land-Leute den See Pon- tii Pilati nennen. Wann man einen Stein/ oder ſonſt etwas hinein wirfft/ beginnet das Waſ- ſer zu toben/ und lauffet mit Ungeſtüm über ſein Ufer/ alſo daß die umherliegende Gegend davon überſchwemmet wird. Wann aber nichts hin- ein geworffen wird; ſo bleibet auch der See ru- hig/ und unbeweglich. Aſiat: und Africaniſche Begebenheiten. In Z 3

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/459>, abgerufen am 28.03.2024.